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Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Titel: Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod
Autoren: Fritz Leiber
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Denn sie sind weniger leicht zufriedenzustellen, sie bedrängen mich und entfernen sich überhaupt nicht mehr richtig. Manchmal wache ich des Nachts auf und höre sie herumschnüffeln und spüre ihre Schnauzen am Hals. Ich brauche mehr Männer, die sie von mir abhalten, ja, unbedingt. Er«, – und der alte Mann deutete auf den steifen Körper des Führers –, »war überhaupt nichts. Sie ließen ihn links liegen wie einen trockenen Knochen. Doch der da«, – sein Finger deutete zitternd auf Fafhrd –, »ist groß und stark. Er müßte sie eine ganze Zeit zurückhalten.«
    Es war jetzt dunkel draußen, und das einzige Licht im Zimmer ging von der flackernden Kerze aus. Der Mausling musterte den alten Mann, der wie ein hilfloser Narr auf seinem Stuhl saß. Dann sah er zu Fafhrd hinüber, sah die breite Brust auf- und niedergehen, sah das starke Wangenbein, das sich über die Bandagen erhob. Und bei diesem Anblick stieg eine fürchterliche Wut in ihm auf, und er warf sich auf den alten Mann.
    Doch als er eben mit seinem langen Dolch zustoßen wollte, erklang erneut das Heulen.
    Es schien aus irgendeinem dunklen Schacht überzufließen und den Turm und das Flachland ringsum zu durchtränken, so daß die Mauern vibrierten und kleine Staubwolken zwischen den toten Wesen an der Decke hervortraten.
    Der Mausling erstarrte. Seine Klinge war noch eine Handbreit vom Hals des alten Mannes entfernt, dessen zurückgeneigter Kopf vor Entsetzen wackelte. Der plötzliche Beginn des Heulens brachte die Frage auf, ob Fafhrd denn überhaupt durch jemand anders als den alten Mann gerettet werden konnte. Der Mausling überlegte, unsicher geworden, stieß den alten Mann zur Seite, kniete neben Fafhrd nieder, schüttelte ihn, redete auf ihn ein. Keine Reaktion. Dann hörte er die Stimme des alten Mannes. Sie war zittrig und durch das Heulen kaum zu hören, doch in ihr schwang eine fast triumphale Überzeugung.
    »Der Körper deines Freundes balanciert am Abgrund zum Tode. Wenn du grob mit ihm umspringst, verliert er diese Balance vielleicht. Wenn du die Bandagen abmachst, stirbt er nur um so schneller. Du kannst ihm nicht helfen.« Dann, als ahnte er die Gegenfrage des Mauslings, sagte er: »Nein, es gibt kein Gegenmittel.« Und, wie um dem Mausling nicht alle Hoffnung zu nehmen, fuhr er fort: »Aber er ist nicht völlig wehrlos. Er ist stark. Sein Geist ist vielleicht ebenso widerstandsfähig. Möglicherweise übersteht er den Angriff. Wenn er um Mitternacht noch lebt, kehrt er vielleicht zu uns zurück.«
    Der Mausling wandte sich um und sah zu ihm auf. Wieder schien der alte Mann etwas in den gnadenlosen Augen des Mauslings zu lesen, denn er sagte: »Wenn du mich tötest, wird das die Heulenden nicht zufriedenstellen. Deinen Freund rettest du damit nicht, sondern besiegelst sein Schicksal erst richtig. Um meinen Geist betrogen, werden sie den seinen förmlich zerfetzen.«
    Der schrumpelige Körper zitterte in einer Ekstase der Erregung und des Entsetzens. Die Hände lagen keinen Augenblick still. Der Kopf ruckte vor und zurück, wie von Altersschwäche ergriffen. Es war nicht leicht, in seinem Gesicht zu lesen, in diesem zuckenden Gesicht mit den aufgerissenen Augen. Der Mausling stand langsam auf.
    »Vielleicht nicht«, sagte er. »Vielleicht besiegelt dein Tod das Schicksal meines Freundes, wie du sagst.« Er sprach langsam und mit lauter Stimme. »Trotzdem gehe ich das Risiko deines Todes auf der Stelle ein, wenn du nicht einen anderen Vorschlag hast.«
    »Warte!« sagte der alte Mann, griff nach dem Dolch des Mauslings und zuckte zurück, als die Klinge seine Haut ritzte. »Warte. Ich könnte dir vielleicht helfen. Irgendwo dort draußen«, – er machte eine ausladende Handbewegung –, »kämpft der Geist deines Freundes gegen diese Wesen. Ich habe noch mehr von dem Betäubungsmittel. Ich gebe dir davon. Dann kannst du sie zusammen mit deinem Freund bekämpfen. Zusammen besiegt ihr sie vielleicht. Aber du mußt dich beeilen. Schau! Sie sind schon am Werk!«
    Der alte Mann deutete auf Fafhrd. Die Bandage am linken Arm des Barbars war nicht mehr fleckenlos. Über dem linken Handgelenk breitete sich langsam ein roter Fleck aus – an der Stelle, wo ein Hund zuerst zubeißen mochte. Der Mausling starrte darauf und spürte eine seltsame Übelkeit und Kälte in sich aufsteigen. Der alte Mann drückte ihm etwas in die Hand. »Trink davon. Trink schnell«, sagte er.
    Der Mausling senkte den Blick. Er hatte ein kleines Glasröhrchen in
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