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Schweizer Ware

Schweizer Ware

Titel: Schweizer Ware
Autoren: Roger Aeschbacher
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kaum gekannt. Es gibt so viele Besucher. Ob er je in ihrer Wohnung gewesen sei? Sicher nicht! »Wo wohnt die denn, die Frau Meier, Herr Kommissar?«
    »Amadio-Meier.«
    Der Russe lächelte nur.
    Baumer erkannte, dass er hier einen schweren Brocken bewegen musste. Das würde einigen Schweiß kosten, aber er ließ nicht locker.
    »Firsov!«, platzte er heraus. »Sie waren am Tatort.«
    »An welchem Tatort?«
    Baumer sagte es ihm. »Sie waren an der Rotbergerstraße.«
    »Wo ist die genau? Ich kenne die gar nicht. Das ist in Basel?« Er blickte gelangweilt zum Fenster hinaus.
    Baumer war erstaunt, wie zäh der Mann mit den schwarzen Locken war. Er ließ sich dennoch nicht aus der Ruhe bringen. »Firsov. Wir haben Speichelspuren an der Leiche der Amadio gefunden«, hielt er dem Russen vor.
    Firsovs Augen gingen auf. Regazzoni hätte es nicht gesehen. Danner vielleicht. Heinzmann hingegen sicherlich. Und Zumstein. Der sowieso. Auch Baumer sah diese Regung im Gesicht des Russen so sicher wie ein Filmagent in Hollywood sofort sieht, dass das Muttermal auf der Backe einer Marilyn-Monroe-Kopie nur aufgemalt ist.
    Baumer wusste, dass er dem Russki jetzt keine Zeit zum Nachdenken lassen durfte. »Diese Spuren«, riss er das Heft an sich und schoss die nächste Breitseite ab, »wir haben sie im Nacken der Amadio gefunden, dort, wo der Mörder der alten Frau mit seinem Mund zu nahe gekommen ist, als er sie von hinten würgte. Haben Sie gekeucht, Firsov, oder haben Sie sie sogar berührt, na?«
    Der Russe antwortete nicht. Aber Baumer sah wie sich sein Gegenüber überlegte, ob das so gewesen sein konnte. Hatte er die alte Amadio mit dem Mund am Nacken touchiert, als er sie zu sich gezogen hatte? Gekeucht, ja, das hatte er sicherlich.
    Baumer ließ Firsov diesen kurzen Moment des Nachdenkens. Dann flog die nächste Artilleriegranate auf den ungeschützten Russen.
    Baumer sagte: »Ihre DNA ist identisch mit den Speichelspuren an der Leiche.«
    Der Kommissar sagte es so, als ob er das passende Puzzleteil gefunden hätte, nach dem er so lange gesucht hatte. Er sagte es erstaunt und erfreut zugleich. Nicht triumphierend, sondern einfach eine glückliche Tatsache feststellend, so wie einer, der ein schwieriges Motiv legen will, erfreut bemerkt: »Schau mal einer an. Das Teil hier. Das passt ja.«
    Firsovs harte Schale hielt, auch wenn er als Mediziner um die Beweiskraft eines DNA-Tests wusste. Als sie ihm am Morgen gleich mit einem Wattestäbchen im Mund herumgewischt hatten und dieses sofort ins Labor gebracht hatten, konnte es nur darum gehen, sein DNA-Profil zu bestimmen. Ihm war natürlich bekannt, dass ein gutes Labor den PCR-Test, durch den man das Erbgut analysieren kann, mittlerweile in wenigen Stunden durchführen kann. Dass er nachweisbar DNA-Spuren am Tatort hinterlassen hatte, erschreckte ihn, doch er hatte sich längst darauf vorbereitet.
    Hämisch lachte er auf. »Pah. Diese Spuren beweisen gar nichts. Die Amadio-Meier, diese alte Schachtel, war in Klinik bei uns. Ich habe die Alte dort getroffen. Sie können das nachprüfen.«
    »Ja?«
    »Sie war bei uns in Klinik, dafür es gibt Hundert Zeuge«, höhnte der Russe.
    Baumer legte den Kopf schief.
    »Ich habe dort diese Frau getroffen, Kommissar. Ihre Hand geschüttelt, vielleicht sogar wie Franzosen auf die Gesicht geküsst. Ihr Scheiß DNA-Test beweisen gar nichts. Wissen Sie überhaupt, wie extrem sensitiv diese Test ist?«
    Firsov machte hin und wieder einen Grammatikfehler. Trotzdem war das, was der Russe sagte, ein echter Schmetterball zurück über den Tisch, an dessen Ende ein Kommissar stand, der immer noch an Stöcken ging.
    »Sensitiv?«, fragte Baumer, als ob er nicht genau wisse, worauf Firsov hinauswollte.
    »Ja, sensitiv, Kommissar. Wie genau eben. Dieser Scheiße Test findet ein Milliardstel von eine Milliardstel Grams. Die Spuren von mir hat sich Amadio bei mir in Klinik geholt und dann selbst nach Hause gebracht.« Firsov verzog einen Mundwinkel extrem nach oben. »Pah!«, stieß er schließlich aus und entbot dem Kommissar mit einer obszönen Bewegung seine Ehrerbietung.
    Andi Baumer tat dem Russen die Freude und blickte erstaunt. Aber er musste sich nicht strecken, um den Schmetterball zu erwischen, der auf ihn zugeflogen war. »Wir haben aber noch weitere Beweise«, schlug er den Ball mit voller Wucht übers Netz zurück.

    Bumm.

    Der Russe richtete sich wieder auf. Sein Gesicht war nicht mehr fröhlich, aber immer noch aggressiv.
    »Sie wurden am
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