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Schweineblut

Schweineblut

Titel: Schweineblut
Autoren: Arnold Küsters
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Steuerprüfer deutete mit ausgestrecktem Arm in die
Richtung, aus der er gekommen war. Tüffers war weiß im Gesicht, und das hatte
nicht das Geringste mit einer Betriebsprüfung zu tun.
    Die Gäste im » Haus Berten« sahen Wilfried
Tüffers neugierig an. Den meisten waren Steuerprüfer suspekt. Menschen, die mit
Formularen, Verordnungen und unverständlichen Gesetzestexten in langweiligen,
mit Akten überladenen Finanzämtern und im ständigen Kampf mit säumigen Zahlern
lebten, mussten entweder verrückt oder auf geheimnisvolle Weise allwissend
sein. Wilfried Tüffers hatte sich heute Abend offenbar für v errückt entschieden.
    »Keine Chance. Scheißregen.« Ecki suchte mit den Augen den
düsteren Parkplatz ab.
    »Reifenspuren kannste hier wirklich vergessen.« Frank hatte sich
neben seinen Freund und Kollegen gestellt. »Nichts als Matsch.«
    »Und jetzt?«
    »Das ganze Programm.« Kriminalhauptkommissar Frank Borsch trat einen
Schritt zurück unter das Vordach des flachen Anbaus. Dabei stieß er mit den
Fersen gegen einen Stapel Bierkästen. Die leeren Weizenbierflaschen
schepperten. »Mir ist saukalt.«
    »Schlechte Laune?« Ecki blies in seine Hände, die er zu einem
Hohlraum geformt hatte.
    Statt zu antworten, schlug Frank den Kragen seiner Jeansjacke hoch.
Der Leiter der Mönchengladbacher Mordkommission sprang drei Schritte um Pfützen
herum zu dem kleinen weißen Pavillon, den die Spurensicherung über dem Tatort
errichtet hatte.
    Der Mann war tot. Offensichtlich war er erstochen worden. Sein
niederrheinisches Blut hatte sich auf dem weißen Hemd mit dem niederrheinischen
Regen gemischt.
    »Ich gehe davon aus, dass die Bauchschlagader glatt durchtrennt
wurde.«
    Frank hatte keine Lust auf ein Gespräch mit dem Gerichtsmediziner,
der bei der Mönchengladbacher Polizei als Mad Doc bekannt
war und in seinem weißen Einmaloverall nicht nur heute wie ein Wesen von einem
anderen Stern wirkte.
    »Hatte eigentlich Konzertkarten.«
    Es dauerte einen Augenblick, bis Frank die Bedeutung der Worte
begriffen hatte: Mad Doc hatte doch tatsächlich ein persönliches Wort an ihn
gerichtet!
    »Konzertkarten?« Frank wollte nicht unhöflich sein.
    »Grefrath, Eissporthalle. Schürzenjäger.« Leenders sah den Leiter
der Mordkommission herausfordernd an. »Die Band hat eine unglaubliche Art,
Musik zu machen. Echtes Gänsehaut-Feeling.«
    Frank wusste nicht, was er schlimmer finden sollte: an Leichen
rumzuschnippeln oder die schnulzige Stimme von Peter Steinlechner zu mögen.
    »Schade nur, dass sich die Band auflöst. Von mir aus hätten die
Rolling Stones schon längst Schluss machen können. Echt. Aber die
Schürzenjäger?«
    »Kümmer dich besser um die Leiche als um die Stones.« Frank wollte
das Gespräch wieder auf den eigentlichen Anlass ihres Zusammentreffens
zurückbringen. »Was könnte das für ein Messer sein?«
    »Hm. Sieht aus wie eines der Modelle, die heute bei jedem Kochduell
im Einsatz sind. Es könnte aus der Kneipe hier stammen oder aus einer
Metzgerei. Das müssen die Kollegen von der Spusi klären.«
    »Michael Voogt, 33,
ledig. Sagt der Wirt. Arbeitete in einer Brauerei. In Neersbroich. Bolten.«
Mehr gaben Eckis Notizen noch nicht her.
    »Was hat er hier gemacht?« Frank deutete in Richtung Gaststätte.
    »Er ist hier im Dorf geboren. Seine Papiere stecken in seiner
Regenjacke, die drinnen an der Garderobe hängt.«
    »Sonst schon was gefunden?«
    Ecki schüttelte den Kopf. »Wie du siehst, die Kollegen sind noch auf
dem Parkplatz unterwegs.«
    Frank beobachtete nachdenklich die Mitarbeiter der Spurensicherung,
die Schritt für Schritt und mit gesenkten Köpfen das Gelände absuchten.
    Die Männer blickten auf, als sie den Schankraum betraten. Frank sah
auf einigen Tischen Spielkarten liegen. Der Wirt stand mit aufgestützten Armen
hinter seinem Tresen.
    »Sie kannten den Mann also«, Ecki sprach ihn an.
    Walter Mertens richtete sich auf und griff nach einem Handtuch, das
auf dem Tresen lag. »Ja. Michael Voogt ist hier groß geworden. Ich kenne ihn,
seit er klein war. Jeder hier im Dorf kannte ihn.«
    Einige Gäste nickten zustimmend.
    »Hatte er Feinde? Oder in der letzten Zeit mit jemand Streit?« Ecki
schlug sein kleines Notizbuch auf.
    »Nein, Michael hatte keine Feinde. Nicht bei uns im Dorf.« Mertens
schüttelte den Kopf.
    »Hat jemand von Ihnen den Raum zwischendurch verlassen? Oder ist
jemand nicht mehr da, der vor einer Stunde noch mit Ihnen am Tisch gesessen
hat?« Frank sah beim
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