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Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)
Autoren: Max Wilde , Roger Smith
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mich dafür.«
    »Wirf die Waffe weg«, sagte Junior. Der Deputy gehorchte. Die Pistole schlitterte gegen eine der alten Zapfsäulen.
    Junior – der die Kunst des Schießens von seiner Mutter gelernt hatte – zielte und traf Martindale direkt unterhalb des Knies ins Bein. Der Mann ging zu Boden, die Schlagader blieb allerdings unversehrt. Schließlich musste er weiterleben, um den Tod seines Sohnes und der Kreatur im Streifenwagen ansehen zu können.
    Skye, die im Auto eingesperrt war, spürte ihren Bruder hinter der rostigen Zapfsäule, roch ihn, roch den Gestank des Todes, der an ihm haftete und den kein Lösungsmittel, keine Säure wegwaschen konnte. Roch die Verderbtheit seiner Seele.
    Der Gestank, die fast schon intime Nähe und die Gewissheit, dass sie bald Fleisch von ihrem Fleisch kosten würde, ließ eine Begierde von bisher ungekannter Stärke in ihr aufsteigen. Ihre Sehnen und Knochen wuchsen, um der Woge aus schierer Kraft, die sie überrollte, standhalten zu können. Die massigen Schultern stießen gegen das Dach des Streifenwagens, ihre Haut drückte gegen den Maschendraht des Käfigs.
    Ihre lodernden Augen hatten sich bereits an die Dunkelheit gewöhnt, als sich die Autotür öffnete und die Innenbeleuchtung aufflammte. Gene stieg aus. Sie wollte ihm noch etwas zurufen, ihn zurückhalten, doch ihre Stimme war nur mehr Erinnerung. Aus ihrer Kehle drang nichts als ein tiefes Knurren.
    Vergebens tastete sie nach dem Türgriff. Schließlich konzentrierte sie sich auf ihre Körperkraft und warf sich gegen die Wagentür. Das Metall kreischte, beulte sich nach außen, der Wagen schaukelte, doch die Tür blieb verschlossen.
    Nach dem Schuss, der Gene zu Boden gehen ließ, wagte sie einen neuen Versuch, bei dem sie die Tür glatt aus den Angeln riss. Das verbogene Metall landete nicht weit von der Stelle, an der Gene lag und sich sein Bein hielt.
    »Hol Timmy«, sagte Gene. Sie bemerkte Schmerz in seiner Stimme und auch Angst, als er kurz zu ihr aufsah und sich schnell wieder abwandte.
    Ein Schatten huschte an der Zapfsäule vorbei, und plötzlich stand ihr Bruder vor ihr. Die flatternden Seelen der unzähligen Toten umhüllten ihn wie einen dämonischen Mantel aus Licht. Sie ging auf ihn zu, bereit, ihn zu töten und zu verschlingen. Dieser Drang war unmöglich zu kontrollieren. Die Speichelfäden, die von ihren Lippen troffen, schwangen wie das Pendel eines Metronoms hin und her.
    Dann jedoch löste sein Geruch eine weitere Sturzflut von Erinnerungen aus. Bevor er starb, würde er ihr von ihrer Mutter erzählen.
    Und ihrem Vater.
    Das Ding kam auf Junior zu. Ein Ding, das ihn gleichzeitig erschreckte und mit Freude erfüllte. Als es durch den Lichtkegel des Scheinwerfers huschte, erkannte er seine Mutter in dem genetischen Code, dem diese Kreatur entwachsen war. Und nicht nur seine Mutter, auch etwas viel Dunkleres: jenes Wesen, das er auf seine primitive menschliche Art angebetet hatte, seinen unbekannten und unergründlichen Herrn und Meister. Die Majestät dieser Kreatur schlug ihn in ihren Bann, sodass er sowohl Benzin als auch Feuerzeug völlig vergaß.
    Beim Näherkommen erblickte sie Junior Cottons Gesicht im Scheinwerferlicht, erkannte seine Ähnlichkeit mit der jungen Frau, die sie einst gewesen war. Ihr Bruder starrte sie an, streckte die Hand aus und berührte ihre Wange. Seine Finger auf ihrer Haut weckten eine so allumfassende Sehnsucht, dass jeder Gedanke an seine Vernichtung wie weggeblasen schien. Sie legte die Handfläche auf sein Herz, und in diesem Augenblick war sie wieder ein kleines Kind, sicher und geborgen in den Armen seiner Mutter.
    Gene versuchte aufzustehen, doch das verwundete Bein knickte unter ihm weg. Er griff durch das Fenster des Streifenwagens, umklammerte das Lenkrad und zog sich auf den Fahrersitz, von wo aus er die Remington unter dem Armaturenbrett erreichen konnte. Er riss sie aus der Halterung und fiel auf den Boden zurück. Mühsam kroch er über den Asphalt, bis er freies Schussfeld hatte, und richtete den Lauf auf Junior Cotton, der reglos neben dem Ding stand, das einst Skye gewesen war.
    Er spannte den Hahn, nahm Junior Cottons Kopf ins Visier und sah schlagartig Marybeth, ihr totes Baby und den weinenden Timmy vor sich. Sein Finger krümmte sich um den Abzug. In letzter Sekunde kam er wieder zur Besinnung und senkte die Waffe, bis sie auf die Beine des Mannes gerichtet war. Er würde ihn verwunden und ihn dazu zwingen, ihm zu sagen, wo Timmy war.
    Und dann
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