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Schwingen des Vergessens

Schwingen des Vergessens

Titel: Schwingen des Vergessens
Autoren: Lisa Auer
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ganzes Zimmer einem grauenvollen Albtraum. Daraufhin hatte Amelie nur gelacht und gemeint, dass alle Leute verschiedene Albträume hatten, ihrer war ihr gesamtes Leben. Danach war Karoline empört verschwunden und hatte das gemacht, was sie immer machte, wenn sie irgendein Gefühl verspürte, das sie verarbeiten musste. Nur ganz selten ertönten vom unteren Stockwerk fröhliche Lieder, meist war Caro wohl nicht in der Verfassung für solche Songs. An diesem Tag zumindest setzte sie sich in ihr Bett und sang stundenlang, bis sie keine Stimme mehr hatte.
    Nach einiger, weiterer Zeit des Nachdenkens fielen Amelie die Augen zu, sie träumte wie schon so oft in letzter Zeit den gleichen Traum. Wenn sie aufwachte, wusste sie allerdings nur noch Bruchstücke davon. Ob sie eigentlich jemals alles erlebt hatte, wusste sie nicht, auf jeden Fall konnte sie sich wie an so vieles nicht mehr erinnern.
     

1.1 ~*~ Ein geheimnisvoller Traum
    Ein leiser Hilferuf erklang, von einer samtweichen Stimme. Obwohl sie der von Amelie ähnelte, war es nicht ihre. Plötzlich ein ohrenbetäubendes Krachen, ein zweiter Schrei von mehreren Stimmen, schätzungsweise drei. Dann undurchdringliche Stille. Und Schwärze. Aber vor allem Schmerzen und Angst.
     
     
    Erschrocken riss Amelie die Augen auf, es war hell in ihrem Zimmer. Das Licht war eingeschaltet und eine kühle Brise wehte herein, die wahrscheinlich vom immer kühlen Treppenhaus kam. Nur so brachte Amelie eine anständige Temperatur in den Raum, Fenster hatte sie schließlich keine. Anscheinend hatte Caro mal wieder nicht verstanden, dass Amelie noch schlafen wollte. Seufzend setzte sie sich auf und blickte kurz auf ihre Bettdecke. Der Traum kam ihr wieder in den Sinn. Seit mehr als einer Woche verfolgte er sie fast jede dritte Nacht. Was er tatsächlich bedeutete, wusste sie allerdings nicht. Nachdenklich starrte sie an die Decke und betrachtete eine Weile die Bilder. Von hier unten aus betrachtet, sah es aus, wie ein einziges, riesiges Gemälde, das nur aus schwarzen Strichen bestand. Unter den Malereien befand sich eigentlich weiße Farbe, doch wegen dem ganzen Papier, schimmerte diese nur noch teilweise durch. Leider war Amelie die einzige, die den wahren Sinn ihrer Zeichnungen verstand. All ihre Freundinnen lachten über ihre seltsamen Hobbys, schon wieder ein Beweis, dass sie eigentlich gar keine Freunde hatte. Müde kroch sie unter der Bettdecke hervor und stolperte im Pyjama zum Keyboard. Auch wenn sie ziemlich lächerlich aussah, brauchte sie sich keine Mühe zu machen, sich irgendwann im Laufe des Tages umzuziehen. Schließlich konnte sie nur eine Person sehen und das war ihre Mutter, die sich nicht sonderlich für das Outfit ihrer Tochter interessierte. Und außerdem war Samstag. Mit einem entspannten Seufzer ließ Amelie sich auf dem Keyboardsessel nieder und schaltete das Keyboard ein. Ohne wirklich auf die Noten zu schauen, begann sie zu spielen. Dieses Lied spielte sie seit Langem, es war eines von den wenigen, wirklich schweren, die sie sich selbst erlernt hatte. Doch die gerade mal 10 Lieder, die Amelie spielen konnte, beherrschte sie mehr als nur perfekt. Sonst komponierte sie eigentlich lieber selber Lieder, welche aber meist traurig waren. Wie hypnotisiert drückte sie eine Taste nach der anderen herunter und ließ sich von dem manchmal schrägen Klang in die Welt der Musik geleiten. Dies waren einige der wenigen Momente, in denen ihre Vergangenheit keine Rolle spielte. Da war nur mehr dieses unbeschreibliche Gefühl, wenn man gar nicht mehr aufhören konnte, zu spielen.
    Nach einer halben Stunde hielt Amelie inne und legte ihren Kopf auf die schwarz-weißen Tasten, um die Fische zu betrachten. Das Aquarium, das direkt hinter dem Keyboard stand, war zirka 2 Meter lang und für das Mädchen selbst das Highlight ihres ganzen Zimmers. In diesem Moment platzte ihre Mutter herein und riss sie schmerzhaft schnell aus ihren Gedanken.
    „Amelie, was glaubst du, warum ich dich geweckt hab? Weißt du nicht mehr, wer heute kommt? Es ist wirklich wichtig für mich. Erinnerst du dich daran? Ich hoffe es. Du hast wahrscheinlich gar nicht mitgekriegt, was ich dafür alles auf mich genommen habe und du kannst es jetzt nicht alles hinwerfen“, rief sie schon fast gereizt und riss das Kabel vom Keyboard heraus. Verständnislos blickte Amelie sie an, nur langsam kam sie aus ihrem Musikschwall heraus. „Hast du das etwa wirklich vergessen?“ Erneut schüttelte sie den Kopf und
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