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Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Titel: Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar
Autoren: Fritz Leiber
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wurde. Vorsichtig trat er mit dem Fuß auf einen Grat. Er hielt.
    Fafhrd brachte die kleinste Glocke, ein Bronzeexemplar, in Bewegung. Außer einem entsetzlichen Knarren war nichts zu hören.
    Er neigte den Kopf, versuchte hineinzustarren und tastete schließlich mit der Hand in der Glocke herum. Der Klöppel war verschwunden. Die Verbindungsglieder vermutlich längst durchgerostet.
    In den anderen Glocken sah es nicht anders aus; vermutlich waren die Klöppel in den Turm gestürzt.
    Er zog seine Axt, um damit den Alarm zu schlagen, dann entdeckte er einen der hinabgefallenen Klöppel auf einem Steinbogen.
    Er hob die Last mit beiden Händen an, einen etwas zu dick geratenen Metallknüppel, und begann auf den Steinbögen hin und her zu marschieren und heftig gegen die Glocken zu schlagen. Rostschauer sprühten von den Eisenglocken herab.
    Das Geläute kam ihm lauter als ein Donnergrollen vor – unmusikalischer, als Fafhrd es je von einem Turm hatte läuten hören. Einige ließen nur ein anschwellendes Klirren hören, das die Ohren quälte. Das Geläut schien von einem Meister der Disharmonie entworfen und gegossen zu sein. Die Bronzeglocken schrillten, dröhnten, klimperten, röhrten, plärrten, klapperten in den Ohren. Die Eisenglocken stöhnten aus rostiger Kehle, vibrierten wie das Herz des allgegenwärtigen Todes, rollten wie eine schwarze Brandung gegen eine glatte Felsenküste. Die Glocken schienen bestens zu den Göttern von Lankhmar zu passen.
    Der metallische Lärm ließ etwas nach, und Fafhrd machte sich klar, daß seine Ohren den Dienst versagten. Trotzdem machte er weiter, bis er jede Glocke dreimal geschlagen hatte. Dann starrte er aus dem Fenster, durch das er gekommen war.
    Zuerst hatte er den Eindruck, als schauten all die Gesichter auf ihn ; dann machte er sich klar, daß die Menschen durch den Lärm der Glocken aufgeschreckt waren und natürlich zum Turm hinaufstarrten.
    Inzwischen war die Menge vor dem Tempel noch größer geworden. Andere Lankhmarier strömten auf der Straße der Götter von Osten herbei, wie von Furien gehetzt.
    Die aufrechtstehenden schwarzgekleideten Ratten bildeten noch immer eine dünne kleine Kette vor der Tür und strahlten trotz ihrer Winzigkeit Autorität und Entschlossenheit aus. Auf beiden Seiten hatte je ein Trupp Ratten Aufstellung genommen. Sie trugen kleine Waffen; die Fafhrd auf den ersten Blick nicht erkennen konnte, bis er sich an die winzigen Armbrüste erinnerte, die an Bord der Squid benutzt worden waren.
    Die Glockentöne waren verklungen oder für seine betäubten Ohren zu leise geworden; doch nun machte sich langsam von unten ein panisches Gemurmel bemerkbar.
    Wieder schaute Fafhrd über die Menge hin und sah schwarze Ratten, die über einige der knienden Gestalten kletterten, während zahlreiche Männer und Frauen bereits eine schwarze Gestalt auf der rechten Schulter sitzen hatten.
    Direkt unter ihm war in diesem Augenblick ein lautes Knarren und Knirschen zu hören. Die alten Türen des Tempels der Götter von Lankhmar wurden aufgestoßen.
    Die weißen Gesichter, die zur Turmspitze heraufgestarrt hatten, richteten sich nun auf den Vorbau.
    Die schwarzgekleideten Ratten und ihre Soldaten fuhren herum.
    Aus dem weitgeöffneten Eingang kam eine Prozession dürrer brauner Schreckensgestalten, mit schwarzen Togen bekleidet. Jede trug einen dunklen Stab. Es gab drei Brauntöne – die Farbe alter Mumienbinden, die Tönung brüchiger, pergamentartiger Haut, die sich über die Knochen streckte, und das Schimmern der nackten Knochen selbst.
    Die Armbrustratten feuerten eine Salve ab. Die braunen Skelettgestalten marschierten weiter. Die schwarzgekleideten Ratten wichen nicht vom Fleck und quietschten herablassend. Eine zweite nutzlose Pfeilsalve. Im nächsten Augenblick zuckten die schwarzen Stäbe vor. Jede Ratte, die von einem solchen Stab berührt wurde, sank sofort zu Boden und rührte sich nicht mehr. Andere Ratten hasteten aus der Menge herbei und wurden auf gleiche Weise unschädlich gemacht. Die braune Truppe marschierte gleichmäßigen Schrittes, wie das anrückende Verderben.
    Schreie wurden laut, und die Menschenmenge vor dem Tempel begann sich aufzulösen, zerstreute sich in den Seitenstraßen und eilte sogar in die Tempel zurück, aus denen die Menschen vor kurzem noch geflohen waren. Wie vorherzusehen, fürchtete sich das Volk von Lankhmar mehr vor seinen eigenen Göttern als vor ihren Feinden. Dabei wollten die Götter nur helfen.
    Ein wenig
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