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Schwingen der Nacht

Schwingen der Nacht

Titel: Schwingen der Nacht
Autoren: Lori Foster
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eingeredet, bis sie sich dieses kleine Ritual schließlich zur Gewohnheit gemacht hatten. Während er draußen wartete, ging sie hinein und machte einen Kontrollgang durch die Wohnung, ehe sie ihm vom Fenster aus zuwinkte. Das war das Zeichen, dass alles in Ordnung und sie in Sicherheit war. Und allein.
    Eines Tages würde sie einen Freund haben, der sich um sie kümmerte. Doch bis es so weit war, machte es Harris nichts aus, diese Aufgabe zu übernehmen. Im Gegenteil – er bestand sogar darauf.
    Eine halbe Stunde später hatte er geduscht und sich hingelegt. Die Hände hinter dem Kopf verschränkt, lag er ausgestreckt auf seinem Bett. Eigentlich hätte er locker sein sollen, stattdessen vibrierte sein nackter Körper förmlich vor Anspannung. Er lauschte den Regentropfen, die gegen das Fenster prasselten, lauschte dem Donnergrollen und betrachtete das grelle Licht, das die zuckenden Blitze an die Decke warfen.
    Stürme machten ihn immer heiß.
    Den Po einer Frau zu berühren machte ihn heiß.
    Machte Clair ihn …
Nein.
Er wies sich zurecht und lachte in der Stille seines dunklen Zimmers über sich selbst. Das war wirklich verrückt. Solche Gedanken über sie würde er nicht zulassen.
    Entschlossen, endlich einzuschlafen, machte er die Augen zu und versuchte, ruhig zu atmen – doch im nächsten Moment tauchte wieder der flüchtige Anblick von Clairs Bauch und ihrem Sport-BH vor seinem inneren Auge auf. Er stöhnte und kämpfte dann nicht länger dagegen an. Endlich gab er sich einem sehr lebhaften Traum hin, in dem er Clair langsam auszog, sie von Kopf bis Fuß mit Küssen bedeckte und jede Sekunde genoss. Der Traum war zugleich verstörend, weil er so intensiv war, und tröstlich, weil es sich so richtig anfühlte.
    Irgendwann in der Nacht sorgte der Sturm für einen Stromausfall.
    Harris’ innere Uhr weckte ihn. Im Haus und draußen auf der Straße war es stockfinster, und der Sturm tobte noch immer. Ohne sich einen Kaffee kochen oder die Nachrichten ansehen zu können, fuhr er früh zur Arbeit. Und das war gut, denn keine fünf Minuten, nachdem er durch den strömenden Regen in die Feuerwache gesprintet war, ging der Alarm los. Ein Blitz hatte in den hinteren Teil eines leer stehenden Gebäudes eingeschlagen, und jemand hatte Rauch gesehen.
    Als Harris die Adresse hörte, schlug ihm das Herz bis in den Hals hinauf. Es war sein Block –
das Haus direkt neben dem Apartmenthaus, in dem Clair ihre Wohnung hatte.
Seit seinem ersten Jahr als Feuerwehrmann hatte die Angst ihn nicht mehr lähmen können, aber im Augenblick empfand er genau das. Denn auch bei solchem Regen konnte sich ein Feuer durch den starken Wind schnell ausbreiten. Ohne Strom war es möglich, dass Clair länger schlief und sich der Gefahr, in der sie schwebte, gar nicht bewusst war. Den gesamten Weg zum Einsatzort machte Harris sich furchtbare Sorgen.
    Doch als der Feuerwehrwagen mit Blaulicht und lauter Sirene um die Ecke in die Straße einbog, sah Harris schon die Menschentraube. Regenschirme bildeten einen großen Baldachin. Es schien, als wäre jeder Bewohner des Blocks aus den Federn gekrochen, um sich trotz des Wetters das Spektakel nicht entgehen zu lassen. Unter ihrem leuchtend roten Regenschirm wirkte Clair zwar noch immer zerzaust und wie gerade erst aus dem Bett gekommen, aber sie war angezogen und hatte schon wieder alles im Griff. In ihrer typischen Art forderte sie neugierige Zuschauer auf, weiter zurückzutreten, um sich nicht unnötigen Gefahren auszusetzen. Harris war so erleichtert, sie zu sehen, dass er beinahe vom Wagen gefallen wäre. Doch zu wissen, dass sie in Sicherheit war, gab ihm die Ruhe, sich auf den Job zu konzentrieren, den er gelernt hatte.
    Der Sturm war eine echte Belastung. Selbst durch seine Feuerwehrkleidung hindurch – feuerfeste Jacke und ebensolche Hose, Helm und Stiefel – wurde er nass. Bisher hatte das Feuer noch keinen großen Schaden angerichtet. Hauptsächlich war die äußere Rückseite des Hauses betroffen, wo der Blitz eingeschlagen hatte.
    Der verlassene Bau war seit über sechs Wochen “zu vermieten” und befand sich nicht im besten Zustand. Im hinteren Teil waren die meisten Scheiben zerbrochen, und überall lag Müll herum. In der Hektik des Einsatzes wurde in der Gasse hinter dem Gebäude zu allem Überfluss ein vergessener Müllcontainer umgekippt. Er war voll, aber glücklicherweise nicht mit der Art Müll, die im Laufe der Zeit ekelig wurde. Es waren vor allem Papiere – vermutlich
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