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Schwarzkittel

Schwarzkittel

Titel: Schwarzkittel
Autoren: Harald Schneider
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fertiggestellt, bei dem ich ihn, wie beim letzten Mal, wieder mit dem einen oder anderen internen Ermittlungsdetail gefüttert hatte. Er hat sich bei Jacques und mir tausendmal bedankt, dass wir ihn bei diesem ›Spiel‹, genauso drückte er sich aus, mitmachen ließen. Wie er mir berichtete, recherchiert er zurzeit für eine seiner Zeitungen über ein brisantes Thema. Er sagte mir zu, dass es diesmal nicht im Entferntesten etwas mit einer Straftat oder der Möglichkeit eines Gesetzesverstoßes zu tun hätte. Bei seiner Recherche ging es ausschließlich darum, Geld zu verdienen, um sein Studium fortsetzen zu können. Ich weiß nicht, ob ich ihm das glauben soll. Man wird sehen.
    Mein Kollege Gerhard Steinbeißer schwebt wieder im siebten Himmel. Nein, Sie haben falsch gedacht. Es hat nichts mit seiner Maria zu tun. Gerhard hat sich nach gründlicher Überlegung dafür entschieden, dass er nicht reif genug sei, um sich dem Thema Kindererziehung mit der nötigen Sorgfalt widmen zu können. Mit Nicole hat er kurzfristig eine tröstende Seele gefunden. Nach seinen eigenen Angaben war er noch nie in seinem Leben so verliebt gewesen wie im Moment. Glücklicherweise scheinen Verliebte über ein schlechtes Gedächtnis zu verfügen. Den verschmutzten Innenraum seines Wagens hat er seitdem nicht mehr erwähnt.
    Doktor Matthias Metzger, das Angst einflößende Unikat unter der Ärzteschaft, hat einen Werbefeldzug gestartet. In Kleinanzeigen wirbt er in der örtlichen Presse für seine Dienstleistungen. Die offerierten Preise für Blinddarmentfernungen oder Nasenkorrekturen erscheinen mir insgesamt doch recht niedrig. Da könnte sich schon jemand fragen, warum er so hohe Beiträge zur Krankenversicherung zahlt. Wahrscheinlich handelte es sich aber, wie im Einzelhandel auch oft genug zu finden, nur um Lockangebote, bei denen Fahrzeiten, Betäubungsmittel und Verbandsmaterialien gesondert berechnet werden. Und die Mehrwertsteuer kommt noch drauf.
    Mein Freund Jacques wirkt um etliche Jahre jünger. Der Einsatz in der ›Waldfesthalle‹ scheint ihm richtig gut getan zu haben. Er ist stolz auf die Funktionsfähigkeit seiner Erfindung. Trotzdem hat er die IS-Kanone vernichtet. Seiner Meinung nach sind die Gefahren, die von so einem Apparat ausgehen höher, als der Nutzen, den er der Wissenschaft bieten könnte. Als Dietmar Becker und ich bei ihm zu Hause zur Nachbesprechung saßen, präsentierte Jacques ihm die Spickzettel-Coladose. Das ließ Becker natürlich zu der Aussage hinreißen, dass ich damit mein Glück bei der Führerscheinprüfung versuchen könnte. Aber er winkte sogleich mit der Bemerkung ab, dass meine Defizite eher praktischer Natur wären. Und so was musste ich mir ausgerechnet von einem Grobmotoriker sagen lassen.
    Doktor Hubertus Overath hat seine Praxis kurzfristig aufgegeben. Wie mir Staatsanwalt Borgia zu verstehen gab, wird das Verfahren gegen ihn und seine noch lebenden Kollegen demnächst eingestellt. Eine vorsätzliche Gefährdung sei nicht eindeutig festzustellen, moralische Verfehlungen stehen nicht unter Strafe. Mit den Steuerbehörden wird Overath hingegen noch eine Zeitlang zu tun haben. Finanziell ist er durch die Einkünfte seiner Frau abgesichert.
    Meike Overath hat ihren Esoterikversand ausgebaut. In der Praxis ihres Mannes hat sie gestern einen Esoterikladen eröffnet. Am Eröffnungstag hatten meine Kollegen von der Verkehrspolizei in Dannstadt alle Hände voll zu tun. Aus weitem Umkreis folgten begeisterte Kunden ihrem Aufruf zur Geschäftseröffnung.
    Nach dem Ableben ihres Geschäftsführers und der Verhaftung des Hauptgesellschafters steht die ›Neomedi AG‹ unter Zwangsverwaltung. Aktuell laufen Übernahmegespräche mit dem größten Konkurrenten aus Mannheim. In diesem Zusammenhang wird Wolfgang Schrober als zukünftiger Geschäftsführer in die Verhandlungsmasse eingebracht. Wie auch immer, Dietmar  Becker informierte mich, dass das Bundeskartellamt ein gewichtiges Wörtchen mitzureden habe.
    Professor Elisa Ginger ist tot. Wenige Tage nach ihrer Verhaftung schluckte sie eine kleine Tablette, die sie unbemerkt in ihre Zelle einschmuggeln konnte. Der Wirkstoff, dessen Name für mich unaussprechlich kompliziert ist, hat nach ärztlichen Angaben in Sekunden-schnelle für ihr Ableben gesorgt. Frau Ginger hinterlässt einen Ehemann und eine zweijährige Tochter.
    Mit Frauke Hohlmann habe ich mich lange unterhalten und mich ausgiebig dafür entschuldigt, dass ich sie nicht erkannt hatte. Wir
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