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Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarzes Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Wilde , Roger Smith
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tastete am Zahnfleisch entlang. Drei Zähne fehlten, zwei Backenzähne und ein Schneidezahn. Bei einem weiteren Schneidezahn hatte sich die Wurzel gelockert, und er wackelte wie ein Kippschalter hin und her.
    Noch einmal ruhte Junior sich aus, dann setzte er sich ein ehrgeizigeres Ziel: Er versuchte, sich aufzusetzen. Es war unglaublich anstrengend, und als er es – nach vielem Zerren und Zucken – endlich geschafft hatte, war er völlig außer Atem, schwitzte und zitterte am ganzen Körper.
    Er schnappte nach Luft. Die Sterne, die vor seinen Augen tanzten, verschwanden allmählich und gaben den Blick auf eine Art Zelle frei. Seine nackten Füße mit den langen gelben Nägeln standen neben den Schrauben, mit denen die Pritsche am Betonboden befestigt war. In der schweren Stahltür befand sich ein geschlossenes Sichtfenster. Aus einer deckellosen Toilette in der gegenüberliegenden Ecke stank es nach menschlichen Exkrementen.
    Ein alter Rollstuhl war das Einzige, was in diesem Raum nicht festgeschraubt war – Junior ausgenommen. Die Reifen waren abgenutzt, die Speichen verbogen, die welligen Gummihandgriffe von jahrelanger Benutzung verschmutzt. Ein Fußbrett fehlte, und die beiden kleinen Vorderräder standen wie die Zehen einer Taube zueinander versetzt.
    Junior schickte seinen Finger erneut auf Reisen. Sein Haar war zu einem fettigen Pferdeschwanz zusammengebunden, der bis zu den Lendenwirbeln reichte. Er hatte immer schulterlanges Haar getragen – blonde Locken hatten das zarte Gesicht mit dem gestutzten Bart und den schwermütigen Augen eingerahmt, was ihm eine gewisse Ähnlichkeit mit der masochistischen Fantasiegestalt verliehen hatte, die von einer Milliarde Kreuze baumelte.
    Auch ohne Spiegel konnte er davon ausgehen, dass er weniger dem Sohn Gottes als vielmehr einem der haarigen Clowns glich, die in seiner Kindheit auf MTV posiert hatten und die er zusammen mit seiner Mama wegen ihrer Sonnenbrillen und den dreieckigen Gitarren ausgelacht hatte. Seine Synapsen waren durch den mangelnden Gebrauch und – wie er vermutete – die Medikamente noch etwas benebelt, und so dauerte es einen Augenblick, bis er auf den Namen der Band kam: ZZ Top.
    Junior zwängte seine Oberschenkel aus dem Overall und fuhr mit den Händen über seine Beine bis zu den Knien entlang. Weich wie Rindertalg. Er stützte sich auf der dünnen Matratze ab, spürte die raue Decke unter seinen Handflächen, dann stand er schwankend auf. Er ging einen Schritt, brach zusammen und konnte sich gerade noch an den Handgriffen des Rollstuhls festhalten, bevor er ein paar weitere Zähne einbüßte. Er keuchte unregelmäßig, sein aufgeregtes Herz raste.
    Tsts, mein kleiner Junior, da hast du dich wohl ein bisschen gehen lassen, Schätzchen. Er konnte Mamas Stimme so deutlich hören, dass er fast in Tränen ausgebrochen wäre.
    Er schleppte sich zum Bett zurück und ließ sich darauf fallen. Sobald er wieder dazu fähig war, hob er den Arm, um sich das Armband genauer anzusehen. Eine cremefarbene Pappkarte steckte in einem durchsichtigen Plastikfenster. Auf der Karte hatte jemand, der anscheinend kaum das Alphabet beherrschte, mit blauem Kugelschreiber seinen Namen gekritzelt, daneben einige Kringel, die wohl die Medikamente bezeichneten, die sie ihm verabreichten. Li + stand für Lithium, Th stand für Thorazine.
    Lecker.
    Darunter war in ernster, nüchterner Schrift der Name der Klinik gedruckt: BLACKSTONE FACILITY . Da war er also. Schön zu wissen, aber keine große Hilfe.
    Junior hörte das Kratzen eines Schlüssels im Schloss, dann quietschte die Tür in ihren rostigen Angeln. Er schloss die Augen und spürte, wie die Luft im Raum von einer massigen Präsenz verdrängt wurde. Er roch Fleisch und Bratensoße, hörte das flache Keuchen eines Mannes, der es gewohnt ist, durch den Mund zu atmen.
    »Aufgewacht, Junior. Raus aus den Federn!«
    Junior öffnete die Augen. Sein Retter war gekommen. Ein großer Mann ragte über der Pritsche auf, die weiße Uniform hob die Schwärze seiner Haut noch hervor. Er streckte eine riesige Hand aus. Auf der rosa Handfläche lagen zwei Kapseln, exakt in den dunklen Falten der Herz- und der Lebenslinie. Junior bemerkte unwillkürlich, dass die Lebenslinie in eine Reihe von unterbrochenen Strichen überging, die an ausgeschriebenen Morsecode erinnerte und noch weit vor dem Zeigefinger abrupt endete – einem Zeigefinger, an dem ein Ring steckte, der in einem altmodischen Restaurant gut und gerne als Serviettenring

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