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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma
Autoren: Brent Weeks
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auf ihn zugestürmt, und er hatte mindestens einen von ihnen getötet. Sie hätten ihn inzwischen ebenfalls getötet haben sollen.
    »Lass den Rest des Luxins los. Es wird dich wieder krank machen, aber es ist besser, das verspreche ich dir. Sofort, Junge! Ich kann dich nicht tragen und gleichzeitig wandeln!«
    »Eisenfaust?«
    Kip öffnete die Augen, sah tote Männer um sich herum verstreut und Eisenfaust, der über ihm stand, die Fäuste bewehrt mit Dornen aus blutigem blauem Luxin. Eisenfaust hatte am ganzen Körper Schnittverletzungen, getrocknetes Blut und Pulverbrandwunden. Er trug dicht vor den Augen eine blaue Brille, die Ohrbügel fest am Hinterkopf zusammengebunden. Die Ghotra war ihm vom Kopf gerissen worden, das Haar auf einer Seite angesengt. Wie war der Mann davongekommen, nachdem er die feindliche Kanone eingenommen und gegen König Garaduls Heer gewendet hatte? Gewiss hatte er die ganze Armee auf dem Hals gehabt.
    Trotzdem war er hier. Voller blauer Flecken, erschöpft, verletzt, aber nicht so verletzt, dass er Kip nicht ein weiteres Mal retten konnte.
    »Sofort!«, verlangte Eisenfaust. »Ich bin selbst lichtkrank. Ich weiß, worum ich bitte!«
    Kip ließ den Rest des Luxins los und übergab sich abermals, sein Inneres rumorte, die Eingeweide selbst wollten sich erbrechen.
    Aber dann fühlte er sich wundersamerweise besser. Beinahe in der Lage zu stehen. Eisenfaust packte sein Hemd an der Schulter und hob ihn auf die Füße.
    »Idiotischer Junge, ich habe das getan, um dich zu retten, und du hast es beinahe vermasselt. Was zur Hölle hast du dir gedacht?«
    Aber Kip war nicht in der Verfassung zu antworten.
    Er starrte auf die Soldaten auf dem anderen Kai.
    Bei Orholams Eiern.
    Nur zweihundert Schritte entfernt war eine Schlacht im Gange. Vielleicht hundert Soldaten und Wandler hielten das Dock gegen Tausende von Soldaten und Dutzende von Wandlern. Die Enge war alles, was verhinderte, dass Gavins Männer überwältigt wurden. Die Frontlinien waren ein Gewirr von Bajonetten und Schwertern, einigen Speeren und Hacken, Sicheln und Magie, die durch die Luft geworfen wurde und jeden Weg versperrte. Hinter den Frontlinien vollendeten Gavin und einige andere Wandler soeben die letzte Barkasse, außerstande, sich den Kämpfen anzuschließen, weil ihre Fähigkeiten als Wandler benötigt wurden, um das Schiff zu bauen.
    Die Masse von Eindringlingen drängte Gavins Männer stetig rückwärts, ihr schieres Gewicht unaufhaltsam. Für Kip sah es aus, als kämen sie bereits zu spät. Und ihm war immer noch übel, immer noch schwindlig, und immer noch fühlte er sich stärker als je zuvor im Leben, hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, sich hinzulegen, und dem Gefühl, er müsse losrennen und kämpfen.
    »Folge mir«, befahl Eisenfaust. »Bleib so dicht bei mir, wie du kannst. Es schwimmt nicht lange.«
    Ohne weitere Erklärung – schwimmt? Was schwamm? – lief Eisenfaust vom Kai direkt ins Hafenbecken, während er mit einer Hand blaues Luxin in einem breiten Strom verspritzte.
    Kip folgte ihm, schlitterte über die glitschige Oberfläche, hielt mit der linken Hand seine Hose fest und betete, dass er nicht fiel. Der blaue Pfad fiel vom Kai aus steil ab und lag dann flach auf dem Wasser.
    »Lauf weiter!«, sagte Eisenfaust.
    Vor ihnen brachen die Reihen der Verteidiger genau in dem Moment, als die große Luxin-Barkasse ablegte. Die letzten Verteidiger versuchten, kämpfend das Boot zu erreichen. Einige drehten sich um und wurden niedergemäht, während sie versuchten, Anlauf zu nehmen, um den Sprung auf die Barkasse zu schaffen. Andere gaben die Vorstellung auf, es selbst bis aufs Schiff zu schaffen, und boten dem Feind die Stirn.
    Doch Lord Omnichroms Armee war so gewaltig und hatte so viel aufgestauten Druck, dass sie mit den Verteidigern die eigenen Leute vom Kai ins Wasser drängte. Dutzende, vielleicht hundert Männer und Frauen wurden in die Hafenbucht geworfen.
    Wir werden es nicht schaffen. Wo können wir noch hin?
    Aber Eisenfaust änderte die Richtung seiner blauen Laufbahn. Bei Orholam, sie würden den ganzen Weg bis zur Barkasse rennen?
    Kip konnte es nicht schaffen. Ihm war zu schwindlig. Es war zu weit.
    »Schneller, Kip! Verdammt! Schneller!«, rief Eisenfaust.
    Zu ihrer Rechten sprang Wasser hoch in die Luft. Kip schaute in diese Richtung, sah nichts, geriet hart an den Rand des blauen Pfades und fiel beinahe ins Wasser. Meerwasser spritzte zu beiden Seiten von ihnen auf.
    Sie schießen auf
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