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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers
Autoren: Steve Erikson
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jemand, »Scalandi-Plänkler–«
    Ein Horn ertönte hoch oben auf der Mauer rechts des südlichen Turms.
    Das Getöse auf dem Todesstreifen jenseits des Durchgangs wurde lauter. Die Pflastersteine unter Grantls Füßen zitterten. Scalandi. Sie greifen in Legionen von mindestens fünftausend Mann an …
    Reihen Grauer Schwerter nahmen ein Stück weiter die Innere Hafenstraße hinunter Aufstellung – Schwertkämpfer, Armbrust- und Bogenschützen der Capanthall, die alle zusammen eine Rückzugslinie bildeten. Hinter ihnen sammelte sich eine noch größere Kompanie, die über Ballisten, Tribocke und Schleuderer verfügte – letztere mit dampfenden Eimern voll kochend heißem Kies.
    Die Nachhut kam in den Durchgang gestolpert. Speere zischten zwischen ihnen hindurch, prallten von Rüstungen und Schilden ab, und nur einer fand sein Ziel, ließ einen Soldaten mit dem Schaft im Nacken zu Boden sinken. Die ersten pannionischen Scalandi tauchten auf, geschmeidig, mit Lederhemden und Lederhelmen; sie schwenkten Speere und irgendwo aufgelesene Schwerter, und ein paar wenige hatten auch aus Weidenruten geflochtene Schilde. Sie drängten gegen die zurückweichende Linie der schweren Lestari-Infanterie, starben einer nach dem anderen, doch es kamen immer mehr, und alle stießen ein schrilles Kriegsgeschrei aus.
    »Rückzug! Rückzug!«
    Der gebrüllte Befehl zeigte unverzüglich Wirkung – die Lestari-Nachhut löste sich schlagartig aus dem Kampf, drehte sich um und rannte den Korridor entlang; sie ließen ihre Gefallenen zurück, die von den Scalandi gepackt und zurück in den Durchgang davongeschleift wurden. Dann quollen die Plänkler durch das Tor.
    Die erste Reihe der Grauen Schwerter formierte sich neu, kaum dass die Lestari an ihnen vorbei waren. Armbrüste schnalzten. Dutzende von Scalandi fielen, und ihre zuckenden Leiber behinderten die nachfolgenden Angreifer. Grantl schaute zu, wie die Grauen Schwerter ruhig nachluden.
    Ein paar aus der vordersten Reihe der Plänkler erreichten die Schwertkämpfer der Söldnertruppe und wurden allesamt niedergehauen.
    Eine zweite Welle drängte sich an ihren gefallenen Kameraden vorbei, brandete auf die Verteidiger zu.
    Sie starben unter einer weiteren Salve Armbrustbolzen. Der Durchgang begann sich allmählich mit Leichen zu füllen. Die nächste Gruppe Scalandi, die auftauchte, war unbewaffnet. Während die Grauen Schwerter erneut ihre Armbrüste nachluden, begannen die Plänkler damit, ihre Toten und Sterbenden durch den Durchgang nach draußen zu ziehen.
    Die Tür zum Turm auf der linken Seite sprang auf, was Grantl überrascht zusammenzucken ließ. Er wirbelte herum – die Hände an den Griffen seiner Gadrobi-Macheten – und sah ein halbes Dutzend Capanthall aus dem Eingang taumeln; sie keuchten und husteten und waren blutverschmiert. Unter ihnen war auch Stonny Menackis.
    Ihr Rapier war zwei Handbreit unterhalb der Spitze abgebrochen; der noch verbliebene Rest der Klinge war – einschließlich der Parierstange – dick mit Blut und anderen Dingen verschmiert, genau wie ihre behandschuhte Hand und ihr gepanzerter Unterarm. Etwas Schmieriges, das lange Fäden zog, klebte an der schmalen Klinge des Dolchs in ihrer Linken, von dem braune Soße troff. Ihre teure Lederrüstung hing in Fetzen, wobei ein diagonal geführter Hieb auch durch das wattierte Hemd gedrungen war, das sie darunter trug. Die Lederrüstung und das Hemd hingen in Streifen herunter, so dass ihre bloße rechte Brust zu sehen war, deren weiche, weiße Haut Druckstellen wie von einer Hand aufwies.
    Zunächst sah sie ihn nicht. Ihr Blick war auf den Durchgang gerichtet, wo gerade der letzte Leichnam beiseite geschafft worden war und durch den nun die nächste Woge Scalandi quoll. Die vordersten Reihen fielen den Armbrustbolzen zum Opfer, genau wie zuvor, doch die überlebenden Angreifer kamen nun auf die Verteidiger zugerannt – ein entfesselter, kreischender Mob.
    Die vier Reihen tief gestaffelt stehender Grauer Schwerter teilten sich einmal mehr, wirbelten herum und rannten davon, auf das jeweils nächste Seitengässchen rechts und links der Hafenstraße zu, wo die Bogenschützen der Capanthall standen und darauf warteten, freie Schussbahn auf die Scalandi zu bekommen.
    Stonny bellte ihren Kameraden einen Befehl zu, und der kleine Trupp wich parallel zur Mauer wieder zurück. Dann erblickte sie Grantl.
    Ihre Blicke bohrten sich ineinander.
    »Komm hier rüber, du Ochse!«, zischte sie.
    Grantl rannte zu ihnen
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