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Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Titel: Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar
Autoren: Fritz Leiber
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verblüfft über die Wirkung seines Geläutes kletterte Fafhrd am Glockenturm abwärts und überlegte, daß er dem wilden Kampf ausweichen und den Mausling in Glipkerios Palast suchen müßte.
    Hinter einer Ecke des Tempels bemerkte das schwarze Kätzchen den Kletterer über sich und erkannte in ihm den großen Mann, den es an Bord der Squid gekratzt und geliebt hatte, und es bemerkte auch, daß die Kraft, durch die es hier in der Stadt gehalten wurde, mit diesem Mann zusammenhing.
     
    Zielbewußt verließ der Mausling die Palastküche und marschierte durch einen Korridor auf die königlichen Wohnräume zu. Obwohl seine Körpergröße noch immer zu wünschen übrig ließ, war er wenigstens wieder voll angekleidet. Neben ihm ging Reetha, mit einem langen, spitzen Fleischmesser bewaffnet. Ihnen auf dem Fuße folgte eine unordentliche Armee von Pagen und Mädchen, die Äxte und Hauer und Messer und Toastgabeln schwangen.
    Der Mausling hatte darauf bestanden, daß Reetha ihn nicht auf den Armen trug, und das Mädchen hatte nicht widersprochen. Tatsächlich war es ein sehr schönes Gefühl, endlich wieder auf eigenen Füßen zu stehen und von Zeit zu Zeit drohend das Schwert durch die Luft sausen zu lassen.
    Allerdings wäre ihm bestimmt wohler gewesen, wenn er jetzt seine richtige Größe gehabt hätte – und Fafhrd als Kampfgefährten. Sheelba hatte ihm gesagt, die Wirkung des schwarzen Mittels würde neun Stunden andauern. Er hatte es höchstens einige Minuten nach drei Uhr getrunken. Also müßte er kurz nach Mitternacht wieder anwachsen, wenn Sheelba nicht gelogen hatte.
    Er sah zu Reetha auf, die größer als jede Riesin neben ihm aufragte und ein unvorstellbar langes Messer schwang, und er beruhigte sich etwas.
    »Weiter!« kreischte er seiner nackten Armee zu und versuchte so tief wie möglich zu sprechen. »Mir nach, um Lankhmar und den Oberherrn vor den Ratten zu retten!«
     
    Fafhrd ließ sich die letzten Zentimeter zum Tempeldach hinab und fuhr herum. Die Lage vor dem Gebäude hatte sich sehr verändert.
    Die Menschen waren verschwunden – soweit sie noch laufen konnten.
    Die braunen Skelettgestalten marschierten auf der Straße der Götter nach Westen – eine Prozession häßlicher Gespenster, nur daß ihre Körper undurchsichtig waren und ihre knochigen Füße deutlich hörbar auf die Pflastersteine tapsten. Der mondhell erleuchtete Vorbau, die Treppe und die Fläche dahinter waren mit toten Ratten übersät.
    Aber die vier Gestalten kamen nur noch langsam voran und waren von unzähligen Schatten umgeben, fast ein Meer aus schwarzen Ratten, die an den Gestalten hochsprangen und von Sekunde zu Sekunde an Zahl zunahmen, schneller, als die tödlichen Stäbe sie vernichten konnten.
    Von den beiden Straßenrändern rasten nun Fackelpfeile heran und trafen die ersten Skelette, und diese Geschosse taten im Gegensatz zu den Armbrustpfeilen ihre Wirkung. Wo sie ihr Ziel fanden, begann das alte Leinen und die öldurchtränkte Haut zu flackern und zu sprühen. Die wandelnden Gestalten stoppten und kümmerten sich nicht mehr um die Ratten, sondern konzentrierten sich darauf, die Feuerpfeile herauszuziehen und die Flammen an ihren Körpern zu löschen.
    Wieder raste eine Rattenwoge die Straße der Götter herab, und hinter ihnen lehnten drei Reiter tief in ihren Sätteln und schlugen mit den Schwertern nach den Monstren. Die Pferde und Umhänge und Kapuzen der Reiter waren tintenschwarz. Fafhrd, der gemeint hatte, nichts könnte ihn mehr aufregen, spürte einen neuen Schauder über seinen Rücken laufen. Es war, als hätte der Tod in seltsamer Dreigestalt den Schauplatz des Geschehens betreten.
    Die Feuer-Artillerie der Ratten fuhr halb herum und ließ auf die drei Reiter einige Feuerpfeile los, die aber fehlgingen.
    Im Gegenzug galoppierten die drei schwarzen Reiter hufstampfend in die breiten Artilleriereihen hinein. Dann drehten sie sich zu den braunen Skeletten um, von denen einige noch glimmten und flackerten, und ließen ihre schwarzen Kapuzen zurückgleiten.
    Fafhrd begann plötzlich zu grinsen, was nach Lage der Dinge für den unbeteiligten Zuschauer etwas überraschend sein mußte.
    Auf den drei schwarzen Pferden saßen große Skelette, die weiß im Mondlicht schimmerten, und mit der Gewißheit des Liebenden sah Fafhrd, daß das vorderste Skelett Kreeshka war.
    Natürlich konnte es sein, daß sie ihn umbringen wollte, weil er so untreu gewesen war. Wie es jeder andere Mann in seiner Situation auch getan
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