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SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit
Autoren: Steven Erikson
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überzeugen können, dass für diese beiden Kinder ein schneller Tod eine größere Gnade gewesen wäre, als das, was du getan hast, Kilava.«
    »Sie sind noch jung genug, um adoptiert zu werden …«
    »Du bist an diesen Ort gekommen, der Morn genannt wird«, unterbrach Pran Chole sie mit kalter Stimme. »Zu den Ruinen einer uralten Stadt – «
    »Die einst von den Jaghut – «
    »Nein, sie ist nicht von den Jaghut erbaut worden! Der Turm da, ja, der schon, aber der wurde erst lange danach gebaut, in der Zeit zwischen der Vernichtung der Stadt und dem T’ol Ara’d – diesem Lavastrom, der etwas begraben hat, das schon lange tot war.« Er hob die Hand, deutete hinauf zu dem in der Luft schwebenden Tor. »Das da – diese Wunde – hat die Stadt zerstört, Kilava. Das Gewirr dahinter – begreifst du es denn immer noch nicht? Es ist nicht Omtose Phellack! Sag mir eines: Wie werden solche Wunden verschlossen? Du kennst die Antwort, Knochenwerferin!«
    Die Frau drehte sich langsam um, musterte den Riss. »Wenn eine Seele diese Wunde versiegelt hat, dann hätte sie befreit werden müssen … in dem Augenblick, als die Kinder angekommen sind – «
    »Sie hätte im Tausch befreit werden müssen«, zischte Pran Chole. Zitternd wandte Kilava sich ihm wieder zu. »Aber wo ist diese Seele dann? Warum ist sie hier nicht erschienen?«
    Pran Chole drehte sich um und betrachtete die Kuppel aus Erde in der Mitte der Hügel. »Oh«, flüsterte er, »sie ist erschienen.« Er warf der Knochenwerferin einen Blick zu. »Sag mir, wirst du im Gegenzug dein eigenes Leben für diese Kinder opfern? Sie sind jetzt in einem endlosen Albtraum aus Schmerz gefangen. Geht dein Mitleid so weit, dass du dich in einem weiteren Austausch selbst opfern wirst?« Er musterte sie und seufzte dann. »Das habe ich mir gedacht, also wisch dir die Tränen ab, Kilava. Scheinheiligkeit passt nicht besonders gut zu einer Knochenwerferin.«
    »Was …«, brachte die Frau nach einiger Zeit heraus, »was ist befreit worden?«
    Pran Chole schüttelte den Kopf. Er betrachtete noch einmal die Erdkuppel. »Ich bin mir nicht sicher, aber wir werden uns früher oder später damit befassen müssen. Ich vermute, dass wir eine Menge Zeit haben. Die Kreatur muss sich jetzt selbst aus ihrem Grab befreien, und das ist vollständig von Schutzzaubern umgeben. Außerdem ist da noch der steinerne Mantel des T’ol Ara’d, der den Grabhügel umhüllt.« Nach einem Augenblick fügte er hinzu: »Aber Zeit werden wir haben.«
    »Was meinst du damit?«
    »Die Große Zusammenkunft ist einberufen worden. Das Teilann-Ritual wartet auf uns, Knochenwerferin.«
    Sie spuckte aus. »Ihr seid alle verrückt. Die Unsterblichkeit zu wählen, nur um einen Krieg führen zu können – das ist doch Wahnsinn. Ich werde dem Ruf nicht folgen, Knochenwerfer.«
    Er nickte. »Aber das Ritual wird dennoch stattfinden. Ich habe meinen Geist in die Zukunft gesandt, Kilava. Dabei habe ich mein verwittertes Gesicht gesehen – mehr als zweihunderttausend Jahre in der Zukunft. Wir werden unseren ewigen Krieg bekommen.«
    Bitterkeit schwang in Kilavas Stimme mit, als sie sagte: »Mein Bruder wird erfreut sein.«
    »Wer ist dein Bruder?«
    »Onos T’oolan, das Erste Schwert.«
    Bei diesen Worten wirbelte Pran Chole herum. »Du bist die, die sich allem widersetzt. Du hast deinen Clan niedergemetzelt – deine Verwandten – «
    »Um die Verbindung zwischen uns zu zerstören und auf diese Weise meine Freiheit zu erlangen, ja. Leider waren die Fähigkeiten meines ältesten Bruders den meinen mehr als ebenbürtig. Aber jetzt sind wir beide frei, auch wenn Onos T’oolan das verflucht, was ich freudig begrüße.« Sie schlang die Arme um ihren Körper, und Pran Chole sah Schmerz auf ihr lasten, viele, viele Schichten von Schmerz. Ihr war eine Freiheit zuteil geworden, die er ihr nicht neidete. Schließlich sprach sie wieder. »Diese Stadt hier – wer hat sie erbaut?«
    »Die K’Chain Che’Malle.«
    »Ich kenne den Namen, aber sonst weiß ich nichts über sie.«
    Pran Chole nickte. »Ich gehe davon aus, dass wir schon bald mehr über sie erfahren werden.«
     
    II
     
    Die Kontinente Korelri und Jacuruku,
    in der Zeit des Sterbens
    119.736 Jahre vor Brands Schlaf (drei Jahre nach
    dem Herabstürzen des Verkrüppelten Gottes)
     
    D
    er Sturz des Verkrüppelten Gottes hatte einen Kontinent zerschmettert. Wälder hatten gebrannt, Feuerstürme den Horizont in alle Richtungen hell erleuchtet und die schweren,
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