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Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Titel: Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod
Autoren: Fritz Leiber
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diesem Tag. Der Mausling war zäh und drahtig, und so bereitete es ihm keine Mühe, sich Fafhrds langen Schritten anzupassen. Gegen Abend brachte Fafhrds Pfeil eine kleine Antilope mit zierlichen Hörnern zu Fall. An einem Wasserloch hatten sie zuvor ihre Wasserhäute gefüllt. Als der Sommertag endlich zu Ende ging, schlugen sie ihr Lager auf und kauten die sorgsam bereitete Lende mit knusprigen Fettstückchen.
    Der Mausling lutschte Lippen und Finger ab und wanderte langsam auf einen kleinen Hügel in der Nähe, um sich in der Richtung umzusehen, die sie am nächsten Morgen einschlagen würden. Der leichte Dunst, der am Nachmittag die Orientierung erschwert hatte, war vergangen, und so hatte er einen guten Ausblick über das gewellte Grasland. In diesem Augenblick kam ihm die Straße nach Lankhmar gar nicht mehr so lang und mühsam vor. Im nächsten Moment nahmen seine scharfen Augen eine Unregelmäßigkeit am Horizont wahr.
    Sie hob sich zu deutlich ab und war zu ebenmäßig geformt, als daß es sich um Bäume oder Felsen handeln konnte – und er hatte in diesem Land überhaupt noch keine Felsen oder Bäume gesehen. Das Etwas hob sich scharf gegen den hellen bleichen Himmel ab. Nein, es war von Menschenhand erbaut; eine Art Turm mußte es sein.
    In diesem Augenblick war wieder der Laut zu hören. Er schien von allen Seiten zugleich auf ihn einzudringen, als ob der Himmel ein schwaches Heulen ausstieße, als ob der weite feste Erdboden unter ihm sich klagend äußerte. Das Geräusch war lauter heute abend und brachte eine seltsame Mischung aus Traurigkeit und Drohung, aus Kummer und Gefahr.
    Fafhrd sprang auf die Füße und schwenkte wild die Arme, und der Mausling hörte ihn fröhlich brüllen: »Kommt, ihr kleinen Wölfe, kommt zu uns ans Feuer und versengt euch die kalten Schnäuzchen. Ich schicke euch meine kleinen Vögelchen mit ihren Bronzeschnäbeln entgegen, und mein Freund zeigt euch, daß ein geschleuderter Stein wie eine Biene summen kann. Wir weihen euch in die Geheimnisse des Schwertes und der Axt ein. Kommt, ihr kleinen Wölfe, und seid die Gäste Fafhrds und des Grauen Mauslings! Kommt, ihr kleinen Wölfe – auch wenn ihr Riesenviecher seid!«
    Das wilde Gelächter, mit dem er seine Herausforderung beendete, löschte das unheimliche Heulen aus, das anschließend nur langsam wieder zu seiner alten Lautstärke zurückfand, als hätte das Lachen die Oberhand darüber. Der Mausling fühlte sich erleichtert und erzählte Fafhrd von seiner Entdeckung und erinnerte ihn an die Worte des anderen Mannes über den Ton und den Turm.
    Fafhrd lachte nur noch lauter und vermutete: »Vielleicht haben die Pelztierchen da ihr Nest. Wir sehen morgen nach, da wir sowieso in die Richtung gehen. Ich würde gern einen Wolf erlegen.«
    Der große Mann war guter Laune und wollte mit dem Mausling nicht über ernste und melancholische Dinge sprechen. Statt dessen sang er einige Trinklieder und wiederholte alte Wirtshauswitze, lachte oft und laut und behauptete, er fühle sich fast betrunken. Er machte einen solchen Lärm, daß der Mausling nicht zu sagen wußte, ob das seltsame Heulen aufgehört hatte, wenn er es auch zwischendurch ein- oder zweimal zu hören glaubte. Als sie sich dann im geisterhaften Sternenlicht in ihre Schlafsäcke rollten, war jedenfalls nichts mehr zu hören.
    Am nächsten Morgen war Fafhrd verschwunden. Noch ehe der Mausling nach ihm gerufen und die Umgebung des Lagers abgesucht hatte, wußte er, daß seine geheimen Ängste Wirklichkeit geworden waren. Noch immer war der Turm zu sehen, wenn er auch im flachen, gelben Licht des Morgens zurückgewichen schien, als wollte er ihm aus dem Weg gehen. Er vermeinte sogar eine kleine Figur in der Nähe des Turmes zu erblicken. Doch das konnte nur Einbildung sein, die Entfernung war einfach zu groß. Trotzdem verlor er keine Zeit: er stopfte sich in aller Hast etwas kaltes Fleisch in den Mund, schnürte noch ein paar Fleischstreifen in seinen Beutel und kippte ein wenig Wasser hinunter. Dann setzte er sich mit federnden Schritten in Bewegung – ein Tempo, das er stundenlang durchhalten konnte.
    In der nächsten Senke stieß er auf weicheren Boden, sah sich links und rechts nach Fafhrds Spuren um und fand sie schließlich. Es waren die weit auseinanderliegenden Fußabdrücke eines rennenden Mannes.
    Gegen Mittag fand er ein Wasserloch, trank ein wenig und ruhte sich kurze Zeit aus. Er war wieder auf Fafhrds Spur gestoßen und bemerkte nun eine zweite Linie von
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