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Schwarzer Schwan

Schwarzer Schwan

Titel: Schwarzer Schwan
Autoren: H Eckert
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Möbeln halbwegs wohnlich eingerichtet, zum Teil stammten sie vielleicht noch vom Vorbesitzer. Jochen wies auf das Sofa. Dominik versank im Polster tiefer, als ihm lieb war. Ein gläserner Couchtisch stand zwischen ihnen.
    »Der gute, alte Hilgers hat die Hölle durchlebt«, antwortete Dominik. »Und es ist noch nicht zu Ende.«
    »Ich weiß. Wie hieß die Tochter noch?«
    »Nicole.«
    »Alle Achtung. Kaum bist du hier an der Kyll, kennst du schon die Leute. Grappa?« Jochen holte eine Flasche aus dem Schrank. »Ich nenn es Grappa, aber in Wirklichkeit handelt es sich um einen Tresterschnaps aus Spätburgundertrauben von der Ahr. Wirklich vom Feinsten.«
    Im Nu standen zwei kleine Zinnbecher auf dem Tisch, Jochen schenkte ein und sie stießen an. Dominik nippte nur.
    »Was führt dich zu mir, mein Junge?«
    »Wie ist deine Beziehung zu Dingendorff, dem Chef der RheinBank?«, fragte Dominik zurück.
    »Ihm gehört ein Anteil an meiner Firma und manchmal verschafft er mir Aufträge.«
    »Ihr kennt euch schon lange?«
    »Kann man so sagen. Worauf willst du hinaus?«
    »Hast du auch vor zwanzig Jahren Jobs für ihn erledigt?«
    »Da durfte man das als Polizist sogar noch. Ich war schon damals ganz gut im Geschäft. Natürlich nicht annähernd so gut wie heute mit Urban Ermittlungen. Dominik, du trinkst ja gar nicht!« Er stieß noch einmal mit seinem Becher gegen den von Dominik.
    »Erinnerst du dich an den 12. März 1991 auf Schloss Schassberg?«
    »Bitte?«
    »Hast du auch so ein Tattoo auf dem Bauch?«
    »Was für ein Tattoo?«
    »Du weißt, was ich meine.«
    »Bist du hergekommen, um mich auszuhorchen?«
    »Das ist mein Beruf, Jochen.«
    »Wenn du dienstlich hier bist, solltest du schleunigst wieder verschwinden, mein Junge. Ehrlich gesagt, habe ich gründlich die Schnauze voll von diesem Polizeischeiß. Du kannst dir nicht vorstellen, was die Durchsuchung meiner Büros angerichtet hat. Was willst du überhaupt? Du hast dein Holster umgeschnallt, kreuzt aber völlig allein auf und ohne richterlichen Beschluss. Sieht mir nicht gerade nach einem durchdachten Einsatz aus. Ich wette, dass du dich nicht einmal mit jemandem abgesprochen hast. Was ist dein Plan, Dominik?«
    »Ich werde mich hier umsehen und dann werde ich dich ins Präsidium mitnehmen.«
    »Bist du dir sicher?«
    »Ich schätze, schon.«
    Jochen schüttelte den Kopf. »Ich kann mich noch sehr gut an die erste Zeit erinnern, als du in der Altstadtwache angefangen hast. Keiner wollte diesen Grünschnabel zum Partner haben, weißt du noch? Du warst das ideale Mobbingopfer, der Schwächste in der Hackordnung. Und die Altstadtwache war wirklich kein Biotop für Leute mit Harmoniebedürfnis. Ich habe mich deiner erbarmt. Hab den Grünschnabel unter meine Fittiche genommen. Alles, was du kannst und geworden bist, kommt letztlich von mir. Sag mir, dass das stimmt.«
    »Du hast recht.«
    »Und wer hat dir den Arsch gerettet, nachdem du Dennis Raabe abgeknallt hast, den armen Idioten, damals in der Bude von diesem Arschloch Asanovic? Hast du das etwa vergessen?«
    Dominik schwieg.
    »Du kommst hier rein, trinkst meinen Grappa und behandelst mich plötzlich wie einen Verbrecher. Sag’s mir, mein Junge, sieht so neuerdings deine Vorstellung von Partnerschaft aus?«
    »Ich weiß, dass du den Golf von Linda Heller gestohlen hast.«
    Für einen Moment schwieg Jochen Urban. Er schenkte sich nach. Dominik zog sein Glas weg, als Jochen es ebenfalls auffüllen wollte.
    »Linda Heller? Wusste gar nicht, dass die Karre Uwes Frau gehörte.«
    »Du bist krank, Jochen.«
    »Verschwinde. Ich will so einen Scheiß nicht hören. Nicht am Wochenende. Nicht in der schönen Eifel. Mach, dass du auf der Stelle nach Hause fährst.«
    »Hat es mit Constanze Busch angefangen? Wie viele Mädchen hast du vergewaltigt und entführt? Sprich nie wieder von Partnerschaft! Ich werde dir jetzt Handschellen anlegen. Du weißt, dass Widerstand sinnlos ist. Steh auf, Jochen, Hände auf den Rücken!«
    Urban rührte sich nicht.
    Dominik zog seine Waffe.
    Urban lächelte. »Das wird nichts, mein Junge. Ich sehe doch, wie du zitterst.«
    Dominik hielt die P99 mit beiden Händen fest und hätte sich nicht gewundert, im nächsten Moment den Gangster-Hip-Hop aus der Junkiebude von Asanovic dröhnen zu hören.
    Urban griff hinter seinen Sessel und richtete eine Schrotflinte auf Dominik. Der Lauf war abgesägt, der Querschnitt der Mündung imposant.
    »Leg dein Ding weg.« Urban klang, als hätte er jede
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