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Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi

Titel: Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi
Autoren: Anni Buerkl
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Publikum breit, »Sieghard Lahns Großvater. Aber das ist ein alter
Fall und nicht nachweisbar, da der Verdächtige verstorben ist. Es gibt die
Aussage einer Zeugin, die diese Annahme stützt. Ihr zufolge hat sich Sieghard
Lahn mit der Tat des Großvaters gebrüstet. Lahn senior war SS-Offizier. Der
Junior, psychisch labil, konnte die Vorstellung nicht ertragen, dass er sein
ererbtes Haus aufgrund von Rabensteins Aufdeckungen verlieren könnte. Haims Eigentum
wurde, wie in der NS-Zeit üblich, nach seiner Verurteilung eingezogen. Im
Grundbuch ließ sich damals Georg Lahn eintragen, der das Haus in Lupitsch
käuflich erworben haben will. Haim wurde nie rehabilitiert, auf seinen Besitz
hat bis dato niemand Anspruch erhoben.« Der Polizist schenkte sich ein Glas
Wasser ein, trank in langsamen, kleinen Schlucken. »Was die diesen Sommer in
Aussee geschehenen Morde betrifft«, er blickte kurz zu Berenike, »so weisen
diverse Indizien auf Sieghard Lahn als Täter. Es gibt eine Zeugin, der
gegenüber Lahn die Taten sogar gestanden hat, selbstherrlich, wie er offenbar
ist. Ungefähr zur gleichen Zeit hat der österreichische Verfassungsschutz eine
Neonazi-Gruppierung aus dem Salzkammergut observiert. Diese tarnte sich als esoterischer
Geheimbund, dem ein Meister vorstand – niemand anderer als Sieghard Lahn.
Ein vielfältiger Mann.« Ein paar Lacher im Publikum. »Pikanterweise hat die
Gruppierung an Schlepperdiensten für Ausländer gut verdient. Das Tote Gebirge
eignet sich mit seinen einsamen Regionen hervorragend dafür. Der eine oder
andere hat die bergsteigerisch schwierigen Routen jedoch nicht überlebt.«
Wieder machte Jonas eine Pause. »Eine alte Frau hat die Vorgänge beobachtet und
uns darauf aufmerksam gemacht. Wahrscheinlich ahnten die Kriminellen das …
Wir haben ihre Leiche im Wasserfall bei der Ruine Pflindsberg aufgefunden.
Gefolgsleute von Sieghard Lahn haben den Auftragsmord gestanden. Sie wollten
den Radikalpoeten zum größten Guru aller Zeiten machen, sagen sie.«
    Jonas trank wieder. »Und schließlich der Mord an Rolanda
König in Wien. Zunächst verwirrte dieser Todesfall, wie Sie sich vielleicht
erinnern. Doch wir konnten die Spuren zusammenführen, gemeinsam mit den Wiener
Mordermittlern.« Berenike erkannte Inspektor Janskys rot gelockten Haarschopf
in der ersten Reihe. Sein eitler Kollege Hochfeld war zum Glück in Wien
geblieben. »Eine solche Häufung von Todesfällen im Nahbereich einer rechten
Partei erschien uns dubios. Lahn hatte die glorreiche Idee, Frau König als Mörderin
zu präsentieren. Wir wissen von einem Termin Lahns bei Rolanda König, kurz vor
ihrem Tod. Büronachbarn berichten von einem lautstarken Streit.«
    Unter einem aufmunternden Blick Steiners ergriff nun Susi das
Wort: »Es ist unglaublich, dass die Opfer, bereits gedemütigt und vertrieben,
es bis zu Rabensteins Kontaktaufnahme nicht wagten, einen Anspruch auf das
geraubte Eigentum zu erheben. Auch von dieser Seite wird Georg Lahn als Mörder
Haims belastet. Anne Miller, die damals noch ein Kind war, erinnert sich, dass
der SS-Mann Haims Sammlung traditioneller Musikinstrumente gierig betrachtet
hat, besonders eine Knöpferlharmonika. Der SS-Mann soll bei der Verhaftung
Haims federführend gewesen sein.«

     
    Endlich kamen
sie zum Ende des offiziellen Teils. Während Helferinnen Getränke und Fingerfood
herumreichten, trat Jonas zu Berenike. Den obersten Hemdknopf geöffnet,
gebräunt vom Sommer, stand er vor ihr. »Ich bin mir bei den Ermittlungen
vorgekommen wie beim Schatz vom Toplitzsee.«
    Natürlich kannte
Berenike den alten Film von Franz Antel. »Lahn hat gewusst, was sein Großvater
getan hat. Der kleine Sieghard ist von Georg im alten Geist erzogen worden, der
Großvater ist noch gar nicht so lange tot.« Noch immer brannten Sieghard Lahns
Beschimpfungen in Berenikes Kopf.
    »Diese Wahrsagerin …«
    »Madame Montego?«
    »Genau. Die muss etwas gewusst haben. Vielleicht sogar aus
der damaligen Zeit.«
    »Die helle Person.«
    »Wie bitte?«
    »Als ich sie um Rat fragte, hat sie von einer hellen Person
gesprochen. Ich habe das Rätsel nicht begriffen, aber sie muss Lahn gemeint
haben.«
    »Lahn hat Haims Knochen ausgegraben und in den See geworfen.
Was für eine blöde Hoffnung, alles werde sich im Wasser und damit in
Wohlgefallen auflösen.«
    »Der Alte hat, was man so von Nachbarn der Lahns hört,
Sieghard brutal erzogen. Er hat ihn gestählt, wie
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