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Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1

Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1

Titel: Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1
Autoren: Anthologie
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Schweigend starrten diese sechsundzwanzig Gefährten durch die Sichtluken hinaus auf die neue Welt, die ihre zweite Heimat werden sollte. Der silberne Strom, die wiegenden Gräser und die gewaltigen, hohen Bäume wirkten einladend und freundlich. Fern am Horizont sank eine große Sonne der Nacht entgegen – eine Sonne, die viel größer war als die, welche sie kannten.
    Talbo schwieg noch immer, aber Teth hatte sein Kommen bemerkt. Mit strahlenden Augen wandte sie sich um und sah ihren Vater glücklich an.
    „Du wirst müde sein, Vater. Du mußt schlafen!“ „Ich will erst mit euch sprechen“, sagte Talbo bestimmt. Die anderen drehten sich ebenfalls langsam um und sahen ihren Kommandanten erwartungsvoll an. Keiner von ihnen war mehr als fünfzehn Marsjahre alt und alle waren sie erfüllt mit der ewigen Hoffnung der Jugend, die es ihnen ermöglichen würde, eine alte Rasse vor dem Aussterben zu retten. Und die Erde schien zu locken, schien sie friedlich empfangen zu wollen. Ihre Hautfarbe war rotgelb, doppelte Brauen standen über den etwas schrägliegenden Augen, die Nasen waren ein wenig groß, und die Ohren liefen oben spitz zu. An den Händen bewegten sich schlank sieben Finger. Breite Schultern und gewölbte Brustkästen standen in krassem Gegensatz zu den schmalen Hüften. Ihre Kleidung bestand aus einem einfachen Gewand, das durch farbenprächtige Gürtel zusammengehalten wurde. Voller Respekt und Achtung erwarteten sie die Worte ihres Kommandanten.
    „Ich danke euch allen für eure Hilfe“, begann Talbo langsam und – wie es schien – müde. „Es gab Zeiten während unseres Fluges, in denen die Langeweile fast tödlich wirkte. Ich danke euch für eure Geduld und für euren Optimismus. – Aber was ich euch ganz besonders sagen wollte, betrifft die Seuche. Es besteht die gräßliche Möglichkeit, daß durch nur eine Sekunde des Zögerns auch der Rest unseres stolzen Volkes ausgelöscht wird. Einer von uns kann Träger der Bazillen sein und plötzlich ihre Tätigkeit bemerken. Es ist furchtbar für mich, es hier noch einmal zu sagen: Er wird wissen, was er zu tun hat! Er muß in die Todeszelle gehen!“
    Die Zuhörer bewegten sich unruhig hin und her. „Aber ich möchte auch von etwas Erfreulicherem reden. Diese Welt gehört uns – und wir werden das aus ihr machen, was sie zu werden verspricht: ein Paradies. Sie trägt kein intelligentes Leben, nur Tiere und eine Unmenge von Pflanzen. Um Nahrung brauchen wir uns also keine Sorgen zu machen. Und Wohnplätze? Ich habe zwar keine Ahnung, was jene hohen Pflanzen dort bedeuten – auf Mars gab es keine ähnlichen Gebilde –, aber in meinem Gehirn formt sich schon ein brauchbarer Plan. Wir werden mit diesem Tal beginnen, werden hier wohnen. Dann – viel später – werden wir uns ausdehnen und in die Wälder und Hochebenen ziehen. Es wird einst auch auf dieser Welt eine Zivilisation geben, die unserer vergangenen auf dem Mars nicht nachstehen wird.“
Er endete mit einem schwachen Lächeln, und Teth nahm besorgt seinen Arm.
Er mußte müde sein, denn in den letzten dreißig Stunden war er ununterbrochen im Kontrollraum gewesen und hatte die Annäherung an die Erde geleitet. Wie es schien, war dieser Planet von einem ständig kreisenden Meteoritenschwarm umgeben.
Sie führte ihn in seine Schlafkabine, half ihm beim Ablegen der Oberkleidung und sah lächelnd zu, wie er unter die silberfarbenen Decken kroch. Dann betrachtete er sie ein wenig schmerzlich.
„Du tust mir so leid, Kind“, sagte er endlich. „Zum Wohle des Fortbestehens unseres Volkes muß ich dir großes Unrecht antun – aber ich sehe keinen anderen Weg. Du weißt, was ich meine?“
„Ja, Vater! Aber ich habe eine Bitte: Cay muß mein erster Gatte sein!“
„Er soll es sein!“ sagte Talbo, und bald verrieten tiefe Atemzüge, daß er eingeschlafen war. Geräuschlos verließ Teth die Kabine.
    Leichtfüßig lief Teth durch die Gänge des Schiffes und erreichte die Tür zum Maschinenraum. Sie öffnete diese leise und schloß sie wieder. Schweigend betrachtete sie den großen Mann, der dort über die Bedienungsschalter der Lufterneuerungsanlage gebeugt war. Cay hatte diese so eingestellt, daß bis zum morgigen Tage die Atmosphäre im Schiff genau der glich, die es umgab. Somit konnten die Marsianer sich langsam an die irdischen Verhältnisse gewöhnen.
    Vorsichtig schlich das Mädchen sich heran und schlang dann plötzlich die Arme um ihn. Er drehte sich blitzschnell um, zog sie zu sich
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