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Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Titel: Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar
Autoren: Fritz Leiber
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die Situation schon wieder verändert vor, als er den Boden erreichte.
    Wenn sie auch nicht gerade die Flucht ergriffen, so zogen sich die Götter von Lankhmar doch langsam in Richtung auf die offene Tür ihres Tempels zurück, wobei sie von Zeit zu Zeit ihre Stäbe auf die Rattenhorden richteten, die noch immer auf sie eindrangen. Einige Skelettgestalten zogen dünne Rauchfahnen hinter sich her, vom Mondlicht gespenstisch beleuchtet. Sie husteten – oder vielleicht fluchten sie auch. Ihre braunen Skelettgesichter waren steinern – der Ausdruck des Alters, das sich geschlagen zurückzieht und seine machtlose Wut durch Würde zu überspielen versucht.
    Fafhrd ging ihnen hastig aus dem Weg.
    Kreeshka und ihre beiden Geister stachen aus ihren Sätteln auf eine neue Flut von Ratten ein, die vor Hisvins Haus angriffen, während ihre schwarzen Pferde zahlreiche kleine Tiere zertraten.
    Fafhrd hielt auf sie zu, doch schon gingen die Ratten auch auf ihn los, und er mußte Graywand ziehen. Er ließ das Schwert wie eine Sense herumschwingen, verschaffte sich etwas Luft und nahm seinen Weg wieder auf.
    In diesem Augenblick sprangen in Hisvins Haus die Türen auf, und eine Gruppe von Mingolsklaven strömten heraus. Ihre Gesichter waren angstvoll verzerrt, doch noch auffallender war die Tatsache, daß sie übernatürlich dünn waren. Die Livreen hingen ihnen wie Lumpen am Körper. Ihre Hände waren skelettartig abgemagert. Ihre Köpfe waren Schädelknochen, von gelber Haut überzogen.
    Drei Gruppen von Skeletten – braun, elfenbein und gelb. Die Nacht der Knochenseelen , dachte Fafhrd.
    Hinter den Mingols erschien ein Trupp stämmiger, aufrechtgehender maskierter Männer. Sie schwenkten Waffen und trieben die Mingols vor sich her – nicht um sie zu töten, sondern um sie so schnell wie möglich aus dem Weg zu schaffen. Ihr hüpfender, hastiger Gang kam Fafhrd sehr bekannt vor. Es folgten einige Gestalten mit Piken und Helmen, doch ohne Masken – und ihre Gesichter waren Rattengesichter mit langen Schnauzen. Die Wesen, maskiert oder unmaskiert, gingen auf die drei Geisterreiter los.
    Fafhrd stürzte sich mit hoch erhobenem Schwert in den Kampf, ohne sich um die kleinen Ratten zu kümmern, die sich nicht mehr abhalten ließen – und blieb abrupt stehen.
    Immer neue menschengroße Ratten strömten aus Hisvins Haus. Held hin, Held her – gegen eine solche Übermacht kam er nicht an.
    In diesem Augenblick spürte er das Kratzen von Klauen an seinem Bein. Er hob die linke Hand, um das Tier vom Bein zu streifen ... und erblickte das kleine schwarze Kätzchen von der Squid , das an seiner Hose emporkletterte.
    Daß dieses Untier auch gerade jetzt kommen muß , dachte er ... und öffnete seinen leeren Beutel, um das Tier hineinzuschieben ... und erblickte unten in dem Beutel die kleine Blechpfeife ... und erkannte, daß es vielleicht noch Rettung gab.
    Er zog das Pfeifchen heraus, setzte es an die Lippen und blies hinein.
    Wenn man mit den Fingern vorsichtig auf eine Spielzeugtrommel klopft, erwartet man kein Donnergrollen. Fafhrd fuhr zusammen und hätte die Pfeife fast verschluckt. Dann machte er Anstalten, das kleine Ding fortzuschleudern. Schließlich setzte er es wieder an die Lippen, legte die Hände vor die Ohren, kniff die Augen zusammen und blies ein zweites Mal hinein.
    Wieder vibrierte das entsetzliche Geräusch in den Himmel und durch die schattigen Straßen Lankhmars.
    Man denke sich den Schrei eines Leoparden, das Fauchen eines Tigers und das Gebrüll eines Löwen und hat dann einen schwachen Eindruck von den Lauten, die die kleine Pfeife erzeugte.
    Überall erstarrten die Horden der kleinen Ratten. Die dürren Mingols hielten taumelnd inne. Die großen bewaffneten Ratten unterbrachen ihren Angriff auf die Geister. Auch die Geister und ihre Pferde rührten sich nicht. Das Fell des schwarzen Kätzchens, das noch immer an Fafhrds Schenkel hing, stellte sich senkrecht, und die grünen Augen wurden riesig.
    Dann war der unvorstellbare Laut verklungen, und eine ferne Glocke schlug Mitternacht. Die Schlacht begann erneut.
    Doch da bildeten sich schwarze Umrisse im Mondlicht rings um Fafhrd. Schatten, die zuerst noch durchscheinend waren, dann dunkler wurden wie durchsichtiges Horn und schließlich kompakt und samtschwarz auf Pfoten ruhten. Sie hatten die schlanken Umrisse von Leoparden, doch die Mehrzahl waren Tiger und Löwen. Sie waren fast so groß wie die Pferde. Ihre etwas klein geratenen Köpfe mit den rosa Ohren
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