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Schwarzer Koks (German Edition)

Schwarzer Koks (German Edition)

Titel: Schwarzer Koks (German Edition)
Autoren: James Grenton
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sind in Kolumbien.« Seelenruhig und selbstgewiss, wie er hoffte, hob Nathan die Achseln. »Läuft hier nicht jeder mit so ’nem Ding rum?«
    »Ich helfe deiner NRO gerne.« Manuel ließ die Pistole sinken. »Aber nicht wenn du von der DEA bist. Oder von der CIA.«
    »Ich bin Brite. Nicht Amerikaner.«
    »Ist doch dasselbe.«
    »Nach all der Zeit zusammen dachte ich, wir wären Freunde.«
    »Freunde?« Manuel schüttelte den Kopf, als hätte er nie etwas Dümmeres gehört.
    Nathan wartete, bis Manuel sich abgewandt und wieder auf den Weg gemacht hatte. Dann bückte er sich, um das M-16 aus dem Schlamm zu ziehen. Er wischte es sorgfältig ab und prüfte das System. Nachdem er sicher sein konnte, dass die Waffe funktionstüchtig war, eilte er hinter Manuel her.
    »Wer hat die verpfiffen?«, fragte Nathan.
    Manuel zuckte die Achseln.
    »Die Front 154?«
    Manuel fuhr herum. »Was sagst du?«
    »War’s die Front?«
    »Keine Ahnung, wovon du redest.«
    »Ich verstehe. Alles klar.«
    »Nichts verstehst du.«
    »Ich meine–«
    Brummend stapfte Manuel weiter. Nathan schüttelte den Kopf und zertrat einen schwarzen Käfer, der eben einen Haufen Laub überquerte. Wie zum Teufel sollte er etwas über diese verdammte Front in Erfahrung bringen, wenn keiner über sie reden wollte? Er brauchte Fakten und nicht nur Fotos als Beweise für ihre Aktivitäten. Es war schwierig genug gewesen, seinen Boss dazu zu überreden, ihn hier herüberkommen zu lassen. Er musste ihm dafür etwas Handfestes liefern.
    Er hob den Blick. Manuel war drauf und dran, im dichten Grün zu verschwinden. Verärgert und frustriert eilte Nathan ihm nach. Sie setzten ihren Weg fort. Der Wald ging in sanfte Hügel über. Gelegentlich hing eine Wolke um eine der Kuppen wie der Bart eines alten Mannes.
    Nathan spürte einen Biss am Knöchel. Mit spitzen Fingern entfernte er einen großen Käfer, der sich in seine feuchte Socke zu graben versuchte. Er verzog das Gesicht. Er konnte Käfer nicht haben, und der hier war ein besonders stattliches Exemplar.
    Er hatte einen glänzenden schwarzen Rücken und die Form einer Acht, wobei die vordere Hälfte kleiner war als die hintere. Seine fünf gebogenen Zangen – drei oben, zwei unten – am Kiefer maßen gut zwei Zoll und waren wie eine Säge mit scharfen Zähnen gesäumt. Die sechs dünnen Beine, die sich jetzt hilflos bewegten, endeten in kräftigen Klauen. Am Kopf hatte er mehr Antennen als der Ü-Wagen eines Nachrichtenteams vom TV.
    »Manuel, was zum Teufel ist das für ein Monster?«
    Manuel war zu weit voraus, um ihn zu hören. Nathan verzog das Gesicht. Der Käfer hatte sich irgendwie umgedreht und ihn am Finger erwischt. Er ließ ihn fallen und das Tier verschwand hastig im Laub.
    Er holte Manuel ein, als der sich über eine fast meterhohe Pflanze mit geraden Zweigen und kleinen Büscheln von Blüten beugte. Die glänzenden grünen Blätter hatten spitze Enden und zwei geschwungene Linien zu beiden Seiten der Mittelrippe. Nathan hatte seit seiner Ankunft im Land genügend davon gesehen, aber diese Blätter schienen besonders dunkel und dicht.
    Als hätte er seine Gedanken gelesen, sagte Manuel: »Je dunkler desto stärker.«
    Manuel fuhr mit schwieligen Fingern den weißlichen Stamm der buschigen Pflanze entlang. Er brach einen Zweig ab und reichte ihn Nathan, der ihn eingehend musterte, während ihm die Frage kam, wie eine Pflanze zum Mittelpunkt eines der schlimmsten Konflikte der Welt hatte werden können. Dann kam ihm ein Gedanke.
    Könnte das die fragliche Sorte sein?
    Er wandte sich an Manuel. »Die Art habe ich jedenfalls noch nie gesehen.«
    »Ich auch nicht.«
    Nathan zerbrach den Zweig in mehrere Stücke und steckte diese in die Brusttasche seines Hemds. Er würde sie zuhause ins Labor geben.
    Manuel wies nach rechts. »Schau!«
    Ein Stück vor ihnen erstreckte sich inmitten des üppigen Dschungels ein Feld voll abgestorbener Maispflanzen und verdorrter Palmlilien. Was in aller Welt hatte zu einer solchen Verwüstung geführt? Nathan watete hinein. Er berührte einen der Stängel. Er war brüchig und zerfiel ihm in der Hand. Der Boden war staubig, braun und völlig ausgedorrt; eine Sintflut hätte hier nichts mehr wachsen lassen.
    »Siehst du jetzt?«, sagte Manuel.
    »Sicher, aber wie kommt so was?« Nathan ging tiefer ins Feld und schoss einige Fotos.
    »Sie verseuchen alles«, rief Manuel. »Sie zerstören unsere Lebensgrundlage.«
    »Wer?«
    »Na, der Staat. Die DEA.«
    Nathan schüttelte den
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