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Schwein Oder Nichtschwein

Schwein Oder Nichtschwein

Titel: Schwein Oder Nichtschwein
Autoren: P.G. Wodehouse
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Düsterkeit an Parsloe gedacht, hätte nicht Beach, der in seine Pantry zurück und die Beine hochlegen wollte, ein bedeutsames Hüsteln ausgestoßen.
      »Ah?« sagte Lord Emsworth, aus seinem Koma aufschrekkend.
      »Kann ich noch etwas für Sie tun, Milord?«
      »Für mich tun? Ach ja, ich verstehe, was Sie meinen. Für mich tun. Nein, nichts weiter, Beach.«
      »Vielen Dank, Milord.«
      Beach zog sich auf jene würdevolle, gewichtige Art und Weise zurück, die Reisende, die den Fernen Osten gut kennen, immer an einen Elefanten erinnert, der durch den indischen Urwald bummelt, und Lord Emsworth nahm seine Lektüre wieder auf.
      Der Eintritt des Butlers hatte ihn inmitten jenes großartigen Kapitels unterbrochen, in dem Whiffe berichtet, daß ein Schwein, das auf hochsommerliche Kondition abzielt, täglich eine Menge Nahrung vertilgen muß, die auf nicht weniger als siebenundfünfzigtausendachthundert Kalorien kommt, und zwar bestehend aus Gerstenmehl, Maismehl, Leinsamenmehl, Kartoffeln und Molke.
      Aber dieser Tag war nicht Lord Emsworths Glückstag. Kaum hatten sich seine Augen wieder der Seite zugewandt, als sich die Tür erneut öffnete, dieses Mal, um eine gutaussehende Frau mit gebieterischer Miene einzulassen, in der er – nachdem er einoder zweimal durch seinen Kneifer geblinzelt hatte – seine Schwester erkannte, Lady Constance Keeble.

    Er betrachtete sie furchtsam, wie ein Gangster, der sich von einem FBI-Agenten in die Enge getrieben sieht. Schmerzliche Erfahrung hatte ihn gelehrt, daß Connies Besuche Ärger bedeuteten, und er wappnete sich, wie immer jedweder Anschuldigung, die sie ihm entgegenzuschleudern im Begriffe sein mochte, mit hartnäckigem Leugnen zu begegnen. Er glaubte fest an hartnäckiges Leugnen und hatte es darin zu einiger Meisterschaft gebracht.
      Dieses eine Mal jedoch schien ihr Anliegen pazifstischer Natur zu sein. Ihr Auftreten war heiter, ja fast liebenswürdig.
      »Ach Clarence«, sagte sie, »hast du Penelope irgendwo gesehen?«
      »Wie?«
      »Penelope Donaldson.«
      »Wer«, fragte Lord Emsworth höfich, »ist Penelope Donaldson?«
      Lady Constance seufzte. Wäre sie nicht die Tochter von Hunderten von Earls gewesen, hätte sie geschnaubt. Ihr Benehmen verlor an Liebenswürdigkeit. Sie schlug sich mit einer juwelengeschmückten Hand gegen die Stirn und rollte die Augen einen Moment lang in Richtung Himmel.
      »Penelope Donaldson«, sagte sie und sprach mit der angestrengten Süße einer Frau, die um Geduld ringt, während sie mit einem hartnäckigen und uneinsichtigen Kleinkind spricht, »Penelope Donaldson ist die jüngere Tochter des Mr. Donaldson aus Long Island City in den Vereinigten Staaten von Amerika, dessen ältere Tochter mit deinem Sohn Frederick verheiratet ist. Um dein Gedächtnis aufzufrischen, Clarence: du hast zwei Söhne, deinen Erben Bosham und einen jüngeren Sohn, Frederick. Dieser Frederick hat die ältere Miss Donaldson geheiratet. Die jüngere Miss Donaldson – sie heißt Penelope – ist im Moment in Blandings Castle zu Gast – wir sind hier in Blandings Castle –, und was ich dich frage, ist . . . hast du sie irgendwo gesehen? Und ich wünschte, Clarence, daß du deinen Unterkiefer nicht so herunterhängen läßt, wenn ich mit dir spreche. Es läßt dich aussehen wie einen Goldfsch.«
      Wir erwähnten ja bereits, daß es Momente gab, in denen Lord Emsworth schnell wie ein Blitzlicht reagieren konnte.
      »Ach so!« rief er erleuchtet. »Wenn du Penelope Donaldson sagst, meinst du Penelope Donaldson. Genau. Genau. Und du fragst, ob ich sie gesehen habe? Ja, ich habe sie gerade mit Galahad vorbeigehen sehen. Ich habe nämlich aus dem Fenster geguckt. Sie wollten wohl einen Spaziergang machen oder so etwas. Sie gingen zu Fuß«, erklärte Lord Emsworth und machte damit deutlich, daß sein Bruder und die junge Besucherin aus Amerika nicht etwa auf Stelzen gelaufen waren.
      Lady Constance stieß einen Laut aus, der in etwa jenem glich, den ein feuchter Daumen auf einem nassen Ofen hervorzubringen vermag.
      »Das ist wirklich unerhört! Seit sie ins Schloß gekommen ist, hat Galahad dieses Mädchen buchstäblich monopolisiert. Er sollte mehr Verstand haben. Er muß doch wissen, daß der Sinn und Zweck ihres Aufenthalts hier ist, daß ich sie mit Orlo Vosper zusammenbringe.«
      »Wer – ?«
      »Oh nein, Clarence!«
      »Was ist denn jetzt schon wieder los?«
      »Wenn du jetzt fragst ›Wer
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