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Schwarzer Koks (German Edition)

Schwarzer Koks (German Edition)

Titel: Schwarzer Koks (German Edition)
Autoren: James Grenton
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Kopf. Was sie hier sahen, war nicht das Ergebnis einer Begasungskampagne der amerikanischen Drogenbehörde. Dafür war die Wirkung zu durchschlagend und punktuell. Hier war etwas weit Schlimmeres am Werk.
    Er war eben dabei, die Kamera wieder im Rucksack zu verstauen, als ihm etwas ins Auge stach. Etwa ein Dutzend Meter vor ihm wurde der Boden zwischen den Pflanzen schwarz und schien sich zu bewegen. Wie eine Welle. Auch die Pflanzen rundum wurden schwarz, als gieße jemand Erdöl darüber.
    »Nathan, lauf!«
    Stolpernd, sein Blick wie gebannt, wich Nathan zurück. Die Stängel lösten sich vor seinen Augen auf, als gieße eine unsichtbare Hand Säure darüber. Ein gedämpftes Surren, wie das einer Hochspannungsleitung, wuchs rasch zu einem lauten Rauschen an, als die schwarze Welle auf ihn zukam.
    »Nathan, mach schon! Komm!«
    All die Wochen über hatte er keine derartige Angst in Manuels Stimme gehört.
    Knackend brachen die Stängel. Tausende von schwarzen Käfern, jeder faustgroß, schwärmten an Nathan vorbei und fraßen alles auf ihrem Weg. Er begann zu laufen. Käfer knirschten unter seinen schweren Stiefeln. Einige krabbelten ihm die grüne Militärhose hoch. Als er sie in seiner Verzweiflung wegwischte, wäre er um ein Haar gefallen.
    Manuel stand etwa zwanzig Meter weiter auf einem mit hohem Gras bewachsenen grünen Hügel. Unter lauten Rufen fuchtelte er mit den Armen. Nathan spürte scharfe Bisse an den Beinen. Getrieben von einem nie gekannten Schub schieren Entsetzens stürzte er auf Manuel zu. Er war über und über mit Käfern bedeckt, spürte die Bisse ihrer Zangen, das Graben der Klauen, das Kratzen auf seiner Haut.
    Er warf sich ins Gras des Hügels, wälzte sich darin, schlug um sich, zerquetschte die Käfer unter sich. Er sprang auf, wischte sich die Tiere vom Leib, die sich in seine Kleidung verbissen hatten. Was immer am Boden landete, zerschlug Manuel mit einem dicken Knüppel. Das Rauschen wuchs zu einem Tosen an; dann schien das Feld unter einer Masse gefräßiger Insekten zu explodieren. In nur wenigen Augenblicken waren die toten Stängel wie weggefegt. Dann verschwanden auch die Käfer wieder, versickerten wie dunkles Blut im Sand. Nicht ein trockenes Blatt war mehr übrig. Nichts als kahle, geschundene, leidende Erde. Schweigen legte sich über sie, als wäre die Wildnis zu erschüttert, um auf das eben Geschehene zu reagieren.
    Die Augen weit aufgerissen, atmete Nathan schwer. Was hatte diese Käfer zu derart bösartigen Kreaturen gemacht?
    »Schau dir das an«, sagte Manuel. Er stieß einen der toten Käfer mit der Stiefelspitze an.
    »Was sind denn das für Viecher?«
    Manuel drehte den Käfer um. Sein schwarzer Rücken glänzte im letzten Sonnenlicht.
    »Manuel, was ist hier los?«
    Der Kolumbianer richtete sich wieder auf und zertrat den Käfer mit dem Stiefel; kräftig drehte er den Absatz in die Erde, immer wieder.
    »Gehen wir«, sagte er.
    Manuel schritt voran. Mit ungläubigem Kopfschütteln lief Nathan hinter ihm drein.
    Stundenlang schleppten sie sich über die Hügel, ihre zerfetzte Kleidung klatschnass vom Schweiß. Dann setzte die Erschöpfung ein. Sie waren in dichteren Wald gekommen. Nathan hoffte inständig, dass Manuel wusste, wo es hingehen sollte. Andernfalls waren sie aufgeschmissen.
    Tschop. Tschop. Tschop.
    Er erstarrte.
    Die Kampfhubschrauber waren wieder da.

Kapitel 3
    Putumayo, Kolumbien
30. März 2011
    Die Kampfhubschrauber schwebten über ihnen wie hungrige Geier auf der Suche nach Aas. An Manuel gedrängt, kauerte Nathan im dichten Unterholz und bat einen Gott, an den er nicht glaubte, dass die Todeskommandos sie trotz ihrer starken Feldstecher nicht sahen.
    Einer der Apaches sank auf eine Höhe von wenigen Metern über den Baumwipfeln. Der Wind seiner Rotorblätter sorgte für einen Tornado aus Laub. Die Bäume zitterten, als wollten sie brechen. Nathan hielt den Atem an. Manuel mit seinem einen guten Auge starrte ausdruckslos vor sich hin. Die Braue über der schwarzen Klappe zuckte. Nathan war schier starr vor Angst in Erwartung des Hustens einer Maschinenkanone. Ein schwarzer Käfer krabbelte sein Bein hinauf. Nathan hätte am liebsten geschrien.
    Er biss sich so hart auf die Zunge, dass er Blut zu schmecken begann. Mit dem Handrücken wischte er sich den Käfer vom Bein. Der verdrückte sich mit einem entrüsteten Schnappen seiner Zangen in einem Haufen verrottenden Laubs.
    Der Kampfhubschrauber entfernte sich, um zu den anderen zu stoßen. Binnen
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