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Schwingen des Vergessens

Schwingen des Vergessens

Titel: Schwingen des Vergessens
Autoren: Lisa Auer
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Widerstand mehr. Aber nun war es ohnehin schon zu spät. Das einzige, was sie verwirrte, war, dass sich in dem Traum außer ihr selbst und Lanicel gar nichts befand. Normalerweise schwebte sie wie ein Geist über allem, aber hier war sie mitten im Geschehen. Der Herrscher wirkte auch etwas verwirrt, allerdings fasste er sich scheinbar schnell wieder.
    „Warum greifst du mich nicht an? Bist du dir jetzt doch nicht mehr so sicher?“, sprach er in diesem Moment und trat auf Amelie zu. Hass in den Augen, Hass in der Stimme. Sie öffnete kurz den Mund, war sich zwar nicht sicher, ob sie hier überhaupt reden konnte, aber einen Versuch war es wert.
    „Ich bin mir immer noch sicher.“
    „Dann tu es doch. Jetzt ist deine Chance gekommen.“ Lanicel wirkte völlig selbstsicher, er glaubte anscheinend selbst nicht einmal daran, dass Amelie sich trauen würde.
    „Es ist aber das letzte, was du sagen wirst“, presste sie zwischen den Zähnen hervor und begann zu gehen. Schneller und schneller direkt auf ihn zu. Als sie nur noch ein paar Zentimeter voneinander entfernt waren, tastete sie zögernd nach dem Schwert, das sie gerade davor noch auf ihrem eigenen Gürtel gespürt hatte. Aus seinen Augen sprach nun pure Angst.
    „Das wagst du nicht, du hast ohnehin keine Chance.“
    „Doch, ich glaube schon.“ Mit diesen Worten umklammerte sie den Griff des Schwertes fester und holte aus. Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf, doch diese konnten sie nicht davon abhalten, zuzustechen. Mitten ins Herz. Lanicel konnte es kaum glauben, als schwarzes Blut von seiner Brust weg seinen Mantel durchtränkte. Der Fleck wurde immer größer. Der Herrscher starrte Amelie immer noch an, kippte dann allerdings weg. Erschrocken trat sie ein paar Schritte zurück und blickte ihn verwirrt an. Sie hatte nie gedacht, dass es so leicht werden würde. Der Dämon lag immer noch am Boden und rührte sich nicht mehr. Langsam trat Amelie ein paar Schritte auf ihn zu, seine Augen waren noch weit aufgerissen, doch sie waren leer. Blicklos. Im nächsten Moment stieg weißer Rauch aus seinem Mund, der offen stand, und verflüchtigte sich wie eine Erinnerung. Für immer weg. Dann wurde ihr wieder schwarz vor Augen.
     
     

6.0 ~*~ Vorbei
    Als sie wieder aufwachte, kam das laute Rufen nur langsam zu Amelie hinüber. Erst ein paar Augenblicke später konnte sie die Geräusche auseinander halten. Einerseits Jubel und andererseits Schreckensschreie. Über was sie froher war, konnte sie nicht sagen. Ohne sich zu bewegen, blieb sie noch liegen und starrte weiter geradeaus nach oben auf die Sterne, die am schwarzen Himmel klebten. Beachtet wurde sie ohnehin noch nicht, etwas anderes war wichtiger. Was es war, wusste sie nicht, doch wahrscheinlich ging es um Lanicel. Nur langsam setzte sie sich auf und starrte auf den Herrscher, der nur ein paar Meter von ihr entfernt am Boden lag, sich allerdings nicht bewegte. Ungläubig blickte sie auf die tiefe Wunde, die ungefähr an seinem Herzen lag.
    „Das kann unmöglich ich gewesen sein“, murmelte sie leise und rappelte sich etwas verwirrt hoch. Ein Aufschrei entkam ihrem Mund, als sie auf ihre Hände starrte. Sie waren schwarz, schwarz wie das Blut von Lanicel in ihrem Traum. Oh mein Gott. Erneut schrie sie und kippte zurück auf den Boden. Doch sie berührte das harte Gestein nicht, sondern weiche Hände, die sie auffingen. Völlig perplex starrte sie die Frau an, die sie vor dem Sturz bewahrt hatte. Sie lächelte und half ihr hoch, bevor sie sich verbeugte. Tatsächlich, sie kniete vor Amelie am Boden. Nach und nach schlossen sich immer mehr Leute an, sogar die, die gerade zuvor noch den toten Herrscher betreut hatten. Zitternd drehte das Mädchen sich im Kreis, blickte jeden einzelnen nacheinander an, doch es waren so viele. Hunderte, wenn nicht sogar mehr. Der Boden um sie herum erschien wie ein Meer aus Körpern, alle schwarz wegen den Flügeln. Fassungslos öffnete sie den Mund und versuchte, etwas zu sagen, doch es kam nur ein Krächzen aus ihrer Kehle. Zitternd schluckte sie die Angst hinunter, solange das möglich war.
    „Ich... Ich, Amelie, werde euer neuer Herrscher, wenn ihr das wollt...“, brachte sie nach einer Weile zaghaft hervor. Die ersten Reihen begannen zu nicken, die hinteren hatten es noch nicht gehört. Ängstlich wiederholte Amelie die Worte, diesmal lauter und bestimmter. Die Angst davor, dass jemand Nein sagen würde, war schon fast verschwunden, als sich jemand relativ weit vorne
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