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Schweineblut

Schweineblut

Titel: Schweineblut
Autoren: Arnold Küsters
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verwundert hinterher.
    »Lass uns die Kollegen einweisen. Pesch muss bald zurück sein.«
    Es dauerte nur Augenblicke, bis die Streifenwagenbesatzungen im
Bilde waren, dann saßen Frank und Ecki wieder in dem gläsernen Büro und
warteten auf die Rückkehr von Renate Pesch.
    Ihre Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt, denn Renate Pesch
nahm sich offenbar viel Zeit. Frank befürchtete schon, einen Fehler gemacht zu
haben, weil er sie nicht gleich in Boshovens Firma mit den Indizien konfrontiert
hatte. Aber dafür war es jetzt zu spät.
    Es wurde bereits dunkel, und Frank wollte schon die Fahndung
auslösen, als Ecki ihn in die Seite stieß und nach draußen zeigte. Dort bog
gerade ein schwarzer Hyundai vor die Tür zum hell erleuchteten Lagerverkauf.
    Die beiden Fahnder erhoben sich langsam und traten auf den Hof. Sie
wollten Renate Pesch Gelegenheit geben auszusteigen.
    Die langjährige Mitarbeiterin der Brauerei trug einen dunklen, fast
bodenlangen Mantel, dazu einen Schal, der gut zu ihren roten Haaren passte, die
sie zu einem Zopf geflochten hatte. Sie bot das perfekte Bild einer
erfolgreichen Geschäftsfrau, die kurz vor dem überaus gelungenen
Jahresabschluss steht.
    Renate Pesch hob nachlässig den Zündschlüssel, um ihren Wagen
abzuschließen. Dann trat sie lächelnd den beiden Polizeibeamten entgegen. In
einem Arm hielt sie ein in Geschenkpapier gewickeltes Päckchen.
    »Guten Tag, meine Herren. Da haben Sie aber Glück, ich …« Etwas im
Blick der beiden Männer ließ sie abrupt verstummen.
    Renate Pesch blieb stehen. Ihr Lächeln war einem fragenden Blick
gewichen. Dann bemerkte sie die beiden Streifenwagen.
    Ihr Lächeln wich dem Ausdruck von Bedauern, gemischt mit Trauer.
    Frank und Ecki hatten Renate Pesch fast erreicht. Ihr Haar glänzte
im Licht der letzten Sonnenstrahlen.
    Frank streckte eine Hand aus. Es sah aus, als wolle er ihr den Arm
reichen.
    Die designierte Geschäftsführerin der Brauerei Bolten streckte sich.
Dann lächelte sie wieder.
    »Ich habe Sie schon viel früher erwartet.«
    »Es ist vorbei.«
    Sie strich sich mit der Hand übers Haar. Wie um sich ihrer selbst zu
vergewissern. Und sie lächelte immer noch.
    »Ja, es ist vorbei.«
    »Meine Kollegen bringen Sie ins Präsidium.« Ecki deutete auf die
vier Polizeibeamten, die im Hintergrund warteten.
    Renate Pesch sah sich kurz zu ihnen um. »So muss es sein.«
    »Geben Sie mir das Päckchen. Ich werde es für Sie aufheben.«
    »Das ist nicht nötig, Herr Kommissar. Ich brauche es nicht mehr. Ich
schenke es Ihnen. Es wäre schade um die guten Pralinen.«
    Frank nahm das Päckchen und reichte es an Ecki weiter.
    »Noch etwas, bevor wir gehen.« Sie zögerte, der Aufforderung, zum
Streifenwagen zu gehen, nachzukommen.
    Frank sah sie fragend an.
    Renate Pesch hielt Frank die Wagenschlüssel hin. »Könnten Sie bitte
dafür sorgen, dass der Wagen zurückkommt? Er gehört meinem Neffen. Und bitte
bestellen Sie ihm, dass er meinen Wagen aus der Inspektion holen soll. Ich
werde dazu vermutlich auf absehbare Zeit keine Gelegenheit haben. Mein Neffe
wohnt in Neuss. Die Telefonnummer finden Sie in meiner Handtasche.«
    —
    »Wann stand Ihr Entschluss fest, dass Voogt sterben muss?«
Ecki sah Renate Pesch freundlich an. Bisher war das Verhör in einer fast
angenehmen Atmosphäre verlaufen. Renate Pesch hatte von Beginn ihrer Vernehmung
an den Eindruck gemacht, froh zu sein, sich alles endlich von der Seele reden
zu können.
    »Als ich den Film gesehen habe. Ich fühlte mich so schmutzig.«
    »Sie werden sich den Film noch einmal ansehen müssen.«
    »Muss das sein?« In ihrem Blick lagen Ekel und auch Angst vor der
Begegnung mit ihrer eigenen Vergangenheit.
    »Ich fürchte schon.«
    »Kann dieser Ekel, den Sie empfunden haben, Grund genug sein, um
einen Menschen zu töten?« Frank konnte sich nicht vorstellen, dass jemand aus
Scham mordete.
    »Ich habe Michael gebeten, die Aufnahmen zu vernichten. Ich hatte
dem Film aus Liebe zu ihm zugestimmt. Es hat mir zunächst geschmeichelt, dass
er mich so begehrte. Ich hatte doch längst keine Hoffnung mehr, jemals in
meinem Leben noch so etwas wie Liebe zu erfahren. Oh Gott, das klingt vielleicht
naiv! Aber Michael hat nur gelacht. Er hat mich eine dumme Gans genannt. Von
wegen Heirat! Er habe nicht einen Augenblick an Heirat gedacht und auch nicht
an Liebe. Seine Art von Liebe habe ich erst viel zu spät begriffen, als ich das
zwischen ihm und der kleinen Mestrom mitbekommen habe. Ich war wirklich
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