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Schwindlerinnen: Roman (German Edition)

Schwindlerinnen: Roman (German Edition)

Titel: Schwindlerinnen: Roman (German Edition)
Autoren: Kerstin Ekman
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es fast wie in Trance. Sie muss jetzt nicht mehr denken. Doch ihr zittern die Hände.
    Lillemor besitzt selbst kein Auto mehr, mietet sich aber im Sommer manchmal eines, um zu den Exkursionen der Schwedischen Botanischen Gesellschaft zu fahren. Hin und wieder unternimmt sie auch allein einen Autoausflug zu einem interessanten Pflanzenstandort. Bei diesen Gelegenheiten bricht sie frühmorgens auf, bevor der zermürbende Verkehr so richtig in Gang gekommen ist. Er ängstigt sie. Normalerweise wählt sie die Touristenstrecken, um dem Tempodruck auf den Autobahnen zu entkommen.
    Solange sie Babbas rotem Auto folgt, einem kleinen Citroën, fällt es ihr leicht zu fahren. Sie hängt sich einfach an das Auto, das zwischen sie geraten ist, bleibt an den Ampeln stehen und fährt ohne Angst wieder an. Als sie sich jedoch dem Sveaplan nähern, wird ihr klar, dass es womöglich auf die E4 in Richtung Norden geht, und das ängstigt sie. Doch Babba biegt in den Vanadisvägen ab und steuert den großen Lebensmittelmarkt im ehemaligen Nordbahnhof an. Lillemor muss sich dort hinuntermühen und sich ein Stück von Babba entfernt einen Parkplatz suchen.
    Es wird wieder eine lange Warterei, und Lillemor ist jetzt durchgefroren. Als Babba endlich mit Tüten voller Lebensmittel und einem Getränkekasten im Einkaufswagen herauskommt, dreht sie den Kopf weg. Nachdem sie alles mühsam in dem kleinen Auto verstaut hat, fährt Babba endlich ab, ohne je einen Blick auf den Micra geworfen zu haben.
    Es geht nun doch auf die E4. Nachdem sie das Karolinska-Krankenhaus passiert haben, überholen Lillemor mehrere Autos, wobei zwei hupen. Sie weiß, dass sie die Geschwindigkeit halten muss, nicht zuletzt deswegen, weil sie Babba sonst aus den Augen zu verlieren droht. Sie wagt sich auf die linke Spur und überholt ein paar Autos, bis sie den roten Citroën wieder im Blick hat. Solche Manöver sind schwindelerregend. Seit zehn, vielleicht fünfzehn Jahren hat sie es nicht mehr gewagt, andere Autos zu überholen.
    Als sie am Friedhof vorbeifahren, denkt sie natürlich an den Tod, und sie fragt sich, ob die anderen Fahrer das auch tun oder ob sie ganz eins sind mit ihrem Vorwärtskommen auf dem Transportband Autobahn und gar nicht daran denken, wie es enden kann. Dann versucht sie sich darüber klar zu werden, was geschehen würde, wenn sie bei einem Verkehrsunfall umkäme. Wäre sie total entwürdigt und würde postum aus der Akademie entlassen? In diesem Fall wird ihr Nachfolger nach den Statuten des Stifters statt einer Rede über sie eine über die großen Gustavs halten. Über diesem Gedankengeflatter verliert sie an Geschwindigkeit und hat jetzt mehrere Autos zwischen sich und Babbas Citroën.
    Sie konzentriert sich wieder aufs Fahren und verscheucht diese Gedanken. Zwei Autos zwischen ihnen sind genau richtig. So geht es recht gut. Babba ist keine Raserin, hält aber die Geschwindigkeit so, dass keine Irritationen aufkommen. Schneller, als Lillemor erwartet hat, kommen die Hinweisschilder nach Arlanda, und als Babba dort abfährt, fürchtet Lillemor, dass all ihre Mühe, Babbas Spur zu folgen, womöglich vergebens ist. Der Citroën kann ja ein Mietwagen sein. Setzt sie sich in ein Flugzeug, wird Lillemor sie aus den Augen verlieren.
    Aber der Flughafen Arlanda ist nicht das Ziel, auch wenn sie ganz in der Nähe sind. Sie entfernen sich von der Autobahn und nehmen mehrere Abzweigungen. Schließlich sieht Lillemor das Schild ALMUNGE. Sie überkommt das sonderbare Gefühl, abwärts durch die Zeiten zu rasen, weiß aber noch nicht so recht, warum. Erst als sie auf der langen geraden Straße sind, die früher von dunklem Fichtenwald gesäumt war, jetzt meist von Kahlschlägen, begreift sie, wo sie ist. Sie reist in die Vergangenheit, die ihr mit Flusskrebsen, Waldhyazinthen, Gemeinem Schneeball und der Angst vor der Dunkelheit entgegenwirbelt, mit weidenden Kühen, Seerosen in schwarzem Wasser, Schlaflosigkeit und dem schreckenerregenden Aufstieben der Auerhähne.
    Sie traut sich nicht, jetzt näher aufzufahren, weil es fatal wäre, wenn Babba sie entdeckte und anhielte und sie vermutlich abwiese. Das kann sie natürlich auch tun, wenn sie ankommen, aber Lillemor fühlt sich sicherer, wenn sie das Auto abstellen und zu Fuß zum Haus gehen kann.
    Wenn sie denn überhaupt zur Kate unterwegs ist. Es gibt ja auch weiter weg noch Ortschaften, und vielleicht ist es ja nur eine Route, um nach Hallstavik zu kommen. Oder nach Norrtälje.
    Nachdem sie an dem
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