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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma
Autoren: Brent Weeks
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    Schwer atmend und benommen sah Kip vor ihnen Magie, die die Luft zwischen der Barkasse und dem Kai in Brand steckte. Gavin stand am Heck des Bootes und warf große Flammenschwaden, Pfeile, Lichtgranaten – eine veritable, chromaturgische Artilleriebatterie. Um ihn herum wichen auf der Barkasse alle zurück, verblüfft, von Ehrfurcht erfüllt und voller Angst vor jemandem, der mit so viel Magie fertig wurde. Gavin kämpfte gegen alle Wandler auf dem Dock – ganz allein. Und er gewann.
    Das ist mein Vater. Ich darf ihn nicht enttäuschen. Ich habe alles andere vermasselt. Ich muss es auf dieses verdammte Boot schaffen.
    »Ich kann so nicht weitermachen«, rief Eisenfaust mit angespannter Stimme. »Ich muss es schmaler machen, Kip, oder wir werden es nicht schaffen!«
    »Dann tut es!«, brüllte Kip.
    Der Laufsteg schrumpfte abrupt auf eine Spanne von kaum drei Handbreit. Er sank ins Wasser, noch während Kip darüber hinwegrannte, und seine Füße wirbelten Wasser auf.
    Aber sie hatten nur noch dreißig Schritt zu gehen bis zu dem Boot. Der Pfad begann sich nach oben zu wölben, hinaus aus dem Wasser, und wurde wie von Zauberhand mittschiffs an Bord der Barkasse verankert.
    Kip blickte zu Gavin auf und sah, dass jemand hinter das Prisma getreten war. Obwohl der Junge Bauernkleider trug, erkannte Kip ihn sofort. Zymun! Zymun hatte sich mit dem Rest der Flüchtlinge auf die Barkasse gestohlen, und er hielt eine Schatulle in Händen. Kips Schatulle. Das Letzte, was Kips Mutter ihm jemals gegeben hatte. Das Einzige, was sie ihm je gegeben hatte.
    Gavin schleuderte noch immer Magie und wehrte Magie ab. Alle beobachteten ihn entweder oder hatten sich mittschiffs zusammengedrängt, um Eisenfaust und Kip zu helfen. Eisenfaust blickte auf den Pfad hinab, den er wandelte, ganz konzentriert auf die Magie. Kip war die einzige Person, die ein glänzendes Messer aus dieser Schatulle kommen sah.
    Beim nächsten Schritt verfehlte Kip das schmale Luxin-Band. Er stürzte hart ins Wasser. Unbeholfener Kip. Dummer Kip. Sein gewaltiges Spritzen würde eine noch größere Ablenkung darstellen, die Zymun ausnutzen konnte.
    Lord Omnichrom hatte Zymun geschickt, um Gavin zu ermorden. Kip hatte es gesehen – und er hatte beschlossen, anderswo hinzugehen. Er hatte ein Dutzend Chancen gehabt, das Richtige zu tun, und er hatte sie sich alle entgehen lassen. Noch vor wenigen Minuten hätte er, wäre er nicht Eisenfaust gefolgt, auf die Barkasse gehen können. Er hätte Zymun verraten können.
    Kip würde nicht abermals versagen. Er weigerte sich einfach. Er stieß die Hände hinab, öffnete trotz des Wassers die Augen und begann Licht einzusaugen. Es tat höllisch weh. Es kümmerte ihn nicht. Er saugte es in sich hinein, wie ein Wasserfall das Wasser eines Sees ansaugte. Und stieß es nach unten von sich.
    Er schoss aus dem Wasser. Durch Orholams eigene Hand oder durch all das Glück, das ihm sein Leben lang verwehrt geblieben war und sich ihm jetzt endlich zuwandte, schoss er in die richtige Richtung. Er flog auf das Deck der Barkasse, explodierte durch ein halbes Dutzend Menschen hindurch, die sich an der Reling versammelt hatten, um ihn zu beobachten – und er blieb auf den Füßen, obwohl er in einem verrückten Winkel stand und so schnell wie möglich rennen musste, nur um nicht zu fallen.
    Er kam herangestürzt, gerade als Zymun das Prisma erreicht hatte und den großen, weißen Dolch in Gavins Rücken bohrte – eine Sekunde, bevor Kip mit ihm zusammenprallte. Kips Kopf zerschmetterte Zymun die Nase. Sein Schwung warf sie beide über Bord.
    Sie landeten mit einem gewaltigen Spritzen. Kip holte Luft, bevor sie untergingen, und begann sofort an Zymun zu zerren, ihn zu boxen, an dem Dolch in seiner einen Hand und der Scheide in der anderen zu ziehen. Zymun hatte nicht Luft geholt. Er ließ beides los, ruderte mit den Armen und versuchte, mit panischen Bewegungen von Kip wegzukommen. Kip versuchte, den anderen Jungen, der noch immer unter Wasser war, zu treffen, und verfehlte sein Ziel.
    Mit einem Keuchen tauchte Kip auf. Zymun erschien fünf Schritte entfernt, und Blut strömte aus seiner gebrochenen Nase und befleckte das Wasser.
    Hinter Zymun hörte Kip Schreie. Die Haie waren gekommen und verwandelten das Wasser zwischen Zymun und den Docks in ihrer Raserei in weißen Schaum.
    »Kip! Nimm das Seil! Nimm das Seil!«, schrie jemand. Eine Rolle Tau traf dicht neben ihm auf dem Wasser auf.
    Zymun warf Kip einen hasserfüllten
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