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Science Fiction Almanach 1982

Science Fiction Almanach 1982

Titel: Science Fiction Almanach 1982
Autoren: H. J. Alpers
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    Karriereoffizier, Gutsbesitzer, Science Fiction-Autor:
    Karl August von Laffert (1872-1938)
     
    Nachwort
     
     

 
Gustav Meyrink
  Schöpsoglobin
     
1
     
    Motto: Dulce et decorum est pro patria mori.
     
    Professor Domitian Dredrebaisel, der weltberühmte Bakteriologe, habe eine wissenschaftliche Entdeckung von geradezu verblüffender Tragweite gemacht, lief das Gerücht von Mund zu Mund, von Zeitung zu Zeitung.
    Ein Umgestalten des Militärwesens – gewiß wohl –, vielleicht sogar einen völligen Umsturz alles Bestehenden auf diesem Gebiete werde man zu gewärtigen haben; – warum hätte denn sonst der Kriegsminister es gar so eilig gehabt, den berühmten Gelehrten zu sich zu bescheiden? – Hm? – hieß es allgemein.
    Und gar erst, als sich herausstellte, daß sich bereits an den Börsen geheime Syndikate gebildet hatten, die Entdeckung auszubeuten und Professor Dredrebaisel eine große Summe vorzustrecken, um ihm eine dringend nötige Studienreise nach – – – – Borneo zu ermöglichen, da war des Mund- und Augenaufreißens kein Ende mehr.
    „Bitt’ Sie, wie kommt Borneo zum Kriegsminister“, hatte gestikulierend der Herr Galizenstein, der angesehene Börsianer und Verwandte des Gelehrten gesagt, als man ihn eines Tages interviewte, – „wie kommt Borneo zum Kriegsminister!?!! Wo liegt überhaupt Borneo?“
    Silbe für Silbe brachten am nächsten Tage die Zeitungen diese so sympathischen Worte des weitblickenden Finanzmannes und sie fügten noch hinzu, daß ein Experte der amerikanischen Regierung, Mr. G. R. S. Slyfox M. D. und F. R. S., soeben in Audienz bei Professor Dredrebaisel empfangen worden sei.
    Natürlich steigerte sich die Neugier des Publikums bis zur Fieberhitze.
    Spürnasen bestachen die Schreiber im Kriegsministerium, um Genaues über die eingereichten neuen Erfindungen usw. zu erfahren, und förderten dadurch oft ein Material zutage, das dem rastlosen Streben, das Militärwesen immer noch mehr und mehr zu vervollkommnen, wieder einmal das glänzendste Zeugnis ausstellte. – – Ganz neuartig, so urteilten Fachkreise, sei zum Beispiel eine vorgeschlagene sinnreiche Einrichtung, das Funktionieren des „Train“ in Kriegs- und Manöverfällen betreffend, die es ermögliche, den bisher erzielten Erfolgsprozentsatz von Null auf das Fünffache (!!) zu erhöhen.
    Geradezu hors concours jedoch, darüber waren sich alle einig, sei der genial erdachte Ehrenratautomat des Infanteriehauptmannes Gustav Bortdiner, eines wegen seiner ungemein eigenartigen Auffassung des Ehrenwortes bis weit über die Landesgrenzen berühmten Offiziers.
    Man denke nur, ein Uhrwerk, schon von jedem Leutnant ohne Instruktion und Vorkenntnisse leicht zu handhaben, – ein Apparat –, kurz und gut: ein maschineller Offiziersehrenkodex mit Wasserspülung – mit einem einzigen Griff nach jeder Richtung hin zu drehen, – der all das langwierige und mühselige Eindrillen und Vorschreiben der für die einzelnen Fälle wünschenswerten Ehrauffassung entfallen mache und an dessen Stelle das reinliche mechanische Getriebe setze.
    Vieles, vieles dergleichen kam zutage, aber von einer Erfindung oder Entdeckung des Professors Dredrebaisel nicht eine Spur. So hieß es denn, sich in Geduld fassen, die Dinge reifen lassen wie die Früchte des Feldes und die Resultate der Expedition in Borneo abwarten.
     
    – – – Und Monate vergingen. – – –
     
    Alle Gerüchte von der großen Erfindung waren längst schlafen gegangen und hatten neuen Fragen Platz gemacht, da brachte eine europäische Zeitung die Nachricht, daß Professor Dredrebaisel und mit ihm vielleicht alle seine Begleiter jämmerlich umgekommen seien, – in den knappen Worten eines Telegrammes:
     
    13. Mai. Silindong, Distrikt Pakpak, Borneo.
    (Kabelbericht unseres Berichterstatters)
     
    „Professor Domitian Dredrebaisel wurde gestern nacht von einer Schar Orang-Utans in seinem Wohnhause in Stücke gerissen. Viele Diener und Wärter teilten sein Schicksal. Assistent Dr. Slyfox wird vermißt. Der Schreibtisch des Gelehrten ist zertrümmert. Zahllose zerfetzte Schriften und Notizen des Forschers bedecken den Fußboden.“
    Das war die kurze Leichenrede, mit der eine herrliche Sache zu Grabe getragen
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