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Schwarzlicht (German Edition)

Schwarzlicht (German Edition)

Titel: Schwarzlicht (German Edition)
Autoren: Horst Eckert
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Uhrzeit», antwortete Vincent. «Wann wir die Vernehmung beendet haben.»
    «Mach ich.»
    Vincent bedankte sich, und Dominik verschwand in seinem Zimmer.
    «Neuer Führungsstil, sag ich doch», bemerkte Anna.
    «Wie kommst du darauf?»
    «Du musst dich überall einmischen, oder?»
    «Sagen wir: Ich bringe meine Erfahrung ein. Wieso stört dich das?» Vincent erinnerte sich daran, dass «Kontrollsucht» einer von Ninas Lieblingsvorwürfen war.
    Alinew und der Dolmetscher verließen Dominiks Büro und steuerten wortlos auf das Treppenhaus zu.
    «Wer war das?», fragte Anna. Die rote Strähne war ihr wieder ins Gesicht gerutscht.
    «Der Hagere hat die Feuerwehr gerufen. Die Schreie im Hintergrund hättest du hören sollen.»
    Vincents Handy spielte London Calling .
    «Übrigens, so viel jünger als du bin ich gar nicht», bemerkte Anna.
    Vincent blickte ihr hinterher. Er hätte sie fragen sollen, was ihr gefehlt habe und wie es ihr gehe.
    Er nahm das Gespräch an.
    Es war die Sekretärin von Inspektionsleiter Thann, die ihn noch einmal an seinen Termin am Nachmittag erinnerte.

4

    Im Treppenhaus traf Vincent auf Ingo Ritter vom Rauschgift. Langes Haar, Dreitagebart, das Hemd wie immer um einen Knopf zu weit geöffnet. Ingo hatte es im KK15 schon vor einiger Zeit zum Leiter gebracht.
    «Hey, Vinnie, kennst du den schon?», fragte der Kollege gut gelaunt. «In der Staatskanzlei werden die Frauen befragt, ob sie sich vorstellen könnten, mit Walter Castorp ins Bett zu gehen. Zehn Prozent sagen ja, zehn Prozent nein. Achtzig Prozent der Befragten antworten: Nicht noch einmal!»
    Vincent lachte mit, obwohl es ihm billig vorkam, auf einem Politiker herumzuhacken, dessen Tage an der Macht offenbar gezählt waren.
    «Einer vom Personenschutz hat mir den gerade erzählt.»
    «Sollte der Mann nicht lieber bei Castorp sein?»
    «Wie denn, wenn sich der Ministerpräsident einfach aus dem Staub macht? Mit seiner neuesten Sekretärin, einer scharfen Braut, heißt es. Zum ersten Mal seit Jahren ohne Fahrer unterwegs, Shit, ey, stell dir das vor! Weit kommt er nicht, wenn du mich fragst.»
    «Schweiz, hieß es im Radio, immerhin.»
    Im ersten Stock, wo sich ihre Wege trennten, hielten sie inne. Ingo zuckte mit den Schultern. «Wir werden von Verbrechern regiert.»
    «Hauptsache, wir schnappen sie.»
    Vincent hatte die Nachrichten zur Castorp-Affäre verfolgt. Ein Skandal, der die Republik in Atem hielt. Es gab Ermittlungen wegen Einbruchs in die Büros der Opposition und wegen einiger Abhörwanzen. Ein Zeuge belastete Castorp als Auftraggeber, ein Typ aus seinem eigenen Wahlkampfteam.
    Anfang letzter Woche hatten die Medien erstmalig darüber berichtet. Kurz darauf hatte der Ministerpräsident öffentlich seine Unschuld beteuert, aber jeder fand seine Ehrenworterklärung nur peinlich. Der sicher geglaubte Wahlsieg der CDU stand mit einem Mal auf der Kippe.
    «Da hab ich wenig Hoffnung», antwortete Ingo. «Zumindest bis zum Wahlsonntag darf das KK14 nichts Entscheidendes ausgraben, heißt es. Weil unser Behördenleiter der Regierungspartei angehört und der Minister Druck macht.»
    «Ach, komm. Die Kollegen lassen sich das doch nicht gefallen, oder?»
    «Du wirst schon merken, wie das ist. Jetzt, wo sie dich auch zum K-Leiter machen.»
    «Da weißt du mehr als ich.»
    Ingo lachte. «Man hat so seine Informanten.»
    Zum Abschied klatschten sie sich ab – wie früher, als sie beide in der Kriminalwache ihren Dienst getan hatten, nachdem Vincent sein Studium abgebrochen und zur Polizei zurückgekehrt war. Das Team der B-Schicht, eine gute Truppe: Marietta, Onkel Jürgen und der Kanzler, der eigentlich Gerd Schröder hieß. Ingo Ritter und der Kanzler hatten nebenbei mit Aktien spekuliert. Zu jener Zeit platzte die Internetblase, die beiden verloren eine Menge Geld und zockten unverdrossen weiter. Daneben vermakelte Ingo Wohnungen in seiner Freizeit, ein Hansdampf in allen Gassen. Auch in puncto Frauengeschichten brauchte er sich nicht hinter dem zu verstecken, was man über Ministerpräsident Castorp munkelte.
    «Shit, ey, wir sollten es mal wieder krachen lassen», sagte Ingo. «Das Notorious hat neu eröffnet.»
    «Bist du noch in der Immobilienbranche?»
    «Warum fragst du? Auf Wohnungssuche?»
    «Vielleicht brauche ich demnächst etwas Kleineres.» Wenn es mit Nina auseinander ging, wäre es ihm ein Gräuel, in der Wohnung zu bleiben, in der ihn alles an sie erinnerte.
    «Krach mit der Alten? Ist es immer noch diese
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