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Schweineblut

Schweineblut

Titel: Schweineblut
Autoren: Arnold Küsters
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auf
mein Rufen reagiert hat. Und weil er so selbstgefällig ausgesehen hat, wie er
dastand mit seinem Telefon. Als würde ihm die ganze Welt gehören. Dabei ist er
auf allen nur herumgetrampelt. Er hat alles kaputt gemacht.« Tränen liefen ihr
übers Gesicht.
    »Wo hatten Sie das Messer zu diesem Zeitpunkt? Haben Sie es ihm da
schon gezeigt?«
    »Nein. Ich hatte es in meiner Jacke.«
    »Und dann hat er Sie bemerkt?«
    »Ja, er hat sich umgedreht. Und er hat mich ganz erstaunt angesehen.
Er hat sein Handy in die Hosentasche gesteckt. Er hat mich angesehen. Nur
angesehen.«
    »Dann haben Sie zugestochen?«
    Renate Pesch schüttelte den Kopf und versuchte, ihre Tränen zu
trocknen. »Nein. Ich wollte nur mit ihm reden. Aber er hat mir nicht zugehört.
Er hat nur gelacht. Und dann hat er mir wieder gedroht.«
    »Ja?«
    »Dann habe ich das Messer aus der Jacke gezogen. Er hat immer noch
gelacht. Er hat gesagt: Was willst du mit dem Messer? Das steht dir nicht, geh
nach Hause, heulen. Du traust dich ja doch nicht. Er hat sich über mich lustig
gemacht. Und dann war da auf einmal das ganze Blut.«
    »Was haben Sie gefühlt, als sie zugestochen haben?«
    »Ich habe nichts gefühlt. Ich wollte nur noch weg.«
    »Aber Sie sind nicht sofort weggerannt, nicht wahr?« Ecki sah auf
den Rekorder. Viel Zeit blieb ihnen nicht mehr, bis das Band voll sein würde.
    »Nein. Ich habe erst das Messer in eine Pfütze gehalten, um es
sauber zu machen.«
    »Und Sie haben das Abzeichen auf den Boden gelegt.« Ecki blätterte
in seinem Notizbuch, um den Eintrag zu finden. »Das von Raimund Kamphausen.«
    »Woher hatten Sie das?« Für Frank war das immer noch eine zentrale
Frage.
    Renate Pesch zuckte mit den Schultern. »Das habe ich in der Brauerei
gefunden.«
    »Wie kann das sein?«
    »Er hat es verloren.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Michael hatte seine Bruderschaft zu einer Brauereibesichtigung
eingeladen. Das war kurz nach der Übernahme der Firma durch Herrn Böhling. Die
Bruderschaft ist in Uniform gekommen, weil der Chef den Besuch zu Werbezwecken
nutzen wollte. Unser Fotograf, Detlef Ilgner, hat an dem Abend Fotos gemacht.
Raimund Kamphausen muss dabei die Medaille verloren haben. Sie ist dann erst
viel später wieder aufgetaucht, als wir unser Fasslager umgeräumt haben. Michael
hatte sie seinem Freund ein paarmal bringen wollen. Aber dazu ist es dann nicht
mehr gekommen.«
    »Und warum haben Sie sie an sich genommen?«
    »Das war ein Reflex. Sie lag im Büro auf Michaels Schreibtisch. Ich
habe sie einfach eingesteckt. Warum, weiß ich nicht. Vielleicht, weil ich sie
in Bracht abliefern wollte. Ich weiß es nicht.«
    »Vielleicht wussten Sie da schon, dass Sie mit der Medaille eine
falsche Spur legen wollten. Sie haben in der Brauerei an Voogts Schreibtisch
gestanden, und da ist Ihnen die Idee gekommen, dass die Medaille Ihnen noch
gute Dienste leisten würde.«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Könnte es denn so gewesen sein? Dass Sie die Medaille in der
Absicht eingesteckt haben, uns in die Irre zu leiten?«
    Renate Pesch sah erst zwischen den Ermittlern hin und her und dann
zu Böllmann, als hoffte sie, in seiner Miene die Antwort zu finden. Der
Staatsanwalt begegnete ihrem Blick mit ausdruckslosem Gesicht.
    »Kann es so gewesen sein?«, fragte nun auch Ecki.
    »Ist das so wichtig?«
    »Ja, das ist wichtig.« Ralf Böllmann nickte ernst.
    »Ja, das könnte sein«, Renate Pesch nickte zögernd.
    Damit wusste Frank, dass ihr Anwalt nicht auf eine Affekthandlung
plädieren können würde.
    »Werde ich lange im Gefängnis sein?« Renate Peschs Frage hatte etwas
Kindliches.
    Staatsanwalt Ralf Böllmann räusperte sich. »Das wird ganz davon
abhängen, was die Ermittlungen ergeben. Es ist jetzt noch viel zu früh, über
ein mögliches Strafmaß zu spekulieren.«
    Renate Pesch flüsterte nur noch. »Ich habe das nicht gewollt. Aber
er hat mir so wehgetan. Da wollte ich ihm auch wehtun. Er sollte spüren, wie es
ist, wenn man so sehr verletzt wird. Ich wollte ihn nicht töten. Ich habe mich
doch dagegen gewehrt. Ich weiß, dass ich in meinem Leben nicht mehr glücklich
sein kann. Aber ich hatte keine Wahl. Etwas in mir war stärker und hat meine
Hand aus der Jacke gezogen.«
    »Was haben Sie danach getan? Als Sie das Messer abgewischt und den
Orden hingelegt hatten?«, fragte Böllmann. Er hatte inzwischen sämtliche
Mantelknöpfe geöffnet.
    »Ich weiß es nicht mehr.«
    »Sie können sich wirklich nicht erinnern?«
    Renate Pesch sah
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