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Schwein Oder Nichtschwein

Schwein Oder Nichtschwein

Titel: Schwein Oder Nichtschwein
Autoren: P.G. Wodehouse
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Esel.«
      Auf eine solche Bemerkung, mag er sie auch noch so sehr nachfühlen, reagiert der wohlerzogene Butler nicht mit »Juchhu!« oder »Du sagst es, Mann!« Um die Zustimmung seines Herzens anzudeuten, ließ Beach es lediglich zu, daß seine Oberlippe ein wenig zuckte, und Lord Emsworth verfel ins Träumen. Er dachte an Sir Gregory Parsloe-Parsloe, Baronet zu Matchingham Hall.
      Den meisten von uns, die wir oberfächliche Betrachter sind und zu vorschnellen Urteilen neigen, erscheint das Los eines mit Vasallen und Leibeigenen an seiner Seite in Marmorsälen residierenden Earls vermutlich beneidenswert. »Hat dieser Langweiler ein Glück!« sagen wir uns, wenn wir mit dem Ausfugsbus wieder nach Hause fahren, nachdem wir eine halbe Krone dafür bezahlt haben, die Marmorsäle besichtigen zu dürfen, und oft haben wir natürlich auch recht.
      Nicht so im Fall von Clarence, dem neunten Earl von Emsworth. Es gab da eine Schlange in seinem Garten Eden, ein welkes Blatt auf seinem Rosenbeet, ein Sandkorn im Spinat seines Gemüts. Er erfreute sich bester Gesundheit – das ist wahr –, eines großen Einkommens und eines erstklassigen ererbten Besitzes mit Kieswegen in einer idyllischen Parklandschaft und mit allem modernen Komfort, aber dieser ganze Segen wurde null und nichtig gemacht durch die Tatsache, daß die reine Luft des Distrikts, in dem er lebte, durch die Anwesenheit eines Mannes vom Schlage Sir Gregory Parsloes vergiftet wurde – eines Mannes, der, davon war er überzeugt, Böses plante gegen jenes ruhmreiche Schwein, die Kaiserin von Blandings.
      Die Kaiserin von Blandings war Lord Emsworths Augapfel. Zweimal hatte sie in aufeinanderfolgenden Jahren bei der Landwirtschaftsschau von Shropshire in der Klasse der Fetten Schweine den ersten Preis gewonnen, und man erwartete zuversichtlich, daß sie in diesem Jahre zum dritten Male triumphieren würde, vorausgesetzt – das immer vorausgesetzt –, daß nicht dieser Parsloe, der Besitzer Rosas, Stolz von Matchingham, ihrer schärfsten Konkurrentin, irgendeinen gräßlichen Plan ausbrütete, um sie zu besiegen.
      Vor zwei Jahren hatte dieser düstere Baronet Lord Emsworths Schweinehüter mit seinem Gold in Versuchung geführt und in die eigenen Dienste gelockt – es handelte sich um den überaus talentierten George Cyril Wellbeloved –, und der Ehrenwerte Galahad Threepwood, Lord Emsworths jüngerer Bruder, verfocht energisch die Meinung, daß dieses Beispiel gewissenlosen Handelns lediglich als Vorstufe zu noch schwärzeren Verbrechen angesehen werden konnte, sozusagen als bloßes Anspannen der Muskeln zur Vorbereitung echter Nackenschläge. Zum Kuckuck, sagte Galahad und argumentierte sehr folgerichtig: Wenn man einen Menschen wie den jungen Parsloe vor sich hat, der ohne einen Pfennig in der Tasche jahrelang London unsicher gemacht hatte, bevor er den Titel erbte, jemanden, der Gott allein weiß wie gelebt hatte und den Gendarmen immer nur einen einzigen winzigen Schritt vorausgewesen war, ist es dann wohl übertrieben anzunehmen, daß dieser Jemand vor nichts haltmachen wird? Wenn solch ein Mann ein Schwein besitzt, das er für den Fette-Schweine-Wettbewerb angemeldet hat, und eine Chance wittert, die Sache für die eigene Kandidatin totsicher zu machen, indem er die Favoritin reinlegt, wird er verfixt noch mal mit beiden Händen zugreifen. Das war die Ansicht des Ehrenwerten Galahad Threepwood.
      »Parsloe!« hatte er ausgerufen. »Ich kenne den jungen Parsloe, seit wir beide Anfang zwanzig waren, und er hat immer die krummsten Dinger gedreht. Würde mich nicht wundern, wenn er Brot mit einem Korkenzieher schneiden könnte. Seinerzeit zuckten die selbstbewußtesten Männer zusammen und versteckten ihre Wertsachen, wenn sie Parsloe hereinkommen sahen. So ein Kerl ist er früher gewesen, und ich kann mir nicht vorstellen, daß er sich geändert hat. Du mußt dein Schwein wie ein Falke bewachen, Clarence, oder dieser Dämon in Menschengestalt wird Handgranaten in seinen Kleiebrei schmuggeln, ehe du überhaupt merkst, was los ist.«
      Die Worte hatten ihre Wirkung nicht verfehlt, wie es bei solchen Worten auch kaum anders zu erwarten war, und sie hatten bewirkt, daß Lord Emsworth Sir Gregory gegenüber Gefühle hegte, die noch weniger herzlich waren als jene, die Sherlock Holmes für Professor Moriarty empfand. Deshalb also saß er jetzt da und dachte voller Düsterkeit an Parsloe. Er hätte vermutlich noch beträchtlich länger voller
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