Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)
Autoren: Laurell K. Hamilton
Vom Netzwerk:
und Nathaniel und sogar Jason das Gegenteil behauptet. Angeblich tanzte ich sehr gut. Ich glaubte ihnen nicht. Für mich war das, als ob ich ein ziemlich schreckliches Tanzerlebnis an der Junior High noch einmal durchmachte. Junior High, wie üblich. Gibt es in den paar Jahren dort irgendetwas, was nicht schrecklich ist? Wenn man es in der Hölle richtig übel antrifft, dann ist man vierzehn und in der Schule und darf nie nach Hause gehen.
    So fuhr ich zur Hochzeitsfeier zurück und hoffte, sagen zu können, ich sei müde, um dann nach Hause zu dürfen. Aber im Grunde hielt ich das für unwahrscheinlich. Micah hatte mir das Versprechen abgerungen, wenigstens einmal mit ihm zu tanzen, und mit Nathaniel ebenfalls. Mist. Ich verspreche nicht oft was, denn wenn ich’s tue, halte ich mich daran. Verdammter Mist.
    Die Reihen der Gäste hatten sich schon gelichtet. Die Begutachtung einer Leiche nimmt einem wirklich den halben Abend weg. Aber die Jungs mussten noch da sein, weil ich den Wagen hatte. Nathaniel saß an unserem Tisch, aber jetzt war Jason bei ihm, nicht Micah. Sie steckten die Köpfe zusammen. Neben Nathaniels kastanienbraunen Haaren wirkten die von Jason noch blonder als sonst. Jason trug ein dunkelblaues Oberhemd, das ein, zwei Töne dunkler war als seine Augen. Der Anzug war schwarz, und ich wusste ohne hinzusehen, dass er maßgeschneidert war und wahrscheinlich auch einen italienischen Schnitt hatte. Jean-Claude hatte ihn bezahlt, und ihm gefielen seine Angestellten in italienischen Anzügen. Falls er sie nicht gerade anzog wie Darsteller in einem hochklassigen Pornofilm. Für eine normale Hochzeit war der Anzug richtig. Jason arbeitete im Guilty Pleasures als Stripper, und der Club gehörte Jean-Claude, doch es war nicht seine Arbeit, die Jason das Recht auf maßgeschneiderte Designeranzüge verschaffte. Jason war Jean-Claudes Pomme de sang und verdiente als solcher besonderen Respekt. Das war Tradition unter den Vampiren. Insofern fand Jean-Claude, dass ich Nathaniel, der mein Pomme de sang war, unangemessen behandelte. Daher hatte ich Micah und Nathaniel mit Jason Abendkleidung kaufen geschickt und für meine zwei Jungs die Rechnung bezahlt. Sie war unfassbar hoch gewesen. Doch es ging auch nicht an, dass Jean-Claude zu den Leuten, die er aushielt, großzügiger war als ich. Oder?
    Eigentlich wurde Micah nicht von mir ausgehalten, doch die Vergütung, die er von der »Koalition zur Förderung der Verständigung zwischen Lykanthropen und Menschen« erhielt, reichte nicht für Designeranzüge. Ich verdiente genug Geld, um solche Klamotten bezahlen zu können, also tat ich es.
    Beim Betreten des Saales überlegte ich, was Jason und Nathaniel vorhaben könnten, dass sie wie Verschwörer die Köpfe zusammensteckten. Dann spürte ich Micah, noch bevor ich ihn sah. Er stand auf der anderen Seite des Saales und unterhielt sich mit ein paar Männern, hauptsächlich Polizisten. Er schüttelte lachend den Kopf, dann kam er auf mich zu. Ich hatte nicht oft Gelegenheit, ihn von Weitem zu betrachten. Meistens waren wir dicht beieinander. Jetzt konnte ich ihn jedoch mal auf mich zukommen sehen und bewundern, wie der Anzug seinen Körper zur Geltung brachte, die breiten Schultern, die schmale Taille, die festen Hüften, die Wölbung der Oberschenkel, ohne dass er hauteng saß. Ja, das Ding war jeden Penny wert.
    Die Musik setzte aus, ehe Micah bei mir ankam. Es war ein Lied gewesen, das ich nicht kannte. Einen Moment lang hoffte ich, wir würden uns einfach zu den anderen setzen und dabei mitkriegen, was die so Faszinierendes zu besprechen hatten. Leider kam sofort das nächste Lied. Ein langsames Stück. Ich wollte nicht tanzen, doch als Micah in Reichweite kam, muss ich zugeben, dass mir ein Vorwand, ihn in der Öffentlichkeit anzufassen, nicht ungelegen kam.
    Er lächelte mich an, und ich wusste genau, wie seine Augen hinter der Sonnenbrille dabei aussahen. »Bist du bereit?«
    Ich seufzte und brachte die Arme in Tanzhaltung. »Soweit es mir möglich ist.«
    »Zieh doch eben noch die Lederjacke aus.«
    Ich zog den Reißverschluss auf, sagte aber: »Ich möchte sie anbehalten; mir ist ein bisschen kalt.«
    Er schob die Hand um meine Taille. »Ist es draußen kalt geworden?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nicht deswegen.«
    »Oh.« Er zog die Hände unter meiner Lederjacke hervor und schob sie unter meinen Smoking, sodass nur noch das Hemd zwischen seiner und meiner Haut war.
    Mich durchlief ein Schauder.
    Noch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher