Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwingen des Vergessens

Schwingen des Vergessens

Titel: Schwingen des Vergessens
Autoren: Lisa Auer
Vom Netzwerk:
Nacht öffnete sich die Tür der Zelle langsam. Ein leises Quietschen ertönte, doch es wurde keiner wach. Die Person bewegte sich auf die zwei schlafenden Gestalten am Boden zu und beugte sich über sie.
    „Psst...“, flüsterte der Mann leise und hielt Amelie sofort die Hand auf den Mund, damit sie nicht schreien konnte. Außer einem leisen Piepsen war glücklicherweise nichts mehr zu hören. „Ich bin die Person, die dich holen soll. Komm mit, aber beeile dich. Wir haben nicht lange Zeit.“ Völlig überfordert berührte das Mädchen die eiskalte Hand und blinzelte ein paar Mal. Außer schwarzer Dunkelheit konnte sie allerdings nichts erkennen.
    „Jetzt schon?“
    „Ja, jetzt schon. Komm jetzt endlich, wir haben nicht die ganze Nacht Zeit.“ Eilig rappelte sie sich hoch, tastete mit den Füßen am Boden nach Damian und wehrte die gestressten Rufe ab.
    „Wo ist er denn? Ich kann ihn nicht sehen.“
    „Wer ist wo? Meinst du den Jungen? Der liegt irgendwo an der Wand, aber du brauchst dir nicht die Mühe machen, ihn zu holen. Er kann ohnehin nicht mit.“
    „Was!?“ Fassungslos starrte sie weiter geradeaus, in der Hoffnung, dass sie zumindest einen Teil des Mannes anstarrte. „Ich kann ihn doch nicht hier lassen.“
    „Er kann aber nicht mit.“ Nun spürte sie wieder die Hand auf ihrer Schulter, die sie vehement aus dem Raum ziehen wollte. „Das ist unmöglich.“ In Amelie drin fühlte es sich an wie ein Erdbeben. Die Angst um Damian und die Angst um sie selbst lieferten sich einen grausamen Kampf, dazwischen immer wieder die Rufe der Person, die sie eigentlich retten wollte. Aber dafür müsste sie Damian zurück lassen, er hatte ihr schon so oft geholfen und sie würde ihn bestimmt nicht im Stich lassen.
    „Und ich gehe nicht ohne ihn mit. Dann kannst du dir eine andere Person suchen.“
    „Nein, das ist zu gefährlich.“
    „Warum sollte das gefährlich sein? Er ist mein Komplize und hat etwas gegen Lanicel, genauso wie du auch. Wenn ich flüchte und er hier bleibt, ist das sein Ende.“ Der Mann zögerte immer noch, anscheinend passte es ihm überhaupt nicht, dass er noch jemanden befreien musste.
    „Okay, aber dann beeile dich wenigstens. Ich wecke ihn und du bist bitte ruhig.“ Schabende Schritte am Boden waren zu hören, dann ein verwirrtes Aufatmen von Damian.
    „Keine Angst, er rettet uns nur, nimmst du meine Hand, damit wir uns nicht verlieren? Ich sehe in dieser Dunkelheit nämlich gar nichts.“ Amelie war mehr als nur verwundert, dass sie überhaupt keine Angst, sondern nur Erleichterung verspürte. Eine gewisse Gefahr war ja schließlich da, denn wenn nur ein Wächter die drei entdecken würde, wäre es bestimmt aus.
    „Ihr folgt mir einfach und du, Amelie, bleibst dicht bei mir. Junge, siehst du etwas?“
    „Ja, und ich heiße Damian.“ Ein Schnauben von der Seite des Mannes und dann ging es schon los. Die ersten Schritte versuchte das Mädchen noch, die Orientierung beizubehalten, doch bald irrte sie nur noch in der Dunkelheit umher. Das einzige, was sie wusste, war, dass sie sich nicht mehr in der vertrauten Zelle befand, also wahrscheinlich in den vielen Gängen Icasans. In ihren Ohren hörte sie nur noch das regelmäßige Herzklopfen, das allerdings immer schneller wurde. Zumindest steuerte der Dämon zielsicher irgendwo hin, zumindest das war ein Trost. Ganz sicher konnte sie sich zwar nicht sein, aber sie hörte nie ein genervtes Aufstöhnen oder etwas dergleichen.
    Irgendwann, lange Zeit später, hielten sie endlich an, und in der Ferne war bereits Licht zu sehen, das wahrscheinlich von Icasan kam. Wo sie waren, wusste wahrscheinlich nur die Person, bei Damian konnte sie es sich nicht so wirklich vorstellen.
    „Wo sind wir hier?“, brachte sie mühsam hervor und merkte erst jetzt, wie müde sie eigentlich war. Schließlich war es mitten in der Nacht.
    „Das ist nicht wichtig, aber ich kann dir versprechen, dass wir zumindest vorläufig in Sicherheit sind.“
    „Ich will aber nicht nur vorläufig in Sicherheit sein. Ich will das für immer. Und wer bist du überhaupt?“ Endlich würde sie Antworten kriegen, Amelie war schon richtig hibbelig vor lauter Neugier. Wahrscheinlich würde der Mann ohnehin nicht gleich eine kluge, hilfreiche Antwort geben, aber die Hoffnung starb schließlich zuletzt. Doch eine Antwort kam keine, gar keine. Er reagierte gar nicht auf ihre Frage, legte nur den Finger auf die Lippen und setzte seinen Weg fort. Ein paar Minuten länger würde
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher