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Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Titel: Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod
Autoren: Fritz Leiber
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Himmel, so stolperte Fafhrd auf ihn zu und schluchzte mit tiefer, kehliger Stimme seine Erleichterung und sein Erstaunen heraus. Der Tod war von der öden Küste gewichen, der Fluch war an den Wurzeln vernichtet. Irgendwo draußen in der Nacht erklang der Schrei eines Meeresvogels, und Fafhrd und der Mausling dachten an den langen Weg der zurück nach Lankhmar führte.

V. Der heulende Turm
The Howling Tower (1941)
    Der Ton war nicht laut, doch schien er die ganze riesige dämmerige Ebene und den hellschimmernden Himmel zu erfüllen – ein Klagen und Heulen, so leise und monoton, daß es ohne das pulsierende Auf und Ab vielleicht gar nicht hörbar gewesen wäre; ein unbestimmbarer, unheimlicher Laut, der irgendwie zu der wilden, kaum bewachsenen Gegend und der barbarischen Kleidung der drei Männer paßte, die in einer kleinen Vertiefung Schutz gesucht hatten und sich um ein ersterbendes Feuer scharten.
    »Wölfe vielleicht«, sagte Fafhrd. »So haben die Wölfe geheult, als sie mich damals in der Eis-Öde jagten. Aber ein ganzer Ozean trennt uns von der Eis-Öde, und der Ton ist auch anders, Grauer Mausling.«
    Der Mausling zog seinen grauen Wollumhang enger. Dann musterten er und Fafhrd den dritten Mann, der noch nichts gesagt hatte. Er machte einen schäbigen Eindruck; sein Umhang war ausgefranst und die Scheide seines Kurzschwertes zerfressen. Überrascht stellten sie fest, daß die Augen in seinem verkniffenen, ledrigen Gesicht verdreht waren und daß er zitterte.
    »Du bist schon oft hier im Flachland gewesen«, sagte Fafhrd in der gutturalen Sprache ihres Führers. »Deshalb haben wir dich gebeten, uns den Weg zu zeigen. Du mußt die Gegend doch gut kennen.« Die letzten Worte enthielten eine deutliche Frage.
    Der Mann schluckte und nickte hastig. »Ich habe das schon einmal gehört, aber nicht so laut«, sagte er hastig. »Und nicht zu dieser Jahreszeit. Es gehen Gerüchte um, daß hier Leute verschwunden sind. Es heißt, man wird im Traum davongelockt – kein guter Laut, dieses Heulen.«
    »Kein Wolf ist ein guter Wolf«, murmelte Fafhrd amüsiert.
    Es war noch einigermaßen hell, so daß der Mausling den widerwilligen Ausdruck im Gesicht des Mannes wahrnehmen konnte, als dieser fortfuhr:
    »Ich habe noch keinen Wolf in dieser Gegend gesehen oder mit einem Mann gesprochen, der einen erlegt hätte.« Er hielt inne und fuhr geistesabwesend fort: »Es wird von einem alten Turm irgendwo da draußen erzählt. Angeblich soll der Ton dort am stärksten sein. Ich habe ihn noch nicht gesehen. Es heißt ...«
    Jäh hielt er inne. Er zitterte nicht mehr, schien nur seltsam nach innen gekehrt. Der Mausling versuchte ihn mit einigen Fragen herauszufordern, doch er erhielt nur nichtssagende Antworten.
    Das Feuer glühte durch die weiße Asche und erlosch. Ein leiser Windhauch fuhr raschelnd durch das magere Gras. Das Heulen hatte aufgehört oder war ihnen so tief in das Bewußtsein gedrungen, daß sie es nicht mehr hörten. Der Mausling, der schläfrig die gewaltige Silhouette Fafhrds musterte, weilte mit seinen Gedanken im tavernenreichen Lankhmar, das unendlich weit entfernt war – durch fremde Länder und einen gewaltigen unerschlossenen Ozean von ihnen getrennt. Tiefe Dunkelheit legte sich wie ein Mantel über sie.
    Am nächsten Morgen war der dritte Mann verschwunden.
    Fafhrd, der sich reckte und die kühle, klare Luft in vollen Zügen einsog, nahm die Sache leicht.
    »Pah! Ich hätte dir gleich sagen können, daß das Flachland ihm nicht lag – auch wenn er es angeblich schon siebenmal durchquert hat. Der Mann bestand ja nur aus abergläubischen Ängsten! Hast du gesehen, wie er zitterte, als die kleinen Wölfe zu heulen anfingen? Mein Wort – er ist zu seinen Freunden zurückgerannt, die wir an der letzten Wasserstelle zurückließen.«
    Der Mausling, der ergebnislos den leeren Horizont absuchte, nickte ohne rechte Überzeugung. Er wühlte in seinem Beutel.
    »Nun, wenigstens hat er uns nicht ausgeraubt. Abgesehen von den zwei Goldstücken, die wir ihm zur Besiegelung unseres Handels gaben.«
    Fafhrd lachte laut auf und schlug dem anderen zwischen die Schulterblätter. Der Mausling packte sein Handgelenk, warf ihn mit einer Drehung auf den Rücken, und sie rangen am Boden miteinander, bis sich der Mausling nicht mehr rühren konnte.
    »Komm!« sagte Fafhrd und sprang auf. »Es ist ja nicht das erste Mal, daß wir uns in fremder Gegend allein zurechtfinden müssen.«
    Sie legten eine weite Strecke zurück an
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