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Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Tränen: Roman (German Edition)
Autoren: Thomas Finn
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mit den Lippen Worte, von denen er hoffte, dass nur Millepertia sie verstehen werde:
Nachher bei der Bar. Ich liebe dich.
    Noch einmal verbeugte er sich, dann verließ er die Bühne und machte einem rothaarigen Mittdreißiger in pinkem Anzug und mit viel Metall im Gesicht Platz, der nicht ganz ohne Grund Ähnlichkeit mit dem Joker aus Batman besaß. Denn seine Spezialität bestand aus einer Abfolge verdammt guter Kartentricks, die den Abschluss des heutigen Abends bildeten.
    Lukas versicherte sich, dass die Bühnenarbeiter seine Trickgegenstände pfleglich behandelten, dann marschierte er an einem der Beleuchter vorbei in die Garderobe, um sich umzuziehen. Im Raum roch es nach Schminke und Kostümen, und zu seinem Erstaunen war er hier allein. Offenbar warteten die beiden anderen Kollegen bereits hinten im Gruppenraum auf ihren gemeinsamen Abschlussauftritt. Er hatte gerade das Hemd gewechselt, als jemand klopfte. »Herein, wenn es nicht der Teufel ist«, rief er gut gelaunt, drehte sich um – und seine Gesichtszüge entgleisten. Durch die Tür traten drei Polizisten in Uniform in Begleitung eines schlanken Mannes mit angegrauten Schläfen, der kurz seinen Ausweis zückte. Kriminalpolizei. »Lukas Faust?«
    »Ja?« Lukas sah, dass im Gang hinter den Männern die Varieté-Chefin stand und ihn verschüchtert musterte.
    »Wir suchen Sie im Zusammenhang mit dem Diebstahl eines Diamanten, der kürzlich aus der Staatlichen Kunstsammlung Dresden entwendet wurde.«
    Lukas glotzte die Beamten ungläubig an. Das war doch wohl ein böser Scherz? Warum musste ihn diese Angelegenheit
ausgerechnet
heute einholen? Heute, da seine Mutter zu Besuch war? »Und?«, spielte er den Arglosen.
    »Sie wurden von zwei Security-Leuten identifiziert, die Sie außerdem der Körperverletzung und der Nötigung bezichtigen.«
    Die verdammten Sachsen. Natürlich. »Das alles ist absoluter Blödsinn«, entgegnete er leutselig.
    »Nun, wir werden sehen.« Der Kommissar forderte ihn auf, sich zu erheben, und einer der Beamten legte ihm Handschellen an. »Wir nehmen Sie vorläufig fest. Einen Anwalt können Sie gern vom Revier aus anrufen.«
    Die Männer führten ihn ab, und Lukas warf der Varieté-Dame einen hilflosen Blick zu. »Ein Missverständnis«, versicherte er ihr im Vorübergehen. »Machen Sie sich keine Sorgen, morgen Abend bin ich wieder da.«
    Nur war er sich da nicht so sicher.
    Die Polizisten führten ihn aus dem ehemaligen Kirchengebäude heraus zu einem Hinterhof, auf dem diskret zwei Streifenwagen geparkt waren. Einer der Beamten verfrachtete ihn auf den Rücksitz und setzte sich zu ihm, während ein anderer Kollege vorn am Steuer Platz nahm. Der Kommissar klopfte zufrieden aufs Autodach und nahm mit dem dritten Kollegen im zweiten Wagen Platz.
    Scheiße. Wozu hatte er verdammt noch mal die Welt gerettet, wenn er dafür nun in den Knast wanderte? Mutlos lehnte er sich zurück und schloss die Augen – als er bemerkte, dass sich der Wagen nicht bewegte. Überhaupt war es im Auto verdächtig still. Er öffnete die Augen wieder und entdeckte, dass die Beamten regungslos dasaßen. »Hallo?« Er beugte sich vor und betrachtete den Polizisten neben sich. Doch der schien ihn nicht wahrzunehmen. Verwirrt sah er durch die Heckscheibe und entdeckte im Licht einer Laterne, dass sich auch der zweite Streifenwagen nicht vom Fleck rührte. Selbst die Varieté-Chefin stand noch immer wie angewurzelt in der Tür zum Hinterhof.
    »Beschissene Situation, oder?«, hörte er vom Beifahrersitz Mephistos Stimme. Der schwarze Pudel sprang auf die Hinterpfoten, lehnte sich mit den Vorderläufen lässig auf die Rückenlehne und strahlte ihn mit seinem breitesten Hunde-Grinsen an.
    »Du?!«
Lukas ließ sich stöhnend zurückfallen. »Bitte, nicht schon wieder.«
    »Was denn, was denn?«, empörte sich Mephisto. »Wenn du unbedingt allein sein willst, stell dich mit dem
Wachturm
in der Hand in eine Fußgängerzone.« Er fletschte grinsend die Zähne. »Schon vergessen, dass du einen Höllenpakt eingegangen bist? Wir beide sind noch nicht mal dazu gekommen, den Deal entsprechend zu feiern. Und was tust du? Machst auf glückliche Familienzusammenführung – und lädst mich nicht mal ein.«
    »Warum kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?«, herrschte er den Teufel an. »Was machst du hier überhaupt? Das hier ist eine ehemalige Kirche. Geweihter Boden.«
    »Ach, komm schon. Der Acker ist längst entweiht. Und du solltest inzwischen am besten wissen,
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