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Schwein Oder Nichtschwein

Schwein Oder Nichtschwein

Titel: Schwein Oder Nichtschwein
Autoren: P.G. Wodehouse
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ist Orlo Vosper?‹, werde ich dich mit irgend etwas schlagen. Ich glaube, daß deine Zerstreutheit lediglich ein Vorwand ist, um Leute zur Weißglut zu bringen. Du weiß doch ganz genau, wer Orlo Vosper ist.«
      Lord Emsworth nickte intelligent.
      »Oh ja, jetzt habe ich ihn eingeordnet. Er ist der Mann, der wie ein Filmstar aussieht. Und er ist hier im Schloß«, fügte er hinzu und teilte damit wertvolle Information aus dem Kreise der Eingeweihten mit.
      »Das ist mir bewußt. Und Penelope scheint ihm mit Absicht aus dem Weg zu gehen.«
      »Vernünftiges Mädchen. Er ist ein langweiliger Knabe.«
      »Er ist nichts dergleichen. Sehr unterhaltsam.«
    »Mich unterhält er nicht.«
      »Vermutlich, denn er redet ja nicht die ganze Zeit über Schweine.«
      »Er hat nicht die geringste Ahnung von Schweinen. Als ich ihm die Kaiserin zeigte, hat er gegähnt.«
      »Er ist offensichtlich von Penelope sehr angetan.«
      »Versuchte, es hinter der Hand zu verbergen. Aber ich sah es. Er gähnte.«
      »Und er wäre eine blendende Partie für sie.«
      »Wer?«
      »Er.«
      »Welcher er?«
      »Oh Clarence!«
      »Na hör mal, wie kannst du erwarten, daß ich dir folge, verfixt noch mal, wenn du auf den Busch klopfst wie – wie jemand, der auf den Busch klopft? Sprich einfach. Sprich klar. Sei offen und ehrlich. Wer heiratet wen?«
      Lady Constance gab wieder ihren Nasser-Daumen-auf-heißem-Ofen-Laut von sich.
      »Ich sage dir ja lediglich«, antwortete sie müde, »daß Orlo Vosper ganz augenscheinlich von Penelope angetan ist und daß es Mr. Donaldson sehr gefallen würde, sollte sie ihn heiraten. Eine der ältesten Familien Englands, die dazu noch sehr viel Geld besitzt. Aber was kann er schon ausrichten, wenn sie ihre ganze Zeit mit Galahad verbringt? Nun ja, morgen werde ich sie nach London mitnehmen, und Orlo fährt uns in seinem Wagen hin. Daraus könnte sich etwas ergeben. Hör endlich einmal zu, Clarence!«
      »Ich höre ja zu. Du sagtest, daß Penelope mit Mr. Donaldson nach London fahren würde.«
      »Oh Clar – ence !«
      »Oder vielmehr mit Vosper. Warum fährt sie bei solchem Wetter nach London? Was will sie bei solchem Wetter in London? Blödsinnige Idee.«
      »Sie hat eine Anprobe. Ihr Kleid für den Grafschaftsball. Und Orlo hat eine Besprechung mit seinem Anwalt über seine Einkommenssteuer.«
      »Einkommenssteuer!« rief Lord Emsworth aus und glich einem Schlachtroß, das das Signal zum Angriff hört. Schweine und Einkommenssteuer, das waren die beiden einzigen Themen, die ihn wirklich in Bewegung brachten. »Laß dir sagen –«
      »Ich habe keine Zeit zuzuhören«, sagte Lady Constance und
    rauschte aus dem Zimmer. Ihre Unterhaltungen mit dem Oberhaupt der Familie endeten fast immer damit, daß sie aus dem Zimmer rauschte, es sei denn, sie fanden im Freien statt, dann rauschte sie einfach so davon.
      Alleingelassen, saß Lord Emsworth für eine Weile nur da und genoß das köstliche Gefühl des Friedens, das Männer von ruhiger Lebensart überkommt, wenn die Frauensleute gesagt haben, was zu sagen war, und fortgegangen sind. Dann wollte er sich eben wieder seinem Whiffe zuwenden, als sein Blick auf den Berg Briefe fel, der auf dem Tisch lag; er nahm ihn in die Hand und begann, ihn durchzusehen. Er hatte wohl ein halbes Dutzend der langweiligsten Briefe, die je von Menschenhand geschrieben wurden, gelesen und beiseitegelegt, als er auf etwas von ganz anderer Natur stieß, etwas, das seine Augenbrauen in die Höhe schießen ließ und ein überraschtes »Meine Güte« auf seine Lippen brachte.
      Es handelte sich um eine Ansichtskarte, und zwar um eine jener grell kolorierten Ansichtskarten, bei deren Anblick wir Intellektuellen mit der Zunge schnalzen, welche aber einer ganzen Anzahl von Menschen aus den unteren Schichten der Bevölkerung Vergnügen und Unterhaltung bereiten. Sie stellte eine nackte Dame vor, vermutlich war es Venus, die den Wellen eines Badeortes entstieg, und aus ihrem Mund kam in Form eines Ballons ein fröhliches »Ich bin obenauf, Jungs«. Unter dieser Figur standen in einer kühnen weiblichen Handschrift die Worte »Halli hallo! Heute ist der Tag, stimmt's? Die schönsten Wünsche, mein Bester. Heiße Grüße und Küsse! Maudie.«
      Die Karte verwirrte Lord Emsworth, wie sie wohl auch einen tieferen Denker verwirrt hätte. Nach bestem Wissen und Gewissen kannte er keine Maudie, ganz zu schweigen von einer, die
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