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Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)
Autoren: Max Wilde , Roger Smith
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eingegipst. Gelbe Zehen lugten aus dem blendend weißen Panzer.
    Er zerrte an den Vorhängen, die sein Bett umgaben, sodass die Ringe auf den Metallstangen klapperten. Endlich fand er eine Lücke und riss sie weit auf. Das Bett stand neben einer Tür, die auf einen grauweiß gefliesten Flur führte.
    »Hey!«, rief er. »Hey!«
    Ein übergewichtiger Sergeant in der Uniform eines Großstadtpolizisten erschien in der Tür. In der einen Hand hielt er seine Dienstwaffe, in der anderen einen halb gegessenen Hotdog. Als er begriff, dass Gene nicht in unmittelbarer Gefahr war, wedelte er beschwichtigend mit dem Hotdog. »Immer mit der Ruhe, Partner. Die Schwester kommt gleich.«
    »Wo ist mein Junge?«, fragte Gene.
    Bevor der Cop antworten konnte, raschelte der Vorhang auf der anderen Seite des Bettes. Eine kleine Gestalt duckte sich darunter hindurch – es war Timmy, der in einem kunterbunt gestreiften Schlafanzug steckte. »Daddy?«, fragte er.
    Gene starrte in das Gesicht seines Sohnes, dachte schon, dass er durch die Medikamente an Halluzinationen litt, denn der Junge schien (bis auf einige kahle Stellen auf seinem Kopf, wo seine Haare verbrannt waren, eine fehlende Augenbraue und einen Verband um den linken Ellbogen) völlig unversehrt.
    Gene umklammerte ihn mit seinem freien Arm und hob ihn aufs Bett. »Ist alles in Ordnung, Timmy?«
    »Na klar, Sir«, sagte der Junge. »Alles prima. Bist du endlich aufgewacht?«
    »Ja. Ja, bin ich. Wo sind wir.«
    »Im Krankenhaus. In der Stadt.«
    »Wie lange habe ich geschlafen?«
    »Seit gestern Nacht. Wir sind mit dem Hubschrauber geflogen«, sagte Timmy und bekam bei der Erinnerung leuchtende Augen. »Er ist auf einem großen Kreuz mitten auf dem Dach gelandet.«
    Gene umarmte seinen Jungen, wobei sich der Tropf aus seinem Arm löste. Die Krankenschwester, die die Vorhänge zurückzog, schnalzte missbilligend mit der Zunge. Sie hatte Mühe, ihn ruhig zu halten, während sie ein Heftpflaster über die blutende Wunde klebte. Gene ließ Timmy los, woraufhin dieser auf das Bett nebenan hüpfte. Hier hatte er geschlafen, verkündete er, gleich neben seinem Daddy.
    »Wurde gestern Nacht außer uns noch jemand eingeliefert?«, fragte Gene die Schwester.
    Ihre Miene verdüsterte sich. »Da fragen Sie am besten den Arzt«, sagte sie, als sie den Raum verließ.
    Gegen seinen Willen musste sich Gene in einen Rollstuhl setzen. Der kaugummikauende Pfleger, der ihn aus dem großen Aufzug schob, hatte Knasttattoos auf den Armen und schmutzig blondes Haar. Auf dem Flur, über dessen Fliesen die Gummireifen des Rollstuhls quietschten, war es um einiges ruhiger als auf seiner Station. Auch die Schwestern sahen ernster drein – es gehörte zu ihrem Alltag, den Sterbenden noch einen letzten Sprung von der Schippe zu ermöglichen.
    Der dicke Cop folgte ihnen. Ein weiterer Beamter in Uniform saß auf einem Stuhl vor einem Krankenzimmer und las ein Klatschmagazin. Sobald er seinen Vorgesetzten erblickte, stand er auf und rollte das Magazin zusammen.
    Ein Arzt in weißem Kittel mit Stethoskop um den Hals verließ mit einem Klemmbrett in der Hand das Krankenzimmer.
    »Sie sind der Bruder?«, fragte er. Vor Müdigkeit hatte er violette Tränensäcke unter den Augen.
    »Gene Martindale.«
    »Dr. Strauss.« Der Arzt warf einen Blick auf das Klemmbrett, dann wandte er sich dem Pfleger zu. »Vielen Dank. Wenn Sie kurz warten könnten?« Der Mann nickte und trabte davon. »Willst du eine Cola, Kleiner?«, fragte der Arzt Timmy, kramte in seinen Taschen nach Kleingeld und deutete auf einen Getränkeautomaten in einem Wartezimmer, in dem der Pfleger bereits Platz genommen hatte und mit Engelsgeduld ins Nichts starrte.
    Timmy sah seinen Vater an. Als dieser nickte, trottete er davon.
    »Darf ich davon ausgehen, dass Sie als Gesetzeshüter mit Brandopfern vertraut sind?«, fragte der Arzt.
    »Jedenfalls hab ich genug ausgebrannte Autos gesehen.«
    »Nun, bei ihrer Einlieferung waren über neunzig Prozent der Haut ihrer Schwester verbrannt, darunter ein nicht unbeträchtlicher Teil Verbrennungen vierten Grades. Was bedeutet, dass nicht nur die Haut, sondern auch das subkutane Gewebe sowie die darunterliegenden Muskeln und Knochen beeinträchtigt waren. Die meisten Menschen wären wohl direkt am Unfallort gestorben. Nur wenige mit solchen Verletzungen schaffen es überhaupt bis hierher. Überlebt hat so etwas noch niemand.«
    »Aber sie schon?«
    »In der Tat. Wir werden sie noch heute in die Spezialabteilung
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