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Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Titel: Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar
Autoren: Fritz Leiber
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winziger Zähne zu sehen war. Ihre Haut war kremig weiß bis auf die rötliche Tönung ihrer Wangen. Ihr glattes Haar, das nur eine schmale Stirn freiließ, war schneeweiß mit Silbereffekt und wurde durch einen Silberring am Hinterkopf zusammengehalten, von wo es wie der Schwanz eines Einhornwesens über ihren Rücken fiel. Ihre Augäpfel waren weiß, hatten jedoch eine seltsam rote Pigmentierung um die großen schwarzen Pupillen. Ihr Körper wurde durch einen weiten Umhang aus violetter Seide verhüllt – bis auf die kurzen Momente, da der Wind den Stoff gegen ihre mädchenhaften Rundungen drückte. Auf dem Kopf trug sie eine violette Kapuze, halb zurückgeschoben. Die Ärmel waren weit, schlossen sich aber eng um die Handgelenke. Sie war barfuß, und ihre Füße schimmerten so hell wie ihr Gesicht; bis auf einen leichten rosafarbenen Schimmer um die Zehen.
    Nacheinander musterte sie die drei Männer. »Ihr habt von Flotten geflüstert, die untergegangen sind. Nur Mut, Schiffsherr Slinoor – nur Mut!«
    »Aye«, sagte Fafhrd. »Auch durch Drachen darf sich der Mutige nicht einschüchtern lassen. Ich habe die Seeungeheuer oft bei den Klauen-Felsen beobachtet. Man braucht keine Angst vor ihnen zu haben, wenn man sie nur befehlend anstarrt. Sie hatten scheußliche Hornpanzer und manche auch zwei Köpfe – aber es war wie bei uns, die männlichen Drachen waren hinter den weiblichen her und machten ...« Fafhrd tat einen gewaltigen Atemzug und ließ mit lautem Heulton hören: »Hoongk! Hoongk!« Die beiden Rudergänger zuckten zusammen.
    »Also, Schwertkämpfer Fafhrd«, sagte Hisvet prüde. »Sie sollten Ihre Zunge im Zaum halten. Das Liebesleben der ...«
    Aber schon war Slinoor herumgefahren und hatte Fafhrd am Arm gepackt. »Seien Sie still, Sie Narr! Wissen Sie nicht, daß wir heute nacht bei Mondlicht die Drachenfelsen passieren müssen? Sie rufen die Ungeheuer noch herbei.«
    »Es gibt keine Drachen im Binnenmeer«, versicherte ihm Fafhrd lachend.
    »Aber es gibt etwas, das Schiffe zerreißt«, erwiderte Slinoor.
    Der Mausling machte sich die Diskussion zunutze und trat dienernd auf das Mädchen zu.
    »Uns hat Ihre angenehme Gesellschaft an Deck sehr gefehlt, Demoiselle«, sagte er gewandt.
    »Ja, leider – aber die Sonne liegt mir nicht«, erwiderte sie lächelnd. »Jetzt, da ihre Strahlen gedämpft sind, kann ich sie ertragen. Außerdem, diese groben Seeleute ...« Sie erschauderte und wandte sich um, als Fafhrd und der Herr der Squid ihren Streit beendet hatten und nun wieder näherkamen. »Ich habe nicht Sie gemeint, lieber Slinoor«, sagte sie und berührte seine schwarze Robe.
    »Hätte Demoiselle Lust auf eine sonnengewärmte, windgekühlte schwarze Pflaume aus Sarheenmar?« fragte der Mausling und fuchtelte mit Katzenklaue herum.
    »Ich weiß nicht«, sagte Hisvet und beäugte die nadelspitze Klinge des Dolches. »Ich muß erst die Weißen Schatten nach unten bringen, damit es ihnen nicht zu kalt wird.«
    »Das ist wahr«, sagte Fafhrd mit einschmeicheldem Lachen. Es war sicher, daß sie die weißen Ratten meinte. »Aber es war sehr klug, kleine Dame, sie hier den Tag an Deck verbringen zu lassen, wo sie sich mit den Schwarzen Schatten einlassen können – ich meine die schwarzen Brüder und Schwestern; die sich bestimmt hier und dort an Bord verbergen.«
    »Ich habe keine Ratten auf meinem Schiff«, sagte Slinoor aufgebracht. »Glauben Sie, ich führe hier ein Rattenhaus? Es gibt keine gewöhnlichen Ratten an Bord der Squid .«
    »Dann wäre das das erste rattenfreie Kornschiff überhaupt«, erwiderte Fafhrd nüchtern.
    Die zinnoberrote Sonnenscheibe berührte im Westen den Horizont und flachte sich etwas ab. Hisvet lehnte sich unter dem hochaufragenden Ruderbaum an die Heckreling. Fafhrd stand rechts von ihr, der Mausling links, den Beutel mit Pflaumen neben sich, nahe den Silberkäfigen. Slinoor war entrüstet nach vorn gegangen, um mit den Rudergängern zu sprechen.
    »Ich möchte jetzt gern die Pflaume, Dolchträger Mausling«, sagte Hisvet leise.
    Fröhlich wandte sich der Mausling ab und machte sich mit viel unnötigem Getue über den Beutel her, um ihr die weichste Frucht auszusuchen. Währenddessen streckte Hisvet ihren rechten Arm zur Seite und legte vorsichtig, ohne den Kopf zu wenden, Fafhrd die Hand auf die Brust, fuhr sanft durch seine Haare, griff danach, zerrte kräftig daran, und zog ihre Finger langsam wieder zurück.
    Die Hand lag wieder auf der Reling, als sich der Mausling
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