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Science Fiction Almanach 1982

Science Fiction Almanach 1982

Titel: Science Fiction Almanach 1982
Autoren: H. J. Alpers
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uns getroffenen Abmachungen im vergangenen Jahre heimlich in einer Fabrik in Gotha Flugzeuge her, die sowohl ihrer Größe wie ihrem Aktionsradius nach als gefährliche Kriegs Werkzeuge zu betrachten sind. Die ersten gebauten Flugzeuge entzogen sich unserem Zugriff durch die Flucht nach Rußland. Dagegen gelang es der Wachsamkeit unserer unübertrefflichen Kontrollkommission, den Besitzer jener Fabrik zu verhaften. Er sollte seine Felonie mit langjähriger Zuchthausstrafe büßen.
     
    Wie wir aus sicherer Quelle erfuhren, gelang es jenem Deutschen vor einiger Zeit, aus dem Gewahrsam auf der Zitadelle von Dijon zu entrinnen. Selbstverständlich ermöglichte die über die ganze Welt verbreitete deutsche Spionage seine Flucht. Er gelangte nach Rußland, natürlich unter heimlicher Unterstützung der deutschen Regierung, der größte Teil seiner ehemaligen Arbeiter und Angestellten folgte. Dort schmiedeten deutsche Rachsucht und bolschewistisches Gift ein Unternehmen, das unter harmloser Maske seine aggressiven Tendenzen gegen das ahnungslose Frankreich zu verbergen bemüht ist. In der Nähe des Nordpoles soll ein Platinlager von unerhörter Reichhaltigkeit entdeckt sein. Dieses will die neugegründete Gesellschaft ausbeuten. Deutschland und Rußland, die sich im geheimen gegen uns verschworen haben, gelangen damit in den Besitz ungeheurer Hilfsquellen, die sie natürlich gegen das fast wehrlose Frankreich verwenden werden.
    Können wir das ruhigen Blutes mitansehen?! Sollen wir die Zukunft Frankreichs, das Glück unserer Kinder sorglos aufs Spiel setzen?! Wollen wir es uns gefallen lassen, daß Deutschland in der neuen Nordlandkolonie eine Waffe schmiedet, die sich unfehlbar eines Tages gegen uns kehren wird?!
    Ich sollte denken, der glorreiche Friedensvertrag zu Versailles gibt uns genug Handhaben, jeden deutschen Besitz zu beschlagnahmen, der in derart eklatanter Weise nicht nur den Frieden Frankreichs, sondern den der ganzen Welt bedroht. –
    Die Regierung hat das Wort. Sie hat genug der Milde gegen Deutschland walten lassen. Jetzt laßt uns Taten sehen!“ (S. 198-199).
     
    Das aufdringlich Deutschnationale, sicherlich typisch und absolut verständlich für breite Bevölkerungskreise der damaligen Zeit, macht eine Lektüre heutzutage streckenweise regelrecht zur Qual. Unter diesem Gesichtspunkt sind von Lafferts Bücher sicherlich zu Recht vergessen. Doch sollte nicht verschwiegen werden, daß es gerade in dem vorliegenden Buch eine Stelle von geradezu hellsichtiger politischer Analyse gibt, in der die Schreckensherrschaft der Nazis erahnt wird:
    „Vielleicht wird unter der strengen Faust der französischen Kontrolle aber doch noch ein Diktator von links oder rechts erstehen.“
    Im Jahre 1924 geschrieben, sind das wahrhaft prophetische Worte, die nur allzubald Wirklichkeit wurden.
     
Abschließende Beurteilung
     
    Karl August von Laffert ist ein typischer Autor der zwanziger Jahre dieses Jahrhunderts. Der politische wie gesellschaftliche Bruch, den das Ende des Ersten Weltkriegs markiert, kommt in seinen Büchern voll zum Tragen. Und selbstverständlich geht auch sein wissenschaftliches Wissen nicht über die Möglichkeiten der damaligen Zeit hinaus.
    Wenn die stilistische Aufbereitung von Feuer am Nordpol uns heute geradezu modern erscheint, so liegt das an gewissen Parallelen mit Versuchen heutiger Autoren, der Science Fiction mehr literarisches Gewicht zu geben. Ich denke da z. B. an John Brunners Stand on Zanzibar, dessen – dos Passos nachempfundene – Aufteilung des Gesamttextes in kleine und kleinste Einheiten von Laffert vorweggenommen hat; etwa in Form von fingierten Dokumenten (Telegrammen, Zeitungsberichten, Verlautbarungen usw.).
    Von dieser stilistischen Komponente her sind von Lafferts Bücher auch heute noch beachtenswerte Leistungen. Die deutschnationale Frömmelei freilich macht seine Romane heute unerträglich. Zu einer Neuauflage besteht daher sicherlich keine zwingende Notwendigkeit.

 
Bibliographie
     
    (Ort und Erscheinungsjahr folgen der Familienchronik)
     
    a) Utopisch-spekulative Titel
    „Gefährliche Wissenschaft. Roman aus dem Gebiete der Hypnose.“
    Verlag G. Stilke, Berlin 1919
    „Der Untergang der Luna. Kosmopolitischer Roman.“
    Verlag G. Stilke 1921
    „Gold. Politischer Roman der Gegenwart.“
    Verlag Hermann Partei, Berlin 1922
    „Kosmopoli. Roman.“
    Verlag G.Stilke, Berlin 1922
    „Fanale am Himmel. Technisch-politischer Roman.“
    Verlag Scherl, Berlin
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