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Schwarzer Schwan

Schwarzer Schwan

Titel: Schwarzer Schwan
Autoren: H Eckert
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hinterhertelefoniert hatte. Paulas Worte, vor gut einer Woche, vor einer gefühlten Ewigkeit: Außerdem ist der Spiegel interessiert an meiner Mitarbeit.
    Alle Achtung, diese Kerle sitzen also auch am Wochenende im Büro.
    Eigentlich ist die Geschichte mit meiner Aussage bei der Polizei abgeschlossen, dachte Mierscheid. Aber neugierig war er trotzdem.
    »Ich war mit Paula Busch gut bekannt«, begann Mierscheid, »und wüsste gern, wer sie ermordet hat.«
    »Da sind Sie nicht der Einzige.«
    »Paula hat Ihnen eine Geschichte angeboten. Worum ging es dabei?«
    »Wir haben nur einige Male telefoniert.«
    »Und?«
    »Der Mord an Frau Busch hat natürlich zur Folge, dass ich meine Recherche wieder bei null starten muss.«
    »Recherche zu welchem Thema?«
    »Ich weiß nicht, warum ich Ihnen das offenlegen sollte.«
    »Weil ich vielleicht etwas beisteuern kann.«
    »Wenn Sie das können, dann schießen Sie los, Herr Mierscheid.«
    »Paula hatte die Nase voll, für die Finanzbranche Lobbyarbeit zu verrichten. Sie hatte sich abgewandt von einigen ihrer bisherigen Vorstellungen und in der Folge auch von ihrem langjährigen Lebensgefährten Malte Lichtenberg. Und sie wollte herausfinden, wer vor zwanzig Jahren ihre Schwester vergewaltigt hat.«
    »Ja, das hat sie mir auch erzählt.«
    »Mehr wissen Sie also nicht?«
    »Frau Busch behauptete, dass heute die Vergewaltiger von einst an den höchsten Stellen der Wirtschaft die Strippen ziehen. Dass es eine Clique gibt, die jederzeit in der Lage sei, die Demokratie auszuhebeln. Und dass die gemeinschaftliche Vergewaltigung vor zwanzig Jahren sozusagen das Initiationsritual für diese Verschwörung gewesen sei. Ein Verbrechen, das zusammenschweißt. Wer damals dabei war, bleibt der Bande sein Leben lang treu.«
    Mierscheid dachte an den Abend auf Schloss Schassberg. An all die honorigen Menschen, die er dort getroffen hatte. Ihnen ging es doch lediglich um die Wahrung berechtigter Interessen. Selbst wenn ein Vergewaltiger unter ihnen gewesen sein sollte, konnte man diese Leute doch nicht eine Verbrecherbande nennen.
    Römer war zweifellos ein Fanatiker. Und Paula, falls sie wirklich so etwas erzählt haben sollte, von Paranoia angeweht.
    »Haben Sie vielleicht eine Idee, welche Gruppe Frau Busch gemeint haben könnte, Herr Mierscheid?«
    Lothar, nicht durchdrehen. Die Ruhe bewahren. Im Zweifelsfall ist die Journaille der Feind des Politikers – die Leute mit den Geldumschlägen sind es sicher nicht. Besinn dich, Lothar, auf welcher Seite du stehst, auf welcher Seite du immer gestanden hast. Du bist kein Umstürzler. Paulas Weg ist nicht deiner.
    »Nein, tut mir leid«, antwortete Mierscheid.
    »Falls Ihnen doch etwas einfällt …«
    »Dann rufe ich Sie sofort an. Natürlich, Herr Römer.«
    »Danke.«
    Mierscheid verabschiedete sich und legte auf.
    Der Korken knallte. Auf den Sparclub und auf Fürstenroda. Auf den Ministerposten.
    Sorry, Paula, aber mich gegen meine Förderer zu stellen, würde weder dich wieder lebendig machen noch deine Schwester. Warum warst du nur so verbohrt?
    Du könntest noch leben.
    Wir könnten … oder auch nicht.
    Mierscheid hob das Glas und betrachtete die Perlen, die als feine Ketten vom Grund nach oben strebten.
78.
    Der Parkplatz gehörte einer Kindertagesstätte. Gut ausgesucht, dachte Anna. An Samstagen war hier nicht viel los. Sie beobachtete, wie sich die Männer des Spezialeinsatzkommandos fertig machten: Overall, Weste, Stiefel, Maske und Handschuhe – bei den sommerlichen Temperaturen bestimmt kein Spaß. Nur die Großbuchstaben der Klettschilder an den Westen verrieten, auf welcher Seite die vermummte Truppe stand: POLIZEI.
    Anna erkannte Adomeit, den Kommandoführer. Ein kräftiger Mann um Mitte vierzig, der sympathisch wirkte, obwohl das Gesicht auch zu einem Boxer gepasst hätte. Er hatte sein Handy am Ohr und Anna bekam mit, dass er mit einem der Aufklärer sprach, die vermutlich bereits bei Urbans Haus Stellung bezogen hatten.
    Ein Notarztwagen traf ein, obligatorisch bei Einsätzen der schweren Jungs.
    Adomeit schob sich einen Kaugummi in den Mund und versammelte seine Leute um sich. Er hatte Ausdrucke dabei: Google-Earth, Google-Streetview – in der Eile waren exaktere Pläne nicht aufzutreiben gewesen. Er gab weiter, was die Aufklärer gemeldet hatten. Anna verstand Bruchstücke: »Keine Kameras … Terrassentür … Ex-Cop … Keine Blendgranaten – ihr kriegt ihn, bevor er schnallt, was los ist.«
    Sie stiegen in ihre Fahrzeuge.
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