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Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi

Titel: Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi
Autoren: Anni Buerkl
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wohl der
Polizeifotograf. Jemand hatte Rabensteins Umrisse mit Kreide markiert, seinen
Arm auf dem Tisch. Nummerntafeln standen überall herum.
    »Und Sie sind …?«
    »Berenike Roither, mir gehört das Lokal.«
    Der Polizist ließ sich ihren Ausweis zeigen. »Wo wohnen S’
denn?«
    Zwei Männer traten von draußen herein. Die Sargträger. Sie
hoben den Toten auf. Rabensteins Arme baumelten herab, als gehörten sie nicht
zu ihm. Er war auch kein Mensch mehr, kein atmender, lebendiger.
    Ein plötzlicher Juckreiz befiel Berenike unter dem Kimono,
ihr war viel zu heiß. Erst später fiel ihr auf, dass sie in dem Durcheinander
Sieghard Lahn aus den Augen verloren hatte. Sein Motorrad war verschwunden. Nur
eine Broschüre lag am Boden vor dem Lesepult. Auf dem Titel prangte sein Name.
In blutroten Buchstaben.

2
    Old English Breakfast Tea
    Sie erwachte von einem Schrei. Der Laut steckte
ihr rau und schmerzhaft in der Kehle. Sie öffnete die Augen. Ihr Herz klopfte.
Der Mund, noch immer geöffnet. Berenike blinzelte. Sonnenschein.
Katzenhaarekitzeln.
    Tot.
    Er war endlich tot.
    Bestraft. Für alles.
    Die Bilder der Nacht tummelten sich auf ihrer Netzhaut. Helle
kurze Haare, wie sie sich in schwarze Locken verwandelten, die dunkle Wangen
umrahmten. Todeswangen. Gesichtszüge schoben sich ineinander, schnürten ihr die
Luft ab, die Lebensluft. Sie hatten den Tod verdient. Alle.
    Dem Blonden hatte sie den Tod gewünscht. Blond, immer dieses
Blond. An seiner Stelle war der Dunkle gestorben. Sein Grinsen – wie das
Grinsen jenes anderen Mannes. Nein, sie wollte seinen Namen nicht aussprechen.
    Die Sonne zauberte Funken in die Luft, verwandelte Staub in
Gold. Berenike berührte kurz die nackte Haut ihres Bauches unter der Decke. Sie
blinzelte zum Wecker – 12 Uhr, das konnte nicht stimmen. Er musste
stehen geblieben sein. Sie streckte sich, rieb sich den Schlaf aus den Augenwinkeln.
Wollte den Traum wegwischen. Für einen Moment hatte sie geglaubt, in ihrem
alten Leben gelandet zu sein. Schlimmer noch, es nie hinter sich gelassen zu
haben. Im Traum hatte Berenike wieder als erfolgsverwöhnte Eventmanagerin
gearbeitet. Ein Kunde war tot umgefallen, mitten im Meeting. Hatte mit den
Händen gewedelt, als würde er ihr zuwinken. Nicht, dass er ihr leidgetan hätte,
nicht einmal im Traum. Aber …
    Schluss jetzt mit dem depressiven Zeug. Mit einem Schwung
warf sie die Decke von sich und wollte nach den Hausschuhen fischen. Ein
Pfotenhieb war die Antwort.
    »Welcher Tiger pennt heute auf meinen Patschen?« Ein Blick
unters Bett bestätigte den Verdacht: Marlowe, der kampflustigste Kater. Die
beiden anderen, Spade und Dr. Watson, waren sicher noch am Schlummern. Berenike
war als geborene Städterin froh, wenn die Miezen ihre Nächte im Haus
verbrachten. Sie konnten hinter ihrem Kuschelfell den Übeltäter nicht ganz
verbergen. Marlowes wachsame grüne Augen zwinkerten. Eine Vernehmungstaktik
musste her.
    »Na, Süßer, machen wir ein Geschäft?«
    Ein weiterer Pfotenhieb war die Folge, diesmal mit mehr
Kralleneinsatz.
    »Ohne Hausschuhe kann ich auch nicht in der Küche nach deinen
Leckerlis suchen.« Sie lachte, musste husten. Es gab nichts zu lachen, erst
recht nicht seit dem gestrigen Vorfall.
    Von all dem ahnte der rot-weiße Garfield-Verschnitt nichts.
Marlowe war ein erfahrener Taktierer. Sie zog die Filzpantoffeln langsam unter
dem Tierkörper hervor. Die Katze lief mit vorwurfsvollem Blick davon, setzte
sich in einen Sonnenfleck und putzte sich das Fell. Von draußen war das Starten
eines Traktors zu hören. »Immer fleißig, gell?« Eine tiefe Männerstimme.
Kinderlachen, Vogelstimmen.
    Der alte Holzboden knarrte, als hätten die Bretter eine
Aussage zu machen, während Berenike aufstand und das Handy einschaltete. Na
eben, erst acht vorbei. Im Vorzimmer stieß sie mit dem Fuß gegen irgendein
Zeug. Sie erstarrte. Sah sich um, ohne sich zu rühren. Es roch ein wenig
komisch, sie atmete flach. Wer weiß, was das wieder war! Sie gewöhnte sich nur
langsam an das Landleben. Ein Neuanfang im Alter von 36 Jahren war eben nicht
leicht. Das Räucherzeug von letzter Nacht war vor der Kommode liegen geblieben,
vielleicht hatten die Katzen damit gespielt. Sie musste sich später darum kümmern.
Missetäter identifiziert, über das Urteil musste sie noch nachdenken.
    Sie nahm die Butter aus dem Eiskasten und ging ins Bad. Die
ätherischen Öle des Duschbads beruhigten Muskeln
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