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Schwindlerinnen: Roman (German Edition)

Schwindlerinnen: Roman (German Edition)

Titel: Schwindlerinnen: Roman (German Edition)
Autoren: Kerstin Ekman
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Norrtullsgatan passiert hat, findet sie tatsächlich eine Stelle, wo sie anhalten kann. Von dort kann sie im Rückspiegel sehen, ob Babba aus der Bank kommt. Schon bald aber wird sie angehupt und muss weiterfahren. Kurz darauf hat sie den Eingang der Bank nicht mehr im Rückspiegel.
    Soll sie es auf gut Glück versuchen? Es ist immerhin wahrscheinlich, dass Babba ins Antiquariat zurückkehrt, um mit ihrem Mitarbeiter ein paar Worte zu wechseln. Vielleicht müssen sie ja Rechnungen durchgehen. Sie fährt also bis zur Upplandsgatan, dann wieder hinauf zur Observatoriegatan und kommt so zurück zur Vegagatan. Ihr Parkplatz ist jetzt natürlich besetzt. Sie steht ein Weilchen in zweiter Reihe, muss weiterfahren und hält dann einige Zeit neben einem anderen Wagen. Doch schließlich löst sich das Problem. Weiter unten fährt ein Transporter weg, und schneller, als sie von sich erwartet hat, fährt sie dorthin und stellt sich auf seinen Platz.
    Es ist angenehm, mal Luft zu holen. Der Schweiß auf der Stirn ist getrocknet, und das Herzklopfen lässt nach. Jetzt will sie einfach nur eine Weile so dasitzen. Es wird mehr als eine halbe Stunde daraus, recht bald aber auch eine Qual. Sie muss mal. Obwohl sie am Morgen keinen Tee getrunken hat, um diese Situation zu vermeiden. Kann das an den Nerven liegen? Aber auch in diesem Fall ist es nicht weniger dringend. Sie muss auf die Toilette. Und zwar bald.
    Als Babba zurückkommt, hat sie eine Brottüte in der Hand. Sie werden also Kaffee trinken. Das bedeutet, dass Lillemor etwas Zeit hat, und sie rauscht zum Odenplan. Eine öffentliche Toilette hat sie in ihrem ganzen Leben noch nicht aufgesucht und würde es auch jetzt nicht wagen. Sie läuft zum Ärztehaus und fährt mit dem Aufzug in den vierten Stock. Die Sprechstundenhilfe an der Empfangstheke beim Ohrenarzt kennt sie, doch Lillemor hat keine Zeit, ihr Anliegen zu erklären, sondern eilt schnurstracks zur Toilette und erleichtert sich. Dann rauscht sie wieder ab. Schafft es aber nicht, wie geplant Geld in den Parkautomaten zu werfen.
    Drei Stunden. Sie wird später oft daran denken. Diese drei eiskalten Stunden in einer Straße, wo Leute, mit denen sie nichts zu schaffen hat, gesenkten Hauptes entlanglaufen, wo man nicht erkennen kann, welche Jahreszeit herrscht, und auch nicht den Sinn dessen, was dort vor sich geht. Ab und zu lässt sie den Motor laufen, damit es im Wageninnern wärmer wird, aber sie friert dermaßen, dass die Wärme offenbar nicht in sie dringt. Sie will nicht aufgeben. Sie wird nicht aufgeben. Sie braucht aber eine heiße Wurst. Sie hatte sich überlegt, eine Thermoskanne Kaffee mitzunehmen, dann aber darauf verzichtet, weil sie ja dann bloß öfter zur Toilette müsste. Aber warum hat sie sich keine belegten Brote eingepackt?
    Um zwanzig vor drei kommt Babba aus dem Laden. Der Pferdeschwanz steht in der Tür und redet bis zuletzt mit ihr. Dann trottelt sie, wie Lillemor angenommen hat, in Richtung Observatoriegatan. Es ist jetzt überall so vollgeparkt, dass Lillemor keine Chance hat, zu wenden und gegen die Einbahnrichtung zu fahren. Sie muss wieder zum Odenplan und dann die Upplandsgatan hinauf. An der Ampel fängt sie bei dem Gedanken, dass sie Babba jetzt aus den Augen verlieren könnte, fast zu weinen an. Als es endlich grün wird, kann sie immer noch nicht schnell fahren, da die Leute einfach über die Straße laufen, ohne von irgendwelchen Überwegen Notiz zu nehmen.
    Sie biegt nach links in die Observatoriegatan ein, hält im selben Moment an und senkt den Kopf, sodass nur der Persianerhut zu sehen ist. Babba kommt nämlich angetrottelt. Als sie am Micra vorbeigeht, beugt sich Lillemor hinunter, als würde sie auf dem Boden des Wagens etwas suchen. Sie ist sich aber ziemlich sicher, dass Babba nicht herschaut.
    Sie muss jetzt wenden, doch das ist erst am Ende der Straße möglich. Sie bemüht sich, Babba im Rückspiegel nicht aus den Augen zu verlieren und zu sehen, ob sie in die nächste Querstraße einbiegt und, wenn ja, in welcher Richtung. Lillemor wirbeln die Einbahnrichtungen, die sie sich vorzustellen versucht, durch den Kopf. Da sieht sie, dass Babba an einem kleinen roten Auto stehen bleibt und es aufschließt.
    Lillemor weiß nicht, ob sie versuchen soll zu wenden. Sie kommt gar nicht dazu. Babba hat ihr Auto angelassen und fährt nach etwa einer Minute an dem Micra vorbei. Er steht also schon in der richtigen Richtung, und Lillemor braucht dem roten Auto jetzt nur zu folgen. Sie tut
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