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Schweineblut

Schweineblut

Titel: Schweineblut
Autoren: Arnold Küsters
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waren die meisten Bürostühle nicht gemacht. Das Sitzmöbel
knirschte dann auch ein wenig, als Schrievers seine ganze Last auf der
Sitzfläche verteilte.
    »Ich habe einen Cousin mütterlicherseits, Elektriker, der ist nach
Bracht gezogen. Den kann ich mal fragen.«
    »Ist der zufällig in der St.-Lambertus-Bruderschaft?«
    »Soweit ich weiß, nicht. Und wenn es in Bracht so ist wie in Amern,
dann wird es sowieso schwer für euch.«
    Frank stöhnte innerlich, Ecki hatte nicht aufgepasst!
    »Ich bin ja schon seit meiner Jugend in der Bruderschaft! Wie sich
das im Dorf so gehört. Und bei aller Bescheidenheit, liebe Kollegen, vor zehn
Jahren, nee, es ist schon zwölf her, war ich sogar Minister. Das war eine
wirklich schöne Zeit für mich und Gertrud. Wir haben sehr viel Spaß gehabt.
Alle haben mit angepackt. Die Leute reden noch heute davon, was wir alles auf
die Beine gestellt haben. Das Zelt war jeden Abend brechend voll. Wir hatten
aber auch echte Granaten verpflichtet für den Krönungsball und den Weinball.
Eddi’s Moonlight-Dancers. Und Lovely Mendy mit ihrem Sextett. Echt klasse. Und
Fips Asmussen! Das muss man uns erstmal nachmachen!« Heinz-Jürgen Schrievers’
Wangen glühten. »So schön war es seither nicht mehr. Das sagen alle. Ich habe
gerade vorgestern noch mit Gertrud bei einem leckeren Weinchen die Fotos
rausgekramt. Wirklich schön, Gertrud in diesem unglaublich vornehmen Festkleid,
zusammen mit den anderen Frauen. Und dann der Klompenball! Die Frauen aus unserem
Zug haben natürlich den ersten Preis gemacht. Wenn ihr wollt, bringe ich die
Fotos mal mit. Oder, noch besser, wir essen was zusammen und gucken uns nachher
die Fotos und den Film an, den wir damals gedreht haben!«
    Genau das hatte Frank vermeiden wollen. »Können wir ja mal machen.«
Er hoffte inständig, dass auch Ecki vage bleiben würde.
    »Echt gute Idee, hei …, äh, Heinz-Jürgen. Wir kommen gerne. Nicht
wahr, Frank?«
    Frank nickte gequält.
    »Gut. Gertrud kocht uns was Leckeres, und dann machen wir es uns im
Wohnzimmer gemütlich.«
    Frank startete einen letzten Versuch. »Macht bloß keine Umstände
wegen uns.«
    »Quatsch. Gertrud freut sich garantiert. Und das Raussuchen der
Fotos macht wirklich keine Mühe. Sind doch bloß acht Diakästen. Aber der Film
erst! Gut anderthalb Stunden, mit jeder Menge Knallern und lustigen Szenen. Wie
der Marc nachts auf dem Weg nach Hause besoffen im Graben gelandet ist! Noch
zwei Tage später hat er seinen Säbel und seinen Hut im Feld gesucht.«
    Bevor Frank darauf antworten konnte, klingelte das Telefon. Eine
Kollegin von der Wache am Haupteingang an der Theodor-Heuss-Straße hatte eine
Frau in der Leitung, die dringend eine Aussage zum Mord in Bracht machen
wollte.
    Was die Frau erzählte, ließ Frank aufhorchen. Sie habe an jenem
Freitagabend mit ihrem Golden Retriever einen Spaziergang gemacht. Wie jeden
Abend. Und dabei sei sie auch am »Haus Berten« vorbeigekommen. Auf dem Parkplatz
habe im hinteren Teil ein Auto gestanden, in dem eine Frau saß. Die Frau sei
ihr nur aufgefallen, weil ihr Robin schnurstracks auf den Parkplatz getrottet
war, um am Rand des matschigen Platzes an den Büschen und dann weiter an den
Reifen der Autos zu schnuppern. Sie habe sich über ihren Hund geärgert,
erzählte die Anruferin, weil er auf ihr Pfeifen und Rufen nicht hörte und sie
hinter ihm herlaufen musste.
    Die Frau sei ihr auch deshalb aufgefallen, weil sie trotz des Regens
und der Kälte das Seitenfenster geöffnet hatte. Und weil sie die Frau auf dem
Rückweg immer noch im Auto hatte sitzen sehen. Sie hatte sich noch gewundert,
warum sie nicht längst ausgestiegen und in die Kneipe gegangen war.
    »Und diese Frau. War sie jung oder schon älter?« Frank hatte das
Telefon längst auf Lautsprecher gestellt.
    »Nein. Ich habe nur gesehen, dass sie dunkle Haare hatte und
geraucht hat.«
    »Haben Sie mit ihr gesprochen?«
    »Nein. Robin ist ja dann doch zurückgekommen, und ich konnte endlich
weitergehen. Wissen Sie, es war ja ziemlich usselig draußen.«
    »Haben Sie den Wagentyp erkannt?«
    »Ich glaube, das war so ein großer, dunkler Wagen.«
    »Ein Geländewagen?«
    »Nein, nicht so einer, wie ihn unser Förster fährt. Eher so ein
moderner.«
    »Deutsches Fabrikat?«
    »Kann sein. Ich kenne mich mit den Marken nicht so aus, Herr
Kommissar, wissen Sie. Er sah jedenfalls teuer aus.«
    »Das Kennzeichen. Haben Sie auf das Kennzeichen geachtet?«
    »Nein. Ein Viersener Kennzeichen, glaube
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