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Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1

Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1

Titel: Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1
Autoren: Anthologie
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Cay, Teth und den Waldmenschen.
    „Ist das der Kerl, den wir damals sahen?“ fragte Talbo. „So genau kann ich das auch nicht sagen“, lachte Cay sorglos. „Aber ich möchte es fast annehmen. Ich habe ihn Unguh getauft, denn das war das einzige Wort, das er bisher zu uns sagte.“ Unguh sah mit einem dummen Ausdruck um sich und kratzte sich das Fell.
„Unguh!“ sagte er schließlich mit einem befriedigten Grunzen. „Das scheint er am liebsten zu sagen“, grinste Keddel.
Nach einigem Hin und Her kam man zu dem Ergebnis, daß „Unguh“ vielleicht „Hunger“ bedeute, und bot dem Gast eine frische Antilopenkeule an. Der nahm sie und versenkte seine gelben, scharfen Zähne schmatzend in das noch blutige Fleisch. Für fünf Minuten setzte er seine Vorstellung fort und warf dann endlich den leergeleckten Knochen weit von sich fort. Mit einem letzten Schmatzen starrte er dann stirnrunzelnd auf die dreißig Menschen, die seinem Mahl mit glänzenden Augen gefolgt waren. Dann trat der Baummensch einen kleinen Schritt vor, stand vor Cay, den er lange ansah. Seine mächtigen Arme kamen hoch und schlugen sich fest vor die behaarte, breite Brust. Es war ein regelrechtes Trommeln.
Dann sagte er:
„Unguh!“
„Unguh!“ gab Cay zurück. „Er meint also doch nicht ,Hunger’. Was will er denn nur von mir?“
Unguh nahm Cay einfach beim Arm und zog ihn mit sich. Der junge Mann folgte neugierig und daher sehr willig. Der primitive Gast führte ihn so ein Stück vom Haus fort bis zu jener Stelle, an der ein großer Haufen Holzkohle lag, Überreste eines Feuers. Dort blieb er stehen, deutete auf die Asche und sagte:
„Unguh! Unguh!“
Jetzt glaubte Cay zu verstehen. Sicherlich hatte der andere von einem Baum aus das ferne Feuer gesehen und wollte nun wissen, was es war, oder gar, wie man es machte.
Und somit zeigte Cay ihm, wie man ein Feuer machte. Er strich ein gewöhnliches Stückchen harter Pflanzenfaser, an deren Ende eine Mischung von Phosphor und Sulphat war, gegen eine Reibfläche. Es war ein gewöhnliches Streichholz, wie man sie auch heute noch benutzt. Die Flamme flackerte unruhig, als Cay ein kleines Ästchen damit entzündete, größere hinzulegte, und schließlich brannte ein hell aufloderndes Feuer.
Unguhs Augen quollen vor Erstaunen fast aus den Höhlen. Er rückte näher an die Flammen heran und fühlte die wohltuende Wärme. Doch er verbrannte sich dabei, denn mit einem wütenden Knurren sprang er auf und lief einige Meter davon. Zusammen mit Teth, die herangekommen war, näherte er sich jedoch erneut und fand bald heraus, daß die Flammen in einer gewissen Entfernung nicht verbrannten, sondern angenehm wärmten.
Nach einer Weile versuchte er, selbst ein Feuer zu machen. Aber er hatte den Unterschied zwischen einem gewöhnlichen Holzstäbchen und einem Streichholz noch nicht erkannt. Seine Zähne fletschten wütend, als sein Experiment nicht gelang. Eine Reihe unverständlicher Worte sprudelten hervor.
„Er will ein Streichholz!“ übersetzte Teth lachend.
„Welchen Sinn hätte das?“ gab Cay zu bedenken. „Ich will ihm ja das Feuer schenken, aber was würde ihm da ein Streichholz nützen? Selbst wenn er tausend davon hätte, so hätte seine Rasse immer noch nicht das Feuer. Nein, ich muß ihm zeigen, wie er immer Feuer machen kann.“
Er suchte ein passendes Stück Holz mit einer Vertiefung in der Mitte. Dann nahm er ein zweites, kleineres Stückchen, das genau in diese hineinpaßte. Mit den Handflächen rieb er dieses letztere Stück so lange, bis die Reibung die nötige Hitze erzeugte, um die ersten glühenden Funken sprühen zu lassen. Trockenes Gras entzündete sich sofort, und sehr bald brannte neben dem ersten Feuer ein zweites.
Es war sehr schwierig, dem Waldmenschen den Vorgang zu zeigen und ihn zu lehren, ihn selbst zu wiederholen. Aber sowohl Cay wie Teth hatten eine unendliche Geduld. Und dann brannte schließlich ein drittes Feuer. Unguhs Feuer!
Als die anderen Marsianer herangekommen waren, saß Unguh immer noch vor seinem Feuer und warf ab und zu nachdenklich einen Ast in die auflodernden Flammen.
Cay sah spät nachts noch einmal aus der Tür und gewahrte Unguh, der langausgestreckt neben dem Feuer lag und schlief.
Mit banger Ungewißheit dachte Cay über die Frage nach, wem wohl dereinst die Erde gehören würde: den Kindeskindern von Unguh oder dem Volk vom Mars.
Würde letzteres nicht vielleicht dann nur noch ein undeutlicher, vager Erinnerungstraum der zukünftigen Menschheit
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