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Schwein Oder Nichtschwein

Schwein Oder Nichtschwein

Titel: Schwein Oder Nichtschwein
Autoren: P.G. Wodehouse
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eine königliche Summe übergeben, um eben das zu tun. Deshalb saß der letztere also jetzt in Gesellschaft Mr. Bulstrodes, des Apothekers von der Hauptstraße, und trank in aller Gemütsruhe sein Bier, wie wir schon sagten. Mr. Bulstrode erzählte ihm gerade eine Geschichte, über die er sich vermutlich vor Lachen ausgeschüttet hätte, hätte er zugehört, als durch die Tür hindurch die fotte Gestalt Herbert Binsteads eintrat.
      Als Erwiderung auf George Cyrils »Na, Herb!« gesellte sich der Butler zu ihm und seinem Gefährten, aber es wurde nur allzu schnell deutlich, daß er sich als keine angenehme Erweiterung der Gesellschaft erweisen sollte. Zwischen ihm und Mr. Bulstrode schien es böses Blut zu geben. Als der letztere seine Geschichte von neuem begann und sie diesmal sogar zu einem Ende brachte, höhnte Herbert Binstead öffentlich und sagte auf äußerst beleidigende Weise, daß er die Geschichte bereits in der Wiege gehört habe. Und als Mr. Bulstrode es als seine Meinung preisgab, daß die gegenwärtige Schönwetterperiode gut für die Ernte sei, sagte Herbert Binstead, nein, sie sei nicht gut für die Ernte, und fügte noch hinzu, daß er nicht glaube, der andere würde eine verdammte Ernte auch nur von weitem erkennen. Kurz gesagt, seine ganze Haltung war dermaßen unkooperativ, daß der Apotheker bald sagte: »Ich glaube, es wird jetzt Zeit«, und sich zurückzog.
      George Cyril Wellbeloved fand das alles unverständlich.
      »Was ist los?« erkundigte er sich. »Habt ihr Streit gehabt?«
      Binstead zuckte die Schultern.
      »Ich würde es nicht als Streit betrachten. Wir waren in einer bestimmten Angelegenheit nicht ganz einer Meinung, aber ich war ausgesprochen höfich zu dem alten Knopf. ›Wenn Sie so über die Sache denken, Mr. Bulstrode‹, sagte ich, ›okay‹, und verließ den Laden.«
      »Um was ging's denn?«
      »Ich erzähl's dir. Ich muß damit beginnen, daß Sir Gregory vor einigen Tagen zu mir sagte: ›Binstead‹, sagte er, ›ein entfernter Verwandter von mir möchte, daß ich ihm dieses Zeugs Slimmo besorge. Also bestellen Sie bitte ein halbes Dutzend Flaschen bei Bulstrode in der Hauptstraße. Die große Sparpakkung.‹ Hab ich gemacht.«
      »Slimmo? Was ist das?«
      »Slimmo, George, ist ein Mittel zum Abnehmen. Es macht dich dünn. Um es genau zu sagen, es ist gegen das Fett. Du nimmst es ein, wenn du verstehst, was ich meine, und dann wirst du plötzlich schlank. Also, wie gesagt, ich habe dieses Slimmo bei Bulstrode besorgt, und dann sagte Sir Gregory, er braucht es doch nicht. Ich kann es behalten, und wenn ich Bulstrode dazu kriege, mir das Geld zurückzugeben, gehört es mir.«
      »So ein Glück!«
      »Hab ich auch gedacht. Die Flaschen kosten fünf Pfund pro Stück, da hab ich natürlich geschätzt, daß mir das runde dreißig einbringt.«
      »Nicht schlecht.«
      »Ich gehe also zu Bulstrode, und du hättest mich umhauen können, als der Kerl sich schlicht weigerte, mir auch nur einen Penny dafür zu geben.«
      »So was!«
      »Sagte, verkauft ist verkauft, und das wär's.«
      »Jetzt hast du also das Zeugs am Hals. Und wirst es nicht los?«
      »Keineswegs. Ich habe es weitergegeben.«
      »Was soll das heißen, weitergegeben? An wen?«
      »An eine Dame unserer Bekanntschaft.«
      »Wie?«
      Binstead lachte leise glucksend.
      »Du kennst mich doch, George, ich bin der Knabe, an den man gedacht hat, als man das Sprichwort erfand ›Unkraut vergeht nicht‹. Es war natürlich ein Schlag, das gebe ich zu, als ich mit sechs Flaschen Abmagerungsmittel, die große Sparpackung, dasaß und keine Möglichkeit sah, sie zu Geld zu machen, aber es dauerte nicht lange, und ich erkannte, daß mir der Himmel die Flaschen zu einem bestimmten Zweck geschickt hatte. Hier stehst du, Herbert Binstead, sagte ich mir, und hast eine Masse Geld auf die Königin von Matchingham beim Wettbewerb der Fetten Schweine gesetzt, und da steht in unserem eigenen Stall zum Greifen nahe, wie man sagen könnte, die Kaiserin von Blandings, die einzige Rivalin der Königin. Gibt es etwas Einfacheres, Herbert, sagte ich mir, als diese großen Sparfaschen Slimmo in den Futtertrog der Kaiserin zu schütten . . . «
      Er brach ab. Ein lauter gequälter Schrei war dem Munde seines Begleiters entfohen. George Cyril Wellbeloved starrte ihn in bleichem Entsetzen an.
      »Du hast doch nicht etwa?«
      »Na klar. Alle sechs Flaschen. Ein Mann wird doch
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