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Schwarze Sonne

Schwarze Sonne

Titel: Schwarze Sonne
Autoren: Marco Sonnleitner
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mich!« Die junge Frau kicherte.
    »Und was macht unser Big One? Unser schwarzer Riese, hm?«, zischelte eine fiese Stimme. Wayne beugte sich von hinten über Denzel, sah sich kurz nach Seinfeld um und deutete auf das Blatt des Schwarzen. »Ein grünes Flämmchen mit roten Bäckchen? Oder blau glühende Schmetterlinge mit rosa Schühchen? Verrätst du’s mir, Moonboy?« Wayne entblößte seine gelben Zähne und grunzte ein paarmal. Sein typisches Lachen.
    Denzel sah ihn nicht einmal an. Seelenruhig suchte er sich einen Pinsel aus, nahm ein wenig schwarze Farbe auf und malte einen Kreis.
    »Moonboy! Total abgefahren, Alter!« Dillon hob den Daumen. »Du meinst den Sabber auf seiner Backe? Hab ich recht?«
    »Genau. Sieht doch voll aus wie der Mond der Fleck, oder?«
    »Aber echt! Wie ein zunehmender Mond. Ha! Genau wie er! Zunehmend!« Dillon krähte über seinen Witz.
    Was für Idioten! Bob konnte kaum an sich halten. Die beiden waren einfach unausstehlich. Und unter normalen Umständen hätte er sicher etwas zu den zwei Halbaffen gesagt. Aber Denzel wollte das nicht. Mit denen käme er gut allein zurecht, hatte er Bob einmal versichert, als der ihm seine Hilfe angeboten hatte.
    »Hey, mein schwarzer Freund!« Wayne ließ nicht locker. »Sprichst du nicht mehr mit mir?« Er tippte ihm auf die Schulter.
    Denzel blickte kurz auf den Finger, als wäre er ein hässliches Insekt. Dann wusch er den Pinsel aus, mischte Gelb mit ein wenig Orange und zeichnete feine Linien um den schwarzen Kreis.
    »Hey, Dillon!« Wayne drehte sich nach seinem Kumpel um und deutete von oben auf Denzel. »Scheint die Sprache verloren zu haben, unser Bim–«
    Mit einem Ruck stand Denzel auf. Im Bruchteil einer Sekunde hatte er seinen massigen Körper vom Stuhl gewuchtet, der knirschend nach hinten fuhr. Mit blitzenden Augen sah er auf Wayne herab. »Du wolltest etwas sagen?« Denzels Stimme war sehr leise. Gefährlich leise.
    Wayne wankte einen Schritt zurück und schluckte. Er war gut einen Kopf kleiner als der Farbige und mindestens 50 Pfund leichter. »Hey … Denzel. Komm schon.« Sein Lächeln gefror, wirkte wie eingeritzt.
    Bob schaute gespannt zu. In Waynes Augen flackerte Angst und er sah unsicher zu seinem Freund hinüber. Dillon jedoch war auf einmal völlig in sein Bild vertieft. Und Seinfeld war mit Edgar beschäftigt.
    »Denzel. Ganz cool! Das war doch nur –«
    »Was?« Denzel schob das Kinn nach vorn. »Spaß? Wolltest du Spaß sagen?«
    Wayne gab Laute von sich, die ein Lachen sein sollten. Es klang aber eher nach einem Schluckauf.
    »Du glaubst, ich finde es spaßig, wenn man mich Bimbo nennt? Ist es das, was du glaubst? Wayne?«
    Der Mann schrumpfte in sich zusammen. In seinem Gesicht zuckte es unkontrolliert und seine Nase wurde zusehends blass.
    »Dann darf ich dir sagen«, Denzel machte einen Schritt auf Wayne zu, der ungelenk zurückstolperte, »dass das nicht der Fall ist. Und für Neger, Nigger, Zulu, Kaffer und so weiter gilt das Gleiche. Kommt das bei dir an?« Denzel beugte sich zu Wayne hinab, näherte sich seinem Gesicht. »Sag?«
    »Ja … klar, Denzel. Weiß ich … doch.« Wayne konnte nicht weiter zurück, er stand mit dem Rücken gegen einen Tisch.
    »Wirklich?« Noch ein Stück kam Denzel näher. Seine Nase war nur noch ein paar Zentimeter von Waynes Nase entfernt.
    Wayne nickte, schnell und oft. Worte bekam er nicht mehr heraus.
    Denzel richtete sich abrupt auf. »Gut.« Er lächelte breit. »Schön, dass wir das geklärt hätten. Und was den Blutschwamm auf meiner Wange anbelangt.« Er zeigte auf das dunkelrote Mal, das sich über einen Großteil seiner rechten Gesichtshälfte zog. »Wenn, dann gleicht er einem abnehmenden Halbmond. Aber ich finde eher, dass er aussieht wie Kalifornien.«
    Wieder nickte Wayne.
    Denzel zwinkerte. »Und jetzt würde ich gerne weiterarbeiten. Ist das okay für dich?«
    »J…ja.«
    »Prima!« Ohne den Mann noch eines weiteren Blickes zu würdigen, ließ sich Denzel wieder auf seinen Stuhl nieder, nahm den Pinsel in die Hand und malte weiter, als wäre nichts gewesen.
    Einmal jedoch sah er kurz zu Bob herüber und lächelte ihm verschmitzt zu. Und Bob schürzte bewundernd die Lippen. Denzel brauchte tatsächlich keine Hilfe. Mit den beiden Hohlköpfen und ihren dummen Anfeindungen wurde er spielend alleine fertig.
    Auch Seinfeld war nicht eingeschritten und hatte sich alles aus der Distanz angesehen. Offenbar hatte Denzel auch schon mit ihm gesprochen. Jetzt jedoch kam der
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