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SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit
Autoren: Steven Erikson
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sich ein Haufen verbrannter Knochen, und darauf stand ein Thron.
    Der Mann, der auf dem Thron saß, lächelte. »Wie ihr sehen könnt«, krächzte er, nachdem er sie einen Augenblick spöttisch betrachtet hatte, »habe ich mich auf eure Ankunft … vorbereitet. Oh ja, ich habe gewusst, dass ihr kommen würdet. Draconus von der Sippe Tiams. K’rul, der Öffner der Pfade.« Seine grauen Augen richteten sich auf die dritte Ältere Göttin. »Und du. Meine Liebe, ich war der Meinung, du hättest dein … altes Selbst aufgegeben. Unter den Sterblichen zu wandeln, die Rolle einer mittelmäßigen Zauberin zu spielen – welch tödliches Risiko; aber vielleicht ist es gerade das, was dich reizt, am Spiel der Sterblichen teilzunehmen. Du hast auf Schlachtfeldern gestanden, Weib. Ein einziger verirrter Pfeil, und …«Er schüttelte langsam den Kopf.
    »Wir sind gekommen«, sagte K’rul, »um deine Schreckensherrschaft zu beenden.«
    Kallor zog eine Augenbraue hoch. »Ihr würdet mir all das wegnehmen, wofür ich so hart gearbeitet habe? Fünfzig Jahre, werte Rivalen – werte Rivalin –, um einen ganzen Kontinent zu erobern. Oh, mag sein, dass Ardatha sich noch behauptet hat – sie war immer etwas zögerlich, wenn es darum ging, mir den Tribut zu zollen, der mir rechtmäßig zusteht –, aber ich habe solch unbedeutende Gesten ignoriert. Sie ist geflohen, habt ihr das gewusst? Diese Hexe. Glaubt ihr, ihr seid die Ersten, die mich herausfordern? Der Zirkel hat einen fremden Gott herabgerufen. Tja, der Versuch ist … irgendwie misslungen; immerhin hat mir das die Mühe erspart, diese Narren eigenhändig zu töten. Und der Gefallene Gott? Nun, es wird einige Zeit dauern, bis er sich erholt hat, und selbst dann – glaubt ihr wirklich, er würde sich irgendjemandes Geheiß unterwerfen? Ich hätte – «
    »Genug«, unterbrach ihn Draconus mit grollender Stimme. »Dein Geschwätz fängt allmählich an, uns zu ermüden, Kallor.«
    »Nun denn«, entgegnete der Hochkönig seufzend. Er beugte sich vor. »Ihr seid gekommen, um mein Volk von meiner tyrannischen Herrschaft zu befreien. Leider gehöre ich nicht zu denen, die so etwas jemand anderem überlassen. Euch nicht, und auch sonst niemandem.« Er lehnte sich wieder zurück, wedelte gelangweilt mit der Hand. »Aus diesem Grund werde ich das, was ihr mir verweigern wolltet, nun euch verweigern.«
    Obwohl die Wahrheit klar und deutlich vor K’ruls Augen lag, konnte er es dennoch nicht glauben. »Was hast du – «
    »Bist du blind?«, kreischte Kallor und umklammerte die Armlehnen seines Throns. »Es ist fort! Sie sind fort! Ihr wollt die Ketten zerbrechen? Na, dann los – nein, ich übergebe sie euch! Hier, alles um euch herum ist jetzt frei! Staub! Knochen! Alles ist frei!«
    »Du hast tatsächlich einen ganzen Kontinent in Schutt und Asche gelegt?«, fragte die Ältere Göttin flüsternd. »Jacuruku – «
    »Ist nicht mehr und wird auch nie mehr sein! Was ich vernichtet habe, wird niemals mehr heilen. Habt ihr mich verstanden? Niemals! Und es ist alles eure Schuld. Eure ganz allein. Sie ist mit Asche und Knochen gepflastert, diese ach so edle Straße, auf der ihr unbedingt wandeln wolltet. Eure Straße.«
    »Das können wir nicht zulassen – «
    »Es ist bereits geschehen, du dummes, närrisches Weib.«
    K’ruls Stimme ertönte im Geist seiner Artgenossen. Es muss getan werden. Ich werde einen … einen Ort für dies hier schaffen. In meinem Innern.
    Ein Gewirr, das all das hier aufnehmen soll? Entsetzen schwang in Draconus’ Frage mit. Mein Bruder – Nein, es muss getan werden. Vereint euch jetzt mit mir, denn dies zu vollbringen wird nicht einfach werden -
    Es wird dich zerbrechen, K’rul, warnte seine Schwester. Es muss eine andere Möglichkeit geben.
    Nein, es gibt keine. Diesen Kontinent so zu lassen, wie er ist … nein, diese Welt ist jung. Wenn sie eine solche Narbe tragen muss …
    Was ist mit Kallor?, wollte Draconus wissen. Was machen wir mit diesem … mit dieser Kreatur?
    Wir zeichnen ihn, erwiderte K’rul. Schließlich kennen wir seinen innigsten Wunsch, oder nicht?
    Und wie lange wird sein Leben dauern?
    Lange, meine Freunde. Sehr lange.
    Einverstanden.
    K’rul blinzelte, richtete seine dunklen, ernsten Augen auf den Hochkönig. »Kallor, für dieses Verbrechen werden wir dir eine angemessene Strafe zuteil werden lassen. Höre dies: Dir, Kallor Eiderann Tes’thesula, wird ein unendliches sterbliches Leben zuteil werden. Sterblich in dem Sinne, dass du
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