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Schwarzer Neckar

Schwarzer Neckar

Titel: Schwarzer Neckar
Autoren: Thilo Scheurer
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ich hatte das vollkommen vergessen«, log er. »Kann ja mal passieren, oder? Bestellt Borowski, er bekommt sein Geld. Nächste Woche, nein, in zwei Tagen leg ich’s ihm auf den Tisch, dann bin ich wieder flüssig. So lange muss er sich gedulden.«
    Igor kniff die Augen zusammen. »Borowski muss gar nichts. So wenig wie wir. Wenn überhaupt einer muss, dann du, mein Freund – nämlich zahlen. Morgen Mittag, zwölf Uhr, wir sind bei dir. Und ich rate gut: Lass uns nicht hängen.«
    »Sonst?«
    »Sonst du bist nicht mehr unser Freund. Und wer nicht Freund ist, ist Feind, verstehst? Nur: Mit Feinden machen wir kurzen Prozess. Aber du bist ja vernünftig, nicht wahr? Und jetzt mach bitte schön Autotür auf.«
    »Ihr habt sie wohl nicht mehr alle! Wie soll ich so schnell vierunddreißigtausend Euro flüssig machen, könnt ihr mir das mal sagen, eh? Glaubt ihr, ich hab die Penunzen zu Hause herumliegen, oder was?«
    »Fünfzigtausend, mein Freund! Es sind fünfzigtausend. Du hast Zinsen vergessen. Und Inkassogebühr. Auch wir müssen leben, du verstehst?«
    »Verdammt. Das könnt ihr mit mir nicht machen. – Autsch!« In höchster Erregung war Hauschild hochgefahren und mit dem Kopf an den Wagenhimmel gestoßen.
    Ohne sich auch nur im Geringsten anzustrengen, drückte ihn Igor in den Sitz zurück. »Du Armer, ich weine gleich«, entgegnete er spöttisch, um mit knallharter Stimme fortzufahren: »Denkst wohl, wir wüssten nicht Bescheid über … äh, wie heißt bei euch? … Einlagen … ja, über Einlagen? Denkst, wir wüssten nicht, wie viel du bekommen hast?« Er las von einem Zettel ab, den er plötzlich in der Hand hielt: »Bundschuh hundertachtzigtausend, Lenz hundertneunzigtausend, Zöller fünfundsiebzigtausend, Sennefeldt vierhundertsechzigtausend … soll ich weiterlesen?«
    Im Bruchteil einer Sekunde wurde Hauschild aschfahl. Jetzt wusste er, in wessen Händen sich sein Smartphone befand. Dabei spielte es, wenigstens im Augenblick, nicht die geringste Rolle, auf welche Weise die Glatzköpfe sich das Ding gekrallt hatten.
    »Okay, okay, das bestreite ich ja nicht«, beteuerte er. »Aber wie ich schon sagte, die Summen sind angelegt. Was soll ich machen? Ich brauch einfach mehr Zeit.«
    Igor lächelte begütigend. »Du das irgendwie hinbekommen, da bin ich sicher. Morgen Mittag, zwölf Uhr, wir werden bei dir sein. Und jetzt mach Türen auf. Sitzung zu Ende.«
    Wie in Trance drückte Hauschild den Entriegelungsknopf, und Sekunden später hatte Igor den Wagen verlassen. Bevor er mit seinem Kompagnon in Richtung Ausfahrt entschwand, reichte er Hauschild eine Visitenkarte. »Hier. Damit du nicht denkst, wir nehmen Job nicht ernst. Do svidanija! «
    Igor wandte sich bereits zum Gehen, als er sich an den Kopf griff, weil ihm offenbar noch etwas einfiel. Aus einer Innentasche seines Anzugs zog er ein flaches silbernes Gerät und drückte es dem verdutzten Hauschild in die Hand. »Entschuldige, hätte ich fast vergessen: Dein verschwundenes … äh …«
    »Smartphone«, half ihm sein Partner aus, der inzwischen ebenfalls zurückgekommen war.
    »Sag ich doch, Smartphone«, grunzte Igor und fügte hinzu: »Du solltest besser auf Sachen aufpassen, mein Freund.«
    Sein meckerndes Lachen hallte noch in Hauschilds Ohren, als die beiden seinen Blicken längst entschwunden waren. Böses ahnend, sah er auf die Visitenkarte. Als er den Namen las, bekam er weiche Knie. » MOSKAU-INKASSO «, prangte da in fetten Blockbuchstaben. Darunter, in kursiv, das Motto der Truppe: »Zahl oder stirb!«
    Hauschild zerriss die Karte und warf die Fetzen aus dem Fenster. Was für ein Aufwand wegen der paar vergessenen Kröten, dachte er. Borowski, dieser Korinthenkacker. Na ja, spätestens morgen Mittag war die Sache vom Tisch. Die fünfzig Mille würde er bis dahin schon auftreiben.
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