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Schwarzkittel

Schwarzkittel

Titel: Schwarzkittel
Autoren: Harald Schneider
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dass es sich dabei um eine Briefkastenfirma in Zürich handelt. Hauptaktionär dieser Schweizer Gesellschaft ist zu 100 % die ›Neomedi Italia AG‹. Diese sitzt allerdings nicht in Italien, sondern in Zürich an derselben Adresse wie die Schweizer Tochtergesellschaft. So, jetzt kommts. Diese ›Neomedi Italia AG‹ hat genau zwei Aktionäre: Mit 80 % ist dies unser Professor Zynanski, die restlichen 20 % hält eine gewisse Alessia Acqua.«
    Stille. Plötzlich ein Klatschen vonseiten Alessias. »Bravo, das haben Sie nicht schlecht gemacht.«
    Der Professor lächelte zu seiner Nichte.
    »Sehen Sie, Palzki, auf so eine Idee kommt ein einfacher Polizist halt nie. Für solche, im Prinzip einfachen Recherchen haben Sie eine externe Kontaktperson benötigt.«
    Ich ging erst gar nicht auf seine Beleidigung ein, denn die Informationen, die Becker eben gerade als seine eigenen Recherchen mitgeteilt hatte, hatte er natürlich von mir bekommen. »Jetzt verstehe ich«, sprach ich gedehnt langsam. »Nicht Fürchtegott Mayer war der Häuptling, sondern Sie höchstpersönlich. So wie die ›Neomedi‹-Angestellten Marionetten von Mayer waren, so war Mayer eine Marionette von Ihnen.«
    »Sie haben es erfasst, Palzki. Meinen herzlichen Glückwunsch. Ich lenke die Geschicke der ›Neomedi‹ bereits seit über 20 Jahren. Kein Mensch vermutet, dass ich das Unternehmen von der Basis, sprich aus der Klinik heraus, lenke. Und so soll es auch bleiben. Wie ich aus der Rede Ihres Hintermannes herausgehört habe, gibt es keine weiteren Mitwisser. Das ist schade für Sie, aber ein glücklicher Umstand für mich.«
    »Sagen Sie bloß, Sie wollen in Zukunft so weiter machen wie bisher?«, fragte ich ihn verwundert.
    »Natürlich, Palzki. Wieso sollte ich jetzt aufhören? Davon abgesehen, dass ich mich dadurch unnötig verdächtig machen würde. Nein, es wird weitergehen wie bisher. Ich werde einen neuen Geschäftsführer einberufen und in Zukunft weiterhin viel Geld mit Arzneimitteln verdienen.«
    »Leg die beiden jetzt endlich um«, mischte sich seine Nichte wieder ein.
    »Einen kleinen Moment noch, meine liebe Alessia.« Mit der linken Hand fasste er sich plötzlich an den Kopf. Er zuckte kurz zusammen, hatte sich aber sofort wieder unter Kontrolle. »Sie werden sicherlich verstehen, dass –«
    Schmerzhaft verdrehte er seinen Kopf. Auch Alessia, die nach wie vor neben ihm stand, verdrehte leicht ihre Augen.
    »Wie viel haben Sie eigentlich mit ›Croupison‹ verdient?« Ich versuchte ihn abzulenken und hielt die Medikamentenschachtel in die Höhe.
    Bevor er antworten konnte, durchzuckte ihn ein unsichtbarer Blitz.
    »Warum wollen Sie das wissen, Palzki?«
    Zynanski und Alessia stöhnten gleichzeitig wie auf ein Kommando. »Scheiße, was ist hier los?«, schrie Alessia mit Tränen in den Augen.
    »Es muss ganz schön viel Geld gewesen sein, das Sie mit dem Tod der drei kleinen Kinder verdient haben, nicht wahr?«
    Alessia kniete bereits auf dem Boden und drückte sich die Handflächen gegen die Ohren. Zynanski brüllte etwas Unverständliches, dabei glitt ihm seine Waffe aus den Händen. Er wankte wie ein Betrunkener und fiel schließlich über seine am Boden kauernde Nichte. Alessia schrie inzwischen ähnlich laut, nur in einer anderen Tonlage. Beide zuckten am Boden liegend wild umher, bevor sie wie erlöst beinahe gleichzeitig in Ohnmacht fielen.
    Dietmar Becker und ich beobachteten die unfreiwillige Darbietung von Zynanski und Alessia, ohne jedoch nur einen Meter näher heran zu gehen. Der Student lächelte mich an. »Das war das Geilste, was ich je in meinem Leben mitgemacht habe.«
    »Und vermutlich gleichermaßen das Gefährlichste«, ergänzte ich.
    Becker trommelte mit der Faust auf seine schusssichere Weste. »Na ja, vielleicht wenn er auf den Kopf geschossen hätte.«
    Dass in der Zwischenzeit mehrere Beamte herbeigestürmt kamen und sich um die Bewusstlosen kümmerten, verwunderte uns allerdings. Doch fast im gleichen Moment erschien auch Jacques auf der Bildfläche.
    »Mein lieber Mann, da habt ihr beide aber einen furiosen Schluss hingelegt. Übrigens, die Infraschallkanone habe ich bereits abgeschaltet. Ihr könnt eure Ohrenstöpsel wieder herausnehmen.«
    Ich entfernte die Fremdkörper sofort aus meinen Ohren, während der Student nicht reagierte. Ihn schien etwas zu beschäftigen.
    »Warum ist hier eigentlich alles voller Polizisten? Davon war doch gestern keine Rede.«
    »Junger Mann«, belehrte ihn Jacques. »Sie glauben
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