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SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit
Autoren: Steven Erikson
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Blut getränkt worden, um ihm zu huldigen. Die neu entstehenden Städte waren in den Rauch von Schmieden und Scheiterhaufen gehüllt, in den roten Schimmer der Morgendämmerung der Menschheit. Das Erste Imperium hatte seinen Aufstieg begonnen, auf einem Kontinent, der eine halbe Welt von dem Ort entfernt war, wo K’rul jetzt wandelte. Ein Imperium der Menschen, geboren aus dem Erbe der T’lan Imass, von denen sie sich den Namen geliehen hatten.
    Doch das Erste Imperium war nicht lange Zeit allein geblieben. Hier, in Jacuruku, im Schatten der längst verfallenen Ruinen der K’Chain Che’Malle, hatte sich ein anderes Reich erhoben. Sein Herrscher war ein Krieger ohnegleichen, ein brutaler Seelenverschlinger.
    K’rul war gekommen, um ihn zu vernichten, um die Ketten von zwölf Millionen Sklaven zu zerschmettern – noch nicht einmal die Jaghut-Tyrannen hatten solch eine grausame Herrschaft über ihre Untertanen ausgeübt. Nein, es hatte eines sterblichen Menschen bedurft, um diesen Grad der Tyrannei zu erreichen.
    Noch zwei andere Ältere Götter näherten sich dem Kallorianischen Reich. Die Entscheidung war gefallen. Die drei, die letzten der Älteren Götter, würden der despotischen Herrschaft des Hochkönigs ein Ende bereiten. K’rul konnte seine Gefährten spüren. Beide waren nahe; beide waren einst Kameraden gewesen, doch sie alle – auch K’rul selbst – hatten sich verändert, hatten sich weit voneinander entfernt. Dies hier würde ihr erstes Zusammentreffen seit Jahrtausenden sein.
    Er konnte auch noch eine vierte Präsenz spüren, ein wildes, uraltes Tier, das seiner Spur folgte. Ein Tier der Erde, vom gefrorenen Atem des Winters, ein Tier, dessen weißes Fell blutverschmiert war, das beim Sturz des Gottes beinahe tödlich verwundet worden war. Ein Tier, das mit dem einen Auge, das es noch besaß, über das zerstörte Land schaute, das einst – lange vor dem Aufstieg des Kallorianischen Reiches – seine Heimat gewesen war. Es folgte ihm, aber es kam nicht näher. Und es würde, wie K’rul nur zu gut wusste, ein entfernter Beobachter all dessen bleiben, was geschehen würde. Der Ältere Gott konnte keine Trauer für das Tier erübrigen, doch der Schmerz dieses Wesens war ihm nicht gleichgültig.
    Wir alle überleben so gut es geht, und wenn es an der Zeit ist zu sterben, finden wir die Orte, an denen uns die Einsamkeit erwartet …
    Das Kallorianische Reich hatte sich bis an alle Küsten von Jacuruku ausgedehnt, doch als K’rul seine ersten Schritte ins Landesinnere machte, sah er keine Menschenseele. Lebloses Ödland erstreckte sich in alle Richtungen. Die mit Asche und Staub geschwängerte Luft war grau, der Himmel über ihm schäumte wie Blei im Kessel eines Schmiedes. Der Ältere Gott verspürte einen ersten Anflug von Unbehagen und erschauerte tief im Innern.
    Über K’rul jagten die gottgeborenen Aasfresser krächzend am Himmel dahin.
    Eine vertraute Stimme sprach in seinem Geist. Bruder, ich bin an der Nordküste.
    »Und ich an der Westküste.«
    Bist du besorgt?
    »Das bin ich. Alles ist … tot.«
    Verbrannt. Noch immer herrscht große Hitze tief unter den Schichten aus Asche. Aus Asche … und Knochen.
    Ein dritte Stimme sprach. Brüder, ich komme aus dem Süden, wo einst die Städte waren. Alle sind zerstört. Das Echo des Todesschreis eines ganzen Kontinents ist noch immer zu hören. Werden wir getäuscht? Ist dies alles eine Illusion?
    K’rul wandte sich an den ersten Älteren Gott, der in seinem Geist gesprochen hatte. »Draconus, auch ich kann jenen Todesschrei spüren. Solch ein Schmerz … in der Tat, er scheint noch schlimmer als der Schmerz des Gefallenen Gottes. Wenn das keine Täuschung ist, wie unsere Schwester meint – was hat er dann nur getan?«
    Wir haben dieses Land betreten, und so teilen wir alle, was du fühlst, K’rul, erwiderte Draconus. Ich bin mir auch nicht sicher, ob es die Wahrheit ist. Schwester, näherst du dich dem Wohnsitz des Hochkönigs?
    Die dritte Stimme antwortete. Das tue ich, Bruder Draconus. Wirst du dich zusammen mit unserem Bruder K’rul zu mir gesellen, auf dass wir diesem Sterblichen wie ein einziges Lebewesen entgegentreten?
    »Das werden wir tun.«
    Gewirre öffneten sich, das eine weit im Norden, das andere direkt vor K’rul.
    Die beiden Älteren Götter trafen auf einer verwüsteten Hügelkuppe mit ihrer Schwester zusammen, wo der Wind die Asche aufwirbelte und düstere graue Schwaden zum Himmel aufsteigen ließ. Direkt vor ihnen erhob
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