Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzkittel

Schwarzkittel

Titel: Schwarzkittel
Autoren: Harald Schneider
Vom Netzwerk:
verändert.«
    »Okay, haben wir das geklärt«, antwortete ich forsch. »Sie haben Ihre Nichte auf mich angesetzt, um die aktuelle Entwicklung des Falles im Blick behalten zu können, stimmts?«
    »Gut erkannt, Palzki. Das mit der Lenkung ihres Wagens sollte übrigens nur ein kleiner Denkzettel sein. Ich wollte nicht, dass Sie sich ernstlich verletzen. Hoffentlich geht es Ihrer Schulter wieder besser«, entschuldigte er sich sarkastisch.
    »Schon vergessen, Professor. Ich war durch die Tarotkarten von Frau Overath vorbereitet.«
    »Noch so eine Frau, die sich in Dinge einmischt, die sie nichts angehen. Ihr Mann ist nicht viel besser. Ein Möchtegern, sonst nichts.«
    »Sie haben ja nicht gerade eine gute Meinung von Ihrem persönlichen Umfeld. Darf ich raten: Das Gespräch bei Doktor Overath war eine komplette Schmierenkomödie. Erstunken vom Anfang bis zum Ende.«
    »Oh, das ist aber schade, dass Sie das bemerkt haben. Ich habe mir bei der Geschichte doch so viel Mühe gegeben. Es hätte alles so gut gepasst. Ein Anruf bei Elisa Ginger hat übrigens genügt, um sie zur Mörderin werden zu lassen. Sie hat mir bis aufs i-Tüpfelchen alles geglaubt. Dafür hat sie dann die Drecksarbeit für mich übernommen. Obwohl es schon ziemlich knapp war. Fast wären Sie schneller gewesen. Mayer ist aber das ideale Opfer gewesen. Ein Bauernopfer gewissermaßen.«
    »Wieso ein Bauernopfer?«, entgegnete ich. »Er hat doch schließlich höchstpersönlich veranlasst, die verunreinigte Substanz bei ›Croupison‹ zu verwenden.«
    Zynanski lächelte befriedigt. »Ich sehe schon, Sie haben nichts kapiert. Das ist auch ganz gut so. Warum haben Sie sich nicht damit zufriedengegeben, dass dieser Gartenzwerg Mayer dies alles in eigener Verantwortung angezettelt hat?«
    »Mein Bauchgefühl hat es mir gesagt, Professor!«
    »Scheißen Sie auf Ihr Bauchgefühl. Ein Bauchgefühl werden Sie später von mir erhalten. Es wird allerdings ein wenig weh tun und aus meiner Waffe stammen.« Er streichelte seine Pistole. »Doch zunächst warten wir mal ab, was Ihr Informant alles zu sagen hat.«
    »Sie erhoffen sich ja viel von meinem Kontaktmann. Vielleicht gibt es ihn auch gar nicht.«
    »Umso besser, Palzki. Das spart Munition.«
    Ich fuhr unbeirrt weiter. »Sie haben einiges auf dem Kerbholz, Herr Zynanski. Wahrscheinlich drei tote Kinder, Elli Dipper, die moralische Verantwortung an der Ermordung von Fürchtegott Mayer und nicht zu vergessen, Sebastian Windeisen. Warum musste er denn sterben?«
    Er überlegte einen Moment, bevor er sich zu einer Antwort hinreißen ließ.
    »Windeisen? Wieso sollte ich dafür verantwortlich sein? Mein Alibi wurde doch von Ihnen genauestens überprüft. Soll ich denn der Sündenbock für alles sein?«
    »Ja, Ihr Alibi. Das hat mir schon etwas Kopfzerbrechen bereitet. Doch nachdem ich das Obduktionsergeb nis gelesen hatte, war mir alles klar. Sie haben zwar ein Alibi für den festgestellten Todeszeitpunkt, aber nicht für den tatsächlichen Todeszeitpunkt. Sebastian Windeisen starb nicht am frühen Morgen, sondern bereits am Abend zuvor. Unser überaus fähiger Gerichtsmediziner Dr. Dr. Hingstenberg hat nämlich festgestellt, dass die Leiche über mehrere Stunden gekühlt wurde, um die Totenstarre zu verzögern. Und wenn man zudem weiß, dass direkt neben Windeisens Büro ein Aufzug ist und sich im Keller die Kühlräume der Klinik befinden, macht man sich so seine Gedanken.«
    »Er war ein Erpresser. Ja, Palzki, Sie haben richtig gehört. Dieser Windeisen war ein ganz mieser Erpresser. Er war nah dran, mich zu verraten. Tatsächlich wagte er es, an meiner Bürotür zu lauschen, als ich ein vertrauliches Gespräch mit Doktor Mayer führte. Auch das hat mir Ihre ehemalige Kollegin Hohlmann brühwarm erzählt. Sie hasste Windeisen dafür, dass er sie hat abblitzen lassen. Aber das ist ein anderes Thema. Ich musste jedenfalls sofort handeln. Leider war ich in der Wahl meiner Möglichkeiten etwas eingeschränkt. Trotzdem wird niemand etwas von alledem erfahren. Außer meiner Nichte und mir. Sie zählen nicht, Palzki, Ihr Verfallsdatum ist fast erreicht.« Er drohte mit seiner Waffe, die direkt auf meinen Kopf zielte.
    Unbeirrt redete ich weiter. »Und Sie haben das E-Mail in Windeisens Namen an Herrn Becker geschrieben.«
    »Na klar, war ich das. Ich musste doch von mir ablenken. Glücklicherweise war der Computer von diesem Erpresser noch eingeschaltet. Da war es ein Einfaches, die E-Mail an den Journalisten zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher