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Schwarzer Koks (German Edition)

Schwarzer Koks (German Edition)

Titel: Schwarzer Koks (German Edition)
Autoren: James Grenton
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weniger Sekunden war wieder nichts als das übliche Tohuwabohu des Dschungels zu hören. Über ihnen schnatterten einige Affen.
    Nathan wandte sich an Manuel. »Du musst mir sagen, was hier vor sich geht.«
    »Sie machen Jagd auf Überlebende«, sagte Manuel, als sie wieder aufstanden.
    »Derart weit vom Angriffsbereich?«
    »Möglich.«
    »Scheint mir merkwürdig.«
    Ein Schatten bewegte sich. Nathan griff nach Manuels Arm. Sie duckten sich. Kaum zwanzig Meter von ihnen bahnte sich irgendetwas einen Weg durch das Laubwerk. Es hielt inne. Nathan hob das Gewehr. Für einen Augenblick verlor er den Schatten inmitten Tausend anderer im Unterholz aus den Augen. Dann bewegte er sich wieder. Es war die Silhouette eines Menschen.
    War ihnen jemand gefolgt?
    Nathans Zeigefinger krümmte sich um den Abzug.
    Der Schatten entfernte sich. Nur der regelmäßige Schlag einer Machete, mit der sich jemand einen Weg durch Lianen und Zweige bahnte, war noch zu hören.
    Schweigend warteten sie.
    »Ich schätze mal«, meinte Nathan, »das war der, der die Hubschrauber angezogen hat«.
    »Der Wald ist voller Menschen.«
    »Das wäre ein Zufall zu viel.«
    Manuel zuckte die Achseln.
    »Manuel, du musst mir sagen, was du über die Front 154 weißt.«
    Manuel wischte an einem Baumstamm den Schlamm von seiner Machete.
    »Manuel?«
    »Ich weiß nichts.«
    »Ach, komm. Du weißt, dass du mir trauen kannst. Vertrauen und Loyalität sind alles. Hast du selber gesagt.«
    »Darum geht es doch nicht.«
    »Ich brauche das für meinen Artikel. Ansonsten ist das hier die Mühe doch gar nicht wert.«
    »Nein.«
    »Warum nicht, Herrgott noch mal? Ich bin jetzt sechs Wochen in dieser grünen Hölle und habe noch immer keine Ahnung, was hier passiert.«
    Manuel stand auf. Nathan ließ die Schultern hängen. Das brachte ihm alles nichts.
    »Okay«, sagte Manuel und spähte hinaus in den Regenwald.
    »Okay was?«
    »Die Front ist ein paramilitärisches Kartell. Eine Mordbande. Sie jagt der Konkurrenz das Kokain ab und verkauft es. Amerika. Europa. Die machen das ganz große Geld.«
    »Woher weißt du das?«
    »Von den Campesinos«, sagte Manuel über die Schulter, während er wieder drauflos zu hacken begann.
    »Aber mir sagen die nichts.«
    »Ach?«
    Nathan holte ihn ein. »Warum nicht?«
    »Weil sie Angst haben, dass du dazugehörst. Warum sonst?«
    »Was soll das denn?«, sagte Nathan. »Das ist doch verrückt.«
    »Hör zu.« Manuel drehte sich zu ihm um. »Kolumbien ist nicht England. Wir haben hier seit 50 Jahren Krieg. Politiker, Drogenhändler, Pablo Escobar, Todesschwadronen, FARC, CIA, DEA, ASI. Jeder stößt sich an uns gesund. Die Front 154 ist nur ein Haufen Drecksäcke mehr.«
    »Und warum will dann keiner über sie reden?«
    »
Mala suerte

    »Über sie zu reden bringt Unglück?«
    Manuel nickte.
    »Wer ist denn der Kopf der Front 154?«, fragte Nathan.
    Manuel setzte seinen Marsch fort.
    »Manuel?«
    »Das weiß keiner.«
    »Irgendeine Ahnung?«
    »Nein.«
    Nathan schluckte seine Frustration über Manuels Mangel an Kommunikationsfreudigkeit hinunter. Schweigend stapften sie vor sich hin.
    »Wo gehen wir eigentlich hin?«, fragte Nathan nach einer Weile.
    »In ein Dorf. Ich habe da Verwandte.«
    »Nördlich von hier?«
    »Ja.«
    »Aber von da kamen doch eben die…«
    »Ich weiß.«
    Sie kämpften sich zwei weitere Meilen durch Wald und Schlamm. Ein Chor aus Hunderten von Fröschen schlug an auf ihrem Weg durch den Sumpf. Zu ihrer Rechten blitzte es rot und blau. Nathan hob das Gewehr. Er entspannte sich wieder, als er einen Ara auffliegen sah.
    Sie fanden einen Platz zum Übernachten. Nathan schlug einige Äste ab und baute sich ein behelfsmäßiges Zelt mit dicken Ästen als Zeltstangen und großen Blättern als Dach. Er steckte sich eine Zigarette an und brannte die Blutegel von seinen Beinen. In dem Augenblick, in dem die Sonne unterging, legte sich eine absolute Dunkelheit über sie. Sie schliefen abwechselnd, aber Nathan tat sich schwer mit dem Einschlafen. Immer wieder ging er im Geiste die Ereignisse des Tages durch.
    Die Angreifer waren bestens ausgebildete und ausgerüstete Profis gewesen. Was immer Manuel sagte, die Front 154 war mehr als nur eine weitere Bande. Sie war ein bestens organisiertes kriminelles Netz. Aber wer steckte dahinter? Wer finanzierte diese Leute? Wer versorgte sie mit einer derartigen Feuerkraft?
    Er schüttelte den Kopf. Seit Jahren führte er jetzt Krieg gegen Drogen, aber nichts wurde besser. Ganz im
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